Angelika/Mike Schilli |
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Angelika Ich habe wohl damals in meinem jugendlichen Leichtsinn zu viele "Winnetous und Old Shatterhands" im Fernsehen angeschaut, denn bisher meinte ich, dass die meisten Ureinwohner Amerikas durchs weite Land zogen und ihre Zelte immer dort aufschlugen, wo es genug zu erjagen gab. Nun sollte man sich bekanntlich nicht auf Karl Mays Erzählungen, die mehr seiner Fantasie als historischen Fakten entsprangen, verlassen, wenn es um Indianer und Nordamerika geht.
Unsere Ausflüge in New Mexico räumten auch gleich mit der romantischen Vorstellung des durch die Prärie reitenden Indianers auf. In dem heutigen Bundesstaat New Mexico wohnten die so genannten Pueblo-Indianer schon zu Urzeiten in Dörfern und betrieben Landwirtschaft. Gut erhaltene Ruinen wie die im Bandelier National Monument beweisen es. Über diverse Leitern kletterten wir dort sogar zu dem Ceremonial Cave, ein Felsvorsprung hoch oben im Berg, in dem die Indianer aus für mich unerklärlichen Gründen - schließlich muss der Aufstieg damals nicht von Pappe gewesen sein - lebten.
Aber ich schweife ab, denn eigentlich wollte ich von dem noch bewohnten Indianerdorf "Taos Pueblo" erzählen. Der Begriff "Pueblo" kommt übrigens aus dem Spanischen und bedeutet "Dorf". Die spanischen Kolonialherren brachten den Begriff nach New Mexico.
Im Taos Pueblo leben etwa 2000 Indianer, davon ca. 50 Familen in den dreistöckigen und 1000 Jahre alten Adobehäusern. Bis heute gibt es in diesen kein fließendes Wasser und keinen Strom. Die restlichen Dorfbewohner leben allerdings in modernen Häusern. Auf dem Dorfplatz befindet sich auch eine katholische Kirche, was euch jetzt vielleicht überrascht. Schuld sind natürlich wieder die schon erwähnten spanischen Eroberer, die den Indianern ihren katholischen Glauben aufzwangen. Auch heute noch sind die in dieser Ecke lebenden Indianer in der Regel katholisch.
Solltet ihr durch Zufall einmal in New Mexico herumschwirren, verpasst das "Taos Pueblo" nicht. Die Architektur des Dorfes ist absolut beeindruckend und ein Hauch von Tradition und Geschichte umweht einem auf Schritt und Tritt. Das findet übrigens auch die Unesco, die Taos Pueblo 1992 auf die Liste des Weltkulturerbes setzte.
Etwas gewöhnugsbedürftig ist allerdings, dass der Tourist nur ins Dorf gelangt, wenn er 10 Dollar Eintritt bezahlt. Das ist gängige Praxis in den meisten Indianerdörfern New Mexicos. Denn auch Taos Pueblo ist offiziell Indianerreservat und somit selbstverwaltet.
Möchte man fotografieren in Taos Pueblo, zahlt man weitere 5 Dollar, und zwar pro Kamera. Natürlich verdienen die Indianer so ihren Lebensunterhalt, und das ist ja auch okay, aber wir waren am Anfang doch etwas gehemmt und fühlten uns wie Eindringlinge. Die Bewohner des Dorfes zeigten sich dann allerdings sehr freundlich und aufgeschlossen. Auch sind nicht alle Bereiche für Touristen zugänglich. In den uralten Adobehäusern haben viele Indianer kleine Läden, in dem sie ihr Kunstgewerbe wie Schmuck, Holzschnitzereien und gewebte Waren verkaufen.
Der Hit waren aber die leckeren Backwaren, die zum Kauf angeboten wurden, die traditionell in einem Adobeofen gebacken werden, der sich meist draußen vor dem Haus befindet und wie ein großer Ameisenhügel mit Loch aussieht.
In Taos Pueblo fiel uns auch auf, dass viele Geschäfte mit dem Begriff "Indian" warben. Normalerweise heißt es in "politisch korrekten" Kreisen aber immer "Native American", wenn es sich um die Ureinwohner Amerikas dreht (Rundbrief 02/2002). Der Reiseführer klärte uns auf: Im Bundesstaat New Mexico finden die meisten Indianer es völlig in Ordnung, die Bezeichnung "Indian" zu wählen. Selbst Museen, die sich mit der Geschichte oder Kunst der Indianer auseinander setzen, heißen zum Beispiel "Museum of Indian Arts and Culture". Trotzdem würde ich euch als Tourist raten, beim "Native American" zu bleiben, da macht man nichts falsch. Weiße werden in New Mexico übrigens häufig als "Anglos" bezeichnet, während im übrigen Land "Caucasian" korrekt ist.
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