Angelika/Mike Schilli |
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Angelika In den USA gibt es ja bekanntlich kein Meldegesetz, theoretisch weiß der Staat also nicht, wer wo wohnt. Nun ist es aber durchaus wichtig zu wissen, wieviele Einwohner in einer bestimmten Region oder in einem bestimmten Bundesstaat leben, denn staatliche Gelder werden oft proportional zur Bevölkerungsdichte verteilt. Alle 10 Jahre (Rundbrief 05/2000) zählt der Staat deshalb seine Schäfchen, und auch in diesem Jahr füllte ich brav den Fragebogen aus und schickte ihn sofort zurück. Einige Tage später kam sogar noch ein Erinnerungskärtchen für säumige Ausfüller an.
Um die Volkszählung wird hier wirklich ein großes Tamtam gemacht, denn viele schicken die Fragebögen nicht zurück, weil sie entweder nicht legal im Land sind oder sonstwie Angst haben, entdeckt zu werden. Die Behörde versichert stets, dass sie die Daten nur zu statistischen Zwecken nutzt.
Viele Immigranten verstehen auch aufgrund mangelnder Englischkenntnisse gar nicht, worum es geht. Seit Mai schickt die Volkszählungsbehörde (US Census Bureau) deswegen Mitarbeiter von Tür zu Tür, um den Haushalten beim Ausfüllen der Fragebögen zu helfen und somit doch noch eine genaue Zählung hinzubekommen. Die Behörde investierte sogar 2,5 Millionen Dollar für einen 30 Sekunden langen Volkszählungs-Werbespot während der Fernsehausstrahlung des Super-Bowl-Spiels im Februar. Der Super Bowl ist das Finale der amerikanischen Football-Profiliga und gilt als Sportereignis mit den höchsten Einschaltquoten des Jahres. Lustigerweise verfolgen die Zuschauer nicht nur mit Interesse das Spiel sondern eben auch die Werbespots. Firmen reißen sich wegen der hohen Einschaltquoten geradezu darum, Werbefilme in den Spielunterbrechungen zu zeigen, obwohl sie irre Summen dafür hinblättern müssen. Für Einwohner, die nur chinesisch sprechen, wurde auf dem chinesischen Kanal sogar eine chinesische Version angeboten.
Den Zehn-Jahres-Turnus der Volkszählung schreibt übrigens die amerikanische Verfassung vor. Es geht darum, alle Bürger zu zählen, die in den USA wohnen, also amerikanische wie nicht amerikanische Staatsbürger (legale und illegale gleichermaßen). Diese Praxis ist natürlich nicht unumstritten, denn basierend auf den Ergebnissen der Volkszählung wird festgelegt, wieviel Abgeordnete der jeweilige Bundesstaat in das Repräsentantenhaus ("House of Representatives") entsenden darf und wieviel Wahlmänner der Bundesstaat stellt, um den Präsidenten der Vereiningten Staaten zu wählen. Indirekt haben somit Nichtwähler einen nicht unbedeutenden politischen Einfluss. Wir zählen auch zu dieser Gruppe, denn nur amerikanische Staatsbürger dürfen in den USA wählen.
Grüße aus San Francisco im Mai:
Angelika & Michael
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