Michael Neulich stieß ich im Internet auf etwas Merkwürdiges: Eine öffentlich zugängliche Datenbank mit verurteilten Sexualstraftätern. Geht mal auf die Website der National Sex Offender Public Registry (http://www.nsopr.gov) des US-Justizministeriums United States Department of Justice. Nachdem ihr das Kleingedruckte mit "I agree" akzeptiert habt, klickt ihr auf der Landkarte Kalifornien an (der längliche Bundesstaat an der Westküste) und gebt als Zipcode unsere Postleitzahl 94114 ein. Ein Klick auf "Search" gibt eine Liste mit verurteilten Sexualstraftätern in unserem Viertel aus, die mittlerweile aus dem Gefängnis entlassen wurden. Wenn ihr auf die Namen in der Liste klickt, kommen die Polizeifotos dieser Leute hoch mit vollem Namen und Informationen über ihre Vergehen und zum Teil aktueller Adresse einschließlich Straße und Hausnummer! Sogar auf einer digitalen Landkarte kann man sich ihre Adressen anzeigen lassen. Dass keiner die Leute bedroht oder belästigt, soll folgender Passus verhindern: "ANY USE OF THIS INFORMATION TO THREATEN, INTIMIDATE, HARASS, OR CREATE A CRIMINAL ACT AGAINST ANOTHER PERSON WILL RESULT IN CRIMINAL PROSECUTION."
Die Adressinformationen sind nach dem "Megan's Law" genannten Gesetz verfügbar, das aus dem Jahr 1996 stammt und damals von Präsident Clinton unterzeichnet wurde. In einem kleinen Vorort im Bundesstaat New Jersey wurde 1995 die 7-jährige Megan Kanka von einem Mann umgebracht, der ein vorbestrafter Sexualtäter war und jahrelang im selben Stadtviertel gewohnt hatte. Das Gesetz soll sicherstellen, dass Bürger wissen, wenn ein vorbestrafter Sexualtäter in ihrer Nähe wohnt.
In einer kürzlich gelaufenen Episode der kontroversen aber lustigen Fernsehserie "Curb your Enthusiasm" (Rundbrief 03/2003) lädt Larry David einen neuzugezogenen Mann zu seiner Party bei sich zu Hause ein und sagt beiläufig zu seiner Frau "das ist übrigens ein öffentlich bekannter Sexualstraftäter", worauf die Frau ausflippt. Die Party ist selbstredend ein einziges Tohuwabohu. Larry David kennt keine Tabus!