(Michael) Kurz vor Weihnachten letzten Jahres räumte AOL die letzten Gebäude auf dem ehemaligen Netscape-Campus. Von 800 Leuten wurde etwa 500 sofort gekündigt und etwa 100 erhielten ein Angebot, an die Ostküste, nach Dulles ins Hauptquartier von AOL zu ziehen. "Sofort gekündigt" hieß dabei, um zehn Uhr Bescheid zu kriegen, bis 12:00 mittags das Gebäude zu verlassen. Ein hektisches Treiben setzte ein, private Dinge aus Cubicles wurden geräumt, Verabschiedungsszenen überall, ein trauriger Tag. Die Firma ließ sich nicht lumpen und zahlte jedem 4 Monate "Severance Package", also Gehalt plus Krankenversicherung.
Glücklicherweise hat's mich nicht erwischt, aber leider sind 90% meiner Kollegen nun weg. Interessant war, dass sofort nach Bekanntwerden der Entlassungen einige Konkurrenzfirmen wie Yahoo oder Ebay so genannte "Open Houses" veranstalteten, speziell für die bei AOL Gekündigten, wohl um die Besten aufzuschnappen. Wir stehen nach wie vor über Mailinglisten in Kontakt, und manche haben schon einen neuen Job gefunden, aber die Arbeitsmarktlage ist nicht so rosig.
Aber es geht aufwärts. Und im Gegensatz zu Deutschland, wo ich den Eindruck habe, dass wirklich alles den Bach runtergeht und jeder nur jammert, gibt sich der Amerikaner positiv: Das wird schon wieder. Und glaubt mir: Es hilft.
Grüße aus der Talsohle:
Angelika und Michael