Michael Wenn sie denn überhaupt einen kaufen, machen sich Amerikaner meist schon an Thanksgiving Ende November auf, einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Sie stellen ihn auch gleich auf und schmücken ihn, denn schließlich hat man so mehr von der Investition.
Angelika will auch jedes Jahr einen Weihnachtsbaum haben, ihn aber erst kurz vor dem 24sten kaufen und erst am 24sten aufstellen. Eine Woche vor dem Fest bieten die Verkaufsstellen normalerweise noch akzeptable Bäume feil, doch bei unserer normalen Anlaufstelle gab es dieses Jahr nur noch drei Meter hohe Riesenbäume und einen Meter kleine Mini-Bäume, das Mittelsegment war komplett ausverkauft. Schließlich fanden wir noch einen, der maß 2 Meter 10, aber als wir fragten, wie viel er denn kosten solle, sagte der Mann trocken: 176 Dollar, worauf wir es uns nochmal überlegen wollten.
Nach einer Stunde Autofahrt quer durch die Stadt, auf der wir verschiedenste Safeway-Parkplätze abklapperten, auf denen laut Internet angeblich Bäume verkauft wurden, aber in Wirklichkeit nur bereits eingemottete Verkaufsbaracken standen, wurden wir schließlich in einem Gartencenter am Ozean fündig. Aus fünf verbliebenen Bäumen wählten wir den besten aus, und der Angestellte erzählte uns, während er den Baum auf unserem Autodach festband, dass es dieses Jahr besonders verrückt zugegangen sei. Viel mehr Leute als sonst blieben über die Feiertage in der Stadt, und während der Laden sonst pro Saison 600 Weihnachstbäume verkauft, hätten sie dieses Jahr in weiser Voraussicht 1000 geordert, die aber nun praktisch alle weg waren, und Nachschub war auf die Schnelle nicht zu bekommen.
Nun steht also ein 119 Dollar teures Stück auf unserem Balkon und wartet dort auf den 24. Dezember, dann darf er rein ins Wohnzimmer und wird dort von Angelika persönlich in einer aufwändigen Prozedur geschmückt. Ich schreibe derweil Artikel für Computerzeitschriften oder geh Surfen.