Angelika/Mike Schilli |
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Michael Was kaum einer weiß: Zugereiste aus anderen Bundesstaaten müssen in Kalifornien ein mitgebrachtes Auto binnen zweier Wochen bei der Kraftfahrzeugmeldestelle registrieren und das Kennzeichen gegen eines mit der hübschen roten Aufschrift "California" eintauschen.
Nur am Rande: Die insgesamt sieben Buchstaben und Zahlen auf dem Nummernschild lassen keinen Rückschluss darüber zu, in welcher Stadt das Auto angemeldet wurde. Das ist in Deutschland anders, und jedesmal ärgere ich mich, wenn ich in München in einem Mietwagen mit "HH-"-Kennzeichen herumfahren muss und mich keiner einfädeln lässt. Viele Leute schrauben in den USA die Kennzeichen aber auf Plastik- oder Chromerahmen auf, deren Aufschrift entweder auf den Händler ("Peter Pan BMW San Mateo") oder eine Firma ("Yahoo!") hinweisen. Manche Bundesstaaten verzichten auf das vordere Kennzeichen, aber in Kalifornien stellt die Behörde zwei Kennzeichen aus, und Paragraph 5200 des "Traffic Code" besagt, dass eines davon vorne und das andere hinten am Auto hängen muss. Zwar fahren viele nur mit einem Kennzeichen herum, aber die geben der Polizei nur Gelegenheit, den Wagen anzuhalten, herumzuschnüffeln und eventuell noch weitere Mäkel aufzuspüren.
Zieht jemand aus, sagen wir mal, Idaho nach Kalifornien um, muss er das Idaho-Kennzeichen gegen ein kalifornisches eintauschen und die anfallende Registrierungsgebühr entrichten. Weil viele dies aus Faul- oder Gerissenheit nicht machen und dem kalifornischen Staat dadurch Millionen von Dollars an Gebühren durch die Lappen gehen, bietet die California Highway Police (CHP) eine Petzstelle für nicht registrierte Fahrzeuge auf dem Internet an. Dort trägt der wachsame Blockwart ordnungsgemäß das Kennzeichen und den Sichtungsort des Gebührenverbrechers ein, und dann rückt vermutlich ein mobiles Einsatzkommando mit Vorschlaghämmern an, um ein Zeichen für das finanziell gebeutelte Kalifornien zu setzen. Spaß muss sein.
Neben dem kalifornischen Autokennzeichen brauchen Zugezogene nach spätestens 14 Tagen auch einen kalifornischen Führerschein, falls sie sich dauerhaft im Sonnenstaat niederlassen. Die KFZ-Meldestelle heißt in Amerika "DMV" (Department of Motor Vehicles) und wird vom jeweiligen Bundesstaat betrieben. Sie nimmt gegen eine geringe Gebühr (31 Dollar) die theoretische und praktische Führerscheinprüfung ab und gibt nach eher großzügig bemessenen Bearbeitungszeiten brandneue Führerscheine und Kennzeichen aus.
Nun könnte ein Neuankömmling in San Francisco freilich auf die Idee kommen, seinen Führerschein bei der einzigen DMV-Niederlassung der Stadt, in der Fell Street, zu beantragen. Fataler Anfängerfehler! Wie jeder Ortsansässige weiß, arbeiten dort die demotiviertesten Staatsangestellten ganz Kaliforniens, und wenn man sich nicht stundenlang sinnlos aufregen möchte, rate ich dringend vom Betreten dieser Zweigstelle ab. Auch niemals dort anrufen! Wer nicht schon im automatischen Telefonlabyrinth aufgibt, und nach endlosen Wartezeiten schließlich einen der wenigen Sachbearbeiter ans Rohr bekommt, kann sich darauf gefasst machen, dass dieser nur roboterhaft Phrasen herunterleiert oder gleich den Hörer aufknallt.
Das bestätigen die beinahe durchgehend katastrophale Bewertungen auf Google-Maps, von "pathetic" (erbärmlich) bis "disgraceful" (schändlich) ist alles dabei. Das scheint die Verantwortlichen in Sacramento jedoch nicht zu interessieren, dabei stöhnen die Leute schon seit mehr als zehn Jahren über den Lotterbetrieb. Durch das akute Finanzproblem hat sich die Lage ja noch verschärft und in ganz Kalifornien sperrt der DMV seine Türen nun an drei von vier Freitagen im Monat zur Kostendämpfung überhaupt nicht mehr auf. Früher war er sogar samstags offen!
Ich munkele mal, dass der DMV in San Francisco das Sammelbecken der KFZ-Meldestelle für zwangsversetzte Mitarbeiter ist, die man zum Kündigen zwingen möchte. Auch die Empfehlungsseite Yelp bestätigt die furchtbaren Zustände beim DMV in San Francisco, zeigt aber auf, was Einheimische längst wissen: Man fährt einfach ins 20 Kilometer südlich gelegene, vorörtliche San Mateo oder 10 Kilometer rüber zur East-Bay-Seite, in die sonst nicht gerade vorbildliche Stadt Oakland, und auf einmal klappt der Behördenkram wie am Schnürchen. Ich persönlich habe meine Führerscheinprüfung damals in San Jose gemacht, erledige neu anfallenden KFZ-Papierkram in Santa Clara (auch ein sehr gut organisierter DMV) und das jährlich fällige Erneuern der KFZ-Registrierung klappt mittlerweile perfekt Online. Beim DMV in San Francisco komme ich eigentlich nur während des Bay-To-Breakers-Stadtlaufs vorbei, dessen Strecke eine zeitlang an der Fell Street entlang führt.
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