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  Rundbrief Nummer 54  
San Francisco, den 19.03.2005


Abbildung [1]: Die Website von slickdeals.net

In den USA gibt es einfach die besseren Sonderangebote. Einen neuen PC von Dell mit Intel 2.8 Ghz und 512MB RAM und 17 Zoll LCD-Bildschirm für $575? Kein Problem. Allerdings gibt es so etwas immer nur für ein paar Stunden irgendwo, oft nur Online, und man müsste ständig herumbrausen, um davon Wind zu kriegen.

Zum Glück gibt es Websites wie slickdeals.net und dealcatcher.com, auf denen Freiwillige ständig herumgeschafteln und die neuesten Sonderangebote der konkurrierenden Läden melden. Hat Dell einen Coupon für einen kostenlosen Drucker, Amazon ein Freitagsangebot, oder der Computer-Riese Comp-USA einen Router, der $17 Dollar kostet und man $20 Dollar Mail-in-Rebate (siehe Rundbrief 01/1999) kriegt? Auf diesen Seiten steht's. Nach der morgentlichen Lektüre muss man dann schnell entscheiden und Online bestellen, dann kriegt man die unglaublichsten Deals. Ich habe schon 200-GB-Festplatten zu $59, Wireless-Router für $20 und, wie gesagt, Spitzenklasse-Computer mit Flachbildschirm für $575 erstanden.

Klarer Fall: Die Läden verkaufen diese Artikel mit Verlust. Das ist in den USA legal. Freilich rechnen sie damit, dass dann Kunden in die Niederlassung strömen oder auf der Webseite heraumbrausen, um mehr als nur das Schlagerangebot zu bestellen.

Aber besonders im Silicon-Valley hat sich mittlerweile eine Truppe von (von mir) so genannten "El Cheapos" herausgebildet, die immer Samstag morgens in die Läden drängen, um die Schlagerangebote (und sonst nichts) abzustauben. Und ich weiß das von einigen Arbeitskollegen, die durchaus in den oberen 10 Prozent der Einkommensskala verdienen -- es geht lediglich um den Sparkick.

Teilweise sieht man Auktionen auf Ebay, die Artikel feilbieten, die zweifelsohne in einem der Supermärkte im Silicon Valley gekauft wurden: Kuckt man sich die Abbildungen genau an, sieht man originalverpackte Artikel mit Preisschildern von Silicon-Valley-Verkaufriesen wie "Fry's". Um den Mail-In-Rabate (Rundbrief 01/1999) einzulösen, wurde meist der Barcode von der Verpackung abgelöst. Dann hat der Ebay-Verkäufer für einen DSL-Router bei Fry's $20 bezahlt, bekommt von der Herstellerfirma (Dlink, Belkin, Airlink) einen Mail-in-Rebate von $20 und verkauft den Artikel dann auf Ebay für $30 an einen Kunden in South Dakota, der froh ist, ihn zu diesem Preis zu kriegen. Alles 100% legal und eine Win-Win-Situation für alle Verbraucher!

Außerdem führt es zu einem umgedrehten Kaufverhalten: Man kauft eine Ware nicht mehr, weil man sie braucht, sondern weil sie gerade billig ist. Das freut natürlich die Wirtschaft. Die sich übrigens in den USA, im Rundbrief lest ihr es zuerst, wieder erholt hat und kurz vor einem neuen Boom steht.

So gibt es zum Beispiel die Website woot.com, eine kleine von ein paar in die USA eingewanderten Indern gegründete Startup-Firma, die täglich nur 03/2005
ein Produkt anbietet und damit Millionen von Dollars umsetzt. Die Auswahl ist völlig irre, an einem Tag ist's eine Küchenmaschine, am anderen ein Netzwerk-Router oder eine Armbanduhr. Das Zeug gibt's, solange der Vorrat reicht, dann ist für den Rest des Tages Schluss. Bis am nächsten Tag das nächste Woot! Sonderangebot kommt. Der Name der Firma leitet sich übrigens von dem Spruch "Woot! There it is!" ab, der sich etwa mit "Schwupps, da ist es!" übersetzen lässt.

Oder nehmt die Firma TiVo: Die startete am 17.12.2004 eine Werbeaktion: In der Zeitung wurde verkündet, dass jeder, der ab zehn Uhr morgens an einer bestimmten Stelle im Silicon Valley steht, einen digitalen Videorekorder im Wert von $200 bekommt. Die Aktion war ein voller Erfolg, tausende (!) von Leuten standen Schlange und mehr als 1000 Geräte wurden verschenkt. Hubschrauber aller Fernsehstationen waren da, Zeitungsreporter, die Geschichte war in aller Munde und einige Yahoo!s erschienen erst gen Mittag zur Arbeit. Wenn man umrechnet, wie wenig Publicity man sonst für $200,000 bekommt, war das ein voller Erfolg.

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Letzte Änderung: 26-Nov-2012