Angelika/Mike Schilli |
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Angelika Alaska ist nicht nur mit Naturschönheiten gesegnet sondern auch reich an Bodenschätzen. Die Entdeckung von Erdöl Ende der 60er Jahre in der Prudhoe Bay brachte dem Bundesstaat einen unerwarteten Geldsegen und stützt seine Finanzen bis zum heutigen Tag. Doch auch manche Umweltsünde wurde begangen.
Als eines der umstrittensten Projekte gilt der Bau der Alaska-Pipeline, der ungefähr 1280 Kilometer langen Ölleitung, die von der meist zugefrorenen Prudhoe Bay im Norden quer durch Alaska bis zum eisfreien Hafen nach Valdez führt. Auf der einen Seite gilt die Pipeline als Meisterleistung des Ingenieurswesens, denn sie überquert nicht nur mehrere Gebirgsketten und Flüsse, sondern steht auch zum größten Teil auf dem in Alaska weit verbreiteten Permafrostboden, der Sommers wie Winters gefroren ist.
Andererseits war die Pipeline Umweltschützern und den einheimischen Indianern stets ein Dorn im Auge. Umweltschützer besorgte der Eingriff in Alaskas weite unberührte Landstriche, und sie befürchteten mögliche Umweltschäden durch Lecks in der Pipeline, sowie negative Einflüsse auf die Tierwelt. Tier- und Umweltschützer fürchteten nämlich um den Bestand der Rentierherden ("Caribou"), da sie glaubten, dass sich durch die Pipeline zum Beispiel ihre traditionellen Wanderrouten verkürzen wüden und das Jagen der Rentiere somit erleichert würde.
Die Indianer beschwerten sich darüber, dass die Pipeline weite Strecken über Landstriche läuft, die rechtmäßig ihnen gehörten und verlangten eine Entschädigung. Nach jahrelangen Verhandlungen unterschrieb Präsident Nixon 1971 schließlich den "Alaska Native Claims Settlement Act", um den Streit zu schlichten. Die Indianer ("Native Alaskans") erhielten ca. 963 Millionen Dollar und 180.000 Quadratkilometer Land und erlaubten dafür den Bau der Pipeline.
Politisch half die Ölkrise von 1973, den Bau der Pipeline durchzusetzen. Im März 1975 erfolgte der erste Spatenstich und der Bau der gesamten Pipeline war in gut zwei Jahren abgeschlossen. Das Unternehmen brachte eine Goldgräberstimmung. Städte wie Fairbanks und Valdez erlebten nicht nur einen starken Bevölkerungsanstieg, sondern auch saftige Preisanstiege, vor allen Dingen für Häuser und Grundstücke. Die Gehälter der Bauarbeiter waren wegen der schweren Bedingungen überdurchschnittlich hoch, sodass sich das Lohnniveau auch in anderen Branchen nach oben verschob.
Langfristig eliminierte der Bau der Pipeline und die Erdölförderung die Einkommenssteuer im Bundesstaat Alaska ("state income tax") und die Verkaufssteuer ("sales tax") vollständig. Alaska erhält von der fördernden Ölindustrie genug Geld, um auf diese sonst in vielen anderen Bundesstaaten üblichen Steuern zu verzichten. Auch erhält jeder Einwohner Alaskas jedes Jahr im Oktober eine Dividende aus dem Alaska Permanent Fund (Rundbrief 05/2006). Fraglich ist nur, was passiert, wenn die Erdölquellen versiegen, denn die Produktion ist schon jetzt reduziert und wird über die nächsten 10 Jahre stetig nach unten gehen.
Wegen des Permafrostbodens läuft die Pipeline zu großen Teilen oberirdisch, denn Permafrostboden ist nicht nur hart wie Beton, sodass es etwas beschwerlich ist, tief in den Boden zu gelangen, sondern hat auch die Angewohnheit, teilweise aufzutauen, wenn der Boden sich zu stark erwärmt. Jagt man also heißes Erdöl durch die Leitung, erweicht der Boden darunter und lässt die Pipeline einsinken. Die Pipeline ist deshalb streckenweise auf hydraulischen Stelzen gebaut, die nicht nur dazu da sind, Wärme abzuleiten, sondern auch Bodeninstabilitäten auszugleichen.
In Fairbanks besichtigten wir ein Teilstück der Pipeline, das gut zugänglich am Freeway vorbeiläuft. Trotz der stetigen Angst in Alaska, dass irgendwelche Verrückte die Pipeline in die Luft sprengen könnten, war alles frei zugänglich und kein Mensch weit und breit zu sehen.
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