Angelika Wir trauten unseren Augen nicht: Letztes Jahr im Herbst überklebten fleißige Heinzelmännchen die Straßenreinigungsschilder mit einem Aufkleber in unserem Viertel, die plötzlich anzeigten, dass die Straßenreinigung nur noch zweimal im Monat stattfindet. Es handelte sich dabei nicht um einen Scherz von entnervten Parkern, die keine Lust mehr hatten, wöchentlich ihr Auto vor dem Straßenreinigungsautos in Sicherheit zu bringen oder ein mittlerweile 50 Dollar hohes Bußgeld zu berappen. Nein, die Stadt hatte beschlossen, Geld zu sparen und das Kehrauto nur noch zweimal im Monat durch bestimmte Straßenzüge in 20 ausgesuchten Stadtvierteln zu jagen (Rundbrief 05/2008).
Die Viertel, in denen nicht so viel herumgemüllt wird, kamen auf die Auswahlliste. Unser Viertel "Noe Valley" gehörte dazu. Wir rieben uns erfreut die Hände, denn mit geschickter Planung können wir unser altes Auto, den "PERLMAN", jetzt theoretisch zwei Wochen am selben Fleck stehen lassen. Die neue Regel erfordert allerdings mehr Rechenkunst, denn in unserem Viertel wird nun immer am zweiten und vierten Wochentag X des Monats die Straße gereinigt. Je nach Straßenzug ist X Montag, Dienstag, Mittwoch, oder Freitag. Michael schuf gleich Abhilfe und hing einen Kalender mit den spezifischen Daten an unsere Haustür, gleich unter den Stadtplan mit den farblich markierten Straßenreinigungswochentagen in unserem Viertel.
Jaja, ich höre schon den Aufschrei der aufmerksamen Leserschar: "Aber was ist mit der 72-Stunden-Regel (Rundbrief 03/2009), die besagt, dass das Auto nach dieser Zeitspanne umgeparkt werden muss?" Nun, mittlerweile haben wir herausgefunden, in welcher Straße die Spione sitzen, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben, als zu beobachten, wer wann wie lange parkt und Leute anzuschwärzen. Diese Straßen meiden wir einfach und parken dort, wo Leute mit gesundem Menschenverstand wohnen, die sich darum nicht scheren.
Leider verkalkulierte sich die Stadt aber etwas. Denn die Einsparungen durch das reduzierte Straßenkehren wiegen die durch weniger ausgestellte Strafzettel verlorenen Einnahmen nicht auf! Die Strafzettelwespen können nun nur noch halb so oft aufschreiben, und das reißt ein Riesenloch ins Stadtsäckel.
Der "San Francisco Chronicle", die bekannteste Tageszeitung der Stadt, berichtete dann auch im April, dass in den 20 Vierteln zwischen Oktober und Dezember 26% weniger Strafzettel wegen Parkens während der Straßenreinigung geschrieben wurden. Geht das so weiter, verliert die Stadt dadurch schlappe 3.8 Millionen Dollar pro Jahr, spart aber im Gegenzug nur 1 Millionen Dollar an Kehrkosten ein. Aua, das tut weh!