08.11.2015   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 113  
San Francisco, den 08.11.2015


Abbildung [1]: Dank sechs diagonal eingebauter Dämpfer schwingt dieses Gebäude im Erdbebenfall langsam aus.

Michael Damit beim nächsten Erdbeben in San Francisco nicht alles sofort in Schutt und Asche fällt, legt die Stadtverwaltung Wert darauf, dass Baufirmen jedes Gebäude und jede Brücke in der Stadt nach strengen Vorlagen errichten. Die meisten Häuser werden von Holzbalken und Pressspanplatten zusammengehalten, Baumaterialien wie Ziegel oder Beton findet man äußerst selten. Das hat zwar den Nachteil, dass man in einem Mehrfamilienhaus vor Schreck aus dem Bett fällt, wenn der Nachbar heftig niest. Fährt jedoch bei einem Erdbeben ein gewaltiger Ruckler durchs Haus, kracht es nicht gleich zusammen, sondern schwingt ein paar Sekunden hin und her und dann langsam aus. Bei einem Steinhaus reißen da schnell mal die Ziegel, tragende Wände zerbröseln, und schon saust der erste Stock krachend auf das Parterre nieder und zermatscht den Untermieter zu Pfannkuchenformat.

Abbildung [2]: Dieses Gebäude ist laut Stadtverwaltung nicht erdbebensicher.

Auch der Hobbyheimwerker muss beim Reparieren aufpassen, damit auch alles im rechtlichen Rahmen bleibt. Renoviert er sein Haus, und richtet zum Beispiel ein neues Sonnendeck ein, muss das eigentlich nach der Fertigstellung von einem sogenannten Inspektor abgenommen werden. Oft unterbleibt dies aber, und deswegen kommt beim Hausverkauf wiederum ein Inspektor, der alles anmäkelt, was nicht "nach Code" gebaut wurde. Dann kann der Verkäufer es entweder von einem Fachmann richten und zertifizieren lassen, oder einfach mit dem Preis runtergehen, damit der Käufer ein Auge zudrückt.

Abbildung [3]: Der Eigentümer hat ein Formular nicht eingereicht und jetzt prangt dieses Schild an seinem Haus.

Oft greifen sparsame Hausbesitzer auch auf die Dienstleistungsangebote illegal eingereister Südamerikaner zurück, deren Handwerkskunst zwar der eingesessener und zertifizierter Arbeiter und sogenannter "Contractors" (Bauleiter) ebenbürtig ist, aber halt nicht den offiziellen Vorschriften genügt. Da ein so fertiggestelltes Bauwerk aber nur ein Bruchteil von dem kostet, was ein Bauarbeiter mit sauberen Papieren verlangen würde, ist im privaten Sektor Schwarzarbeit gang und gäbe, einschließlich der damit einhergehenden nicht offiziell abgesegneten Reparaturen.

Abbildung [4]: Die Dämpfer sind drehend eingelagert und geben bei Stößen sanft nach.

Bei öffentlichen Bauprojekten wählt die Stadt bei der Ausschreibung natürlich nur zertifizierte Betriebe aus, die strikt nach Vorschrift bauen, aber auch dort kommt es dauernd zu Problemen, weil die sich die Fertigstellung wegen Missmanagement verzögert, die Kosten plötzlich explodieren oder das Bauunternehmen Sorgfalt bei der Durchführung missen lässt, wie sich am Beispiel der rostigen Stahlbolzen beim Neubau der Bay Bridge zeigte (Rundbrief 09/2013).

Abbildung [5]: Große Gebäude brauchen entsprechende Dämpfer.

Überhaupt ist ganz San Francisco zur Zeit eine einzige Baustelle, und ich frage mich immer, ob es tatsächlich niemanden kratzt, wenn sich Projekte endlos hinziehen oder warum niemand die verbrecherischen Bauunternehmen an die Kandarre nimmt, wenn sie ihre Versprechen nicht einhalten. Wenn ich mir eine Art Vorhölle vorstelle, dann sieht die so aus, dass ich mir ein baufälliges Haus kaufe und dann auf Gedeih und Verderb einem schlitzohrigen Bauleiter mit seiner Schluderertruppe ausgeliefert bin, die jeden Tag neue Ausreden erfinden und mich langsam aber stetig ins Grab treiben. Das wird niemals passieren, niemals!

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Letzte Änderung: 08-Nov-2015