Angelika Am Samstag, dem 7. November lagen wir noch gemütlich im Bett und lasen, als plötzlich Jubeln und Topfschlagen los ging, das immer lauter wurde. Biden hatte nach zermürbenden Tagen des Wartens und Auszählens die Präsidentschaftswahl gewonnen, weil der Bundesstaat Pennsylvania an ihn gegangen war. Im Jubel drückte sich die Erleichterung aus, die viele in der demokratischen Hochburg San Francisco empfanden. Ehrlich gesagt hatten wir das noch nie nach einer Wahl erlebt.
Nun wäre es naiv, zu glauben, dass Biden alles richten wird. Das Land ist zutiefst gespalten, Millionen haben für Trump gestimmt und sind davon überzeugt, dass die Demokraten die Wahl gestohlen haben, und bei den Demokraten selbst gibt es politische Grabenkämpfe zwischen den mehr moderaten und progressiveren Kräften. Aber an diesem besagten Samstag kam nach einem unendlich anstrengenden Jahr endlich wieder so etwas wie Hoffnung auf, dass noch nicht alles verloren ist. Von mir aus können die nächsten vier Jahre total langweilig werden, wenn nur endlich Ruhe einkehrt mit Biden und Harris. Schon jetzt ist angenehm, dass wir nicht jeden Morgen mit der Sorge aufwachen, was der werte Herr Trump jetzt schon wieder mit einem Tweet losgelöst hat. Ja, er zweifelt immer noch an seiner Wahlniederlage, und wir fragen uns schon, wie es sein kann, dass soviele republikanische Politiker in Washington ihm noch die Treue halten. Aber dennoch bereiten sich viele seiner Parteifreunde auf eine neue Ära vor.
Wieviel Biden bewirken kann, liegt auch daran, ob im Senat die Republikaner weiterhin die Mehrheit haben werden. Dies entscheidet sich am 5. Januar in Georgia, denn dort geht es in die Stichwahl für die zwei Senatorensitze. Falls der Senat aber in republikanischer Hand bleibt, wird es schwer für Biden, denn dann bleibt Mitch McConnell Mehrheitsführer im Senat und wird Biden viele Steine in den Weg legen. McConnell ist meiner Meinung nach einer der mächtigsten Politiker im Land. Ich werde bald einmal ausführlicher über ihn im Rundbrief schreiben.
Liebe Grüße aus der Stadt im Coronaschlaf:
Angelika und Michael