Angelika San Francisco und Kalifornien lieben ja bekanntlich ihre Volksbegehren. Bei jeder Stadtwahl stehen eine Unzahl von sogenannten "Propositions" auf dem Wahlzettel, über die der Bürger zu entscheiden hat. Am 4. November dieses Jahres fand deswegen auch nicht nur die Bürgermeisterwahl in San Francisco statt. Die Wähler stimmten ebenfalls über die sogenannte "Proposition F" ab, die im Volksmund auch als die "Airbnb-Abstimmung" bekannt ist.
Airbnb ist euch ja vielleicht ein Begriff. Das ist diese Webplattform, über die man private Unterkünfte buchen kann. Brian Chesky, Joe Gebbia und Nathan Blecharczyk etablierten die Firma 2008 in San Francisco, nachdem die ersten beiden Gründer einfach während einer internationalen Konferenz für Design in der Stadt beschlossen hatten, ein paar zusätzliche Betten und Luftmatratzen als Schlafplätze in ihrem Apartement zu vermieten. Sie überredeten ihren Freund Nathan dazu, eine Website mit dem Namen "Airbedandbreakfast.com" aus dem Boden zu stampfen, und die Sache nahm ihren Anfang.
Was klein begann, hat sich mittlerweile zu einem großen und bekannten Unternehmen gemausert. Die Firma Airbnb (der ursprünglich längere Name wurde ab 2009 abgekürzt) expandierte in andere Städte und Länder und kam immer mehr unter Druck und in die Schlagzeilen, vor allem in Städten wie San Francisco, wo der Wohnraum knapp und heißbegehrt ist.
Eigentlich ist das Ganze ja eine brilliante Idee. Leute, die ein Zimmer in ihrer Wohnung oder in ihrem Haus nicht nutzen oder vielleicht für einige Zeit auf Reisen sind, vermieten das Zimmer oder die ganze Wohnung kurzfristig, verdienen sich damit ein bisschen Geld nebenbei und wickeln alles unbürokratisch über eine Website ab. Um die Verwaltung brauchen sie sich dabei nicht zu kümmern, und der Tourist schätzt, dass er sich nicht in ein anonymes Hotel einmieten muss. Kritiker werfen nun aber ein, dass Vermieter mittlerweile auf den Trichter gekommen sind, dass es sich für sie auszahlt, ihre Wohnungen über Airbnb anzubieten und damit immer wieder kurzfristig zu vermieten, statt sie Langzeitmietern zur Verfügung zu stellen, was den eh schon knappen Wohnraum für normale Mieter noch mehr verknappt.
In San Francisco ist der Wohnungsmarkt so überteuert und angespannt, dass das Thema in aller Munde ist und die Gemüter erhitzt. Die Proposition F würde kurzfristige Vermietungen gesetzlich auf 75 Tage im Jahr begrenzen. Zur Zeit dürfen Privatleute ihre Wohnungen an bis zu 90 Tagen im Jahr untervermieten, wenn sie als Hauptmieter oder Besitzer nicht anwesend sind, und keinerlei Begrenzungen bestehen, falls der Hauptmieter/Besitzer sich ebenfalls in der Wohnung aufhält. Träte das Gesetz in Kraft, müsste der Untervermieter der Stadt melden, wie lange der über Airbnb (oder ähnlichen Anbietern) vermittelte Wohnraum kurzfristig vermietet wurde, damit diese prüfen kann, wann die 75 Tage überschritten sind. Außerdem würde es das Gesetz Nachbarn erleichern, Verstöße zu melden und Klagen gegen nicht gesetzestreue Vermieter einzureichen. Es verwundert daher nicht, dass die Firma Airbnb 8 Millionen Dollar in den Wahlkampf gesteckt hat, um "Proposition F" niederzuschlagen. Ihr Hauptwerbeslogan ist, dass Airbnb es den Einwohnern von San Francisco ermöglicht, durch kurzfristige Vermietungen Geld dazu zu verdienen, um in ihrer geliebten aber teuren Stadt wohnen bleiben zu können. Nachtrag: Die Proposition F wurde von den wahlberechtigten Bürgern mit 55% gegen 45% der Stimmen niedergeschlagen.