Angelika Leuten, die wie wir in einem Erdbebengebiet wohnen, zehrt es immer besonders an den Nerven, wenn sich irgendwo auf der Welt ein starkes Erdbeben ereignet. Jeder fragt sich sofort, kommt das nächste jetzt zu uns und wie würde es bei uns aussehen nach einem Beben der Stärke 8,9, wie unlängst in Japan?
Die Zahl ist schwindelerregend hoch. Da wir hier schon so manches Erdbeben der Stärke 5 erlebt haben, die in der Regel 10-15 Sekunden dauern, können wir nur erahnen, wie es sich anfühlen muss, wenn die Erde 2 1/2 Minuten lang und noch dazu viel heftiger bebt. San Francisco liegt am pazifischen Ozean, und nach schweren Erdbeben im pazifischen Raum bedrohen Tsunamis die hawaiianischen Inseln und die Westküste der USA.
Meine Arbeitskollegin erschien am Montag nach dem Erdbeben nicht zur Arbeit, denn sie musste ihr Haus evakuieren. Nun wohnt meine Kollegin nicht in San Francisco, sondern in Pacifica, einem kleinen Vorort am Ozean. Wir fahren oft nach Pacifica zum Strand, denn eine 15-minütige Autofahrt bringt uns in Windeseile dorthin. Meine Kollegin wohnt unmittelbar am Wasser und nachts um drei schrillte ihr Telefon mit einer automatischen Ansage, dass die Behörden alle Anwohner auffforderten, ihre Wohnungen zu verlassen, um sich in höhere Lagen zu begeben. In San Francisco durfte vorsichtshalber keiner mehr an den "Ocean Beach". Die Straße, die am Ocean Beach entlang läuft, den sogenannten Great Highway, schloß man ebenfalls für den Verkehr.
Nun ging alles glimpflich aus, denn die erwartete Superwelle kam dann doch nicht. In Santa Cruz (etwa 115 Kilometer südlich von San Francisco) riss das aufgewühlte Meer Boote vom Steg. In Oregon und Kalifornien zog es insgesamt 5 Leute ins Meer, weil die auf die glorreiche Idee kamen, das Naturspektakel aus nächster Nähe zu fotografieren. Einer wird immer noch vermisst, die anderen kamen mit dem Schrecken davon.
Jetzt kündigt sich schon die nächste Katastrophe an. Jeder verfolgt besorgt die Situation in den Kernkraftwerken Japans und wir fragen uns, ob es ein zweites Tschernobyl geben wird oder vielleicht schon gegeben hat. Und wann dann radioaktive Strahlung Kalifornien erreicht. Auch in Kalifornien gibt es Atomkraftwerke. Vielleicht sollte man in Erdbebengebieten generell keine Atomkraftwerke ans Netz schließen. Ich glaube, ich hole meinen "Atomkraft -- Nein danke" Aufkleber wieder aus der Kiste.