Angelika/Mike Schilli |
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Michael berichtet live aus dem fahrerlosen Taxi. |
Michael In Rundbrief 07/2023 hatte ich ja schonmal über unsere neuen Waymo-Robotaxis hier in San Francisco berichtet, aber bestellt hatte ich noch nie eines. Für euch daheim: Robotaxis sind diese selbstfahrenden Fahrzeuge, die wie andere Autos auch durch die Straßenschluchten San Franciscos kurven. Man kann sie ganz normal wie einen Uber bestellen und nutzen, nur dass kein Fahrer vorne sitzt, sondern ein Elektronengehirn von Google das Fahrzeug steuert, Pedale drückt und das Lenkrad wie von Zauberhand herumwirbelt.
Nun ist die Aufgabe dieser Publikation ja, die Welt über aktuelle Ereignisse hier in San Francisco in Atem zu halten, und so lud ich die "Waymo One" App herunter, ließ meine Kreditkarte hineinschlüpfen und bestellte flugs ein autonom fahrendes Taxi, als ich einmal zu faul war, einen Kilometer durch die Stadt zu einer angepeilten Wirtschaft zu laufen.
An die weißen Waymo-Robotaxis, allesamt SUVs vom Typ "Jaguar F" mit einem gigantischen schnelldrehenden radarähnlichen Gismo auf dem Dach, haben sich die Einwohner San Franciscos mittlerweile gewöhnt und die meisten Leute akzeptieren sie als gleichberechtigte Straßenverkehrsteilnehmer, die überdurchschnittlich gut fahren. Anders als typische Autofahrer hier machen sie keine krassen Fehler beim Bedienen ihres Fahrzeugs, übersehen keine roten Ampeln und halten brav an jedem Stoppschild an. Dabei sind sie schwer auf zack, dödeln nicht rum weil sie am Telefon herumspielen und kommen schneller durch den Verkehr als unsere Schleicher. Und, wichtiger noch, sie sind leichter zu ertragen als unsere heißblütigen jugendlichen Raser, die allesamt nicht Autofahren können aber mächtig aufs Gas drücken.
Deswegen hatte ich auch null Bedenken, in das selbstfahrende Auto einzusteigen. Nach etwa 10 Minuten fuhr das Fahrzeug vor, und auf der Telefon-App erschien ein Knopf zum Entriegeln der Tür. Ich drückte drauf, und hörte es schon an der Tür des Robotaxis schnackeln. Ich zog am Griff der hinteren Seitentür und öffnete diese. Wie in Amerika üblich stieg ich hinten ein, aber man dürfte auch vorne auf dem Beifahrersitz sitzen.
Ich zog die Tür zu und ließ mich auf die Rückbank plumpsen. Alles war ganz still und es ertönte eine leise irre Space-Musik, ähnlich wie im Besucherzentrum des Mormonentempels, den wir mal vor langer Zeit aufgesucht hatten. Eine freundliche Frauenstimme erklärte, dass dies sich zwar alles sehr futuristisch anmuten würde, aber ich mir keine Sorgen machen müsse, und die Fahrt genießen, aber die Finger vom Lenkrad lassen solle. Laut Ansage lässt die Betreiberfirma Waymo auch im Innenraum Kameras laufen, versichert aber, Gespräche von Fahrgästen oder deren operettenhaftes Geträller nicht zu belauschen.
Damit das Auto losfuhr, musste ich auf der App erst einen Startknopf drücken und dann einen Schieber über die Bildfläche ziehen. Dann ging's los, das Auto verließ die Parklücke und mischte sich in den fließenden Verkehr, sehr zügig und souverän. Es hielt ordnungsgemäß an roten Ampeln an und ließ Fußgängern beim Abbiegen vorbildlich die Vorfahrt. Meine Fahrt war nur sehr kurz und das Auto hielt am Fahrziel vorschriftsmäßig in einer Parkbucht an. Ich stieg aus, schloss die Tür und das war's. Trinkgeld gab's natürlich keines für den Roboter, obwohl er sich's verdient hätte!
Angeblich soll übrigens eine Robotaxifahrt in San Francisco der neueste Gag für Touristen aus aller Welt sein, und wer wollte da widersprechen! Unseren nächsten Besuchern werde ich eine Fahrt spendieren. Cable Car fahren, über die Golden Gate Bridge marschieren und jetzt auch noch ein Robotaxi bestellen, das gehört (neben unseren Geheimtipps in Rundbrief 12/2012) jetzt zum Standardprogramm für unsere hippen Besucher.
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