"Support our Troops"
(Angelika) Und ein ureigenes amerikanisches Phänomen beobachteten wir gleich nach dem Ausbruch des Krieges: Sobald amerikanische Jungs und Mädels kämpfen, verstummt die Kritik. Selbst die liberalsten Kommentatoren der New York Times, die noch einen Tag zuvor gegen die Kriegsmaschinerie wetterten, stellten sich hinter die kämpfenden Truppen ("Support our Troops"). Nun ist mir nicht klar, was das eine mit dem anderen zu tun und ich versuchte, bei unseren amerikanischen Freunden und Bekannten zu ergründen, was es damit auf sich hat.
Außer der etwas unbefriedigenden Antwort, dass das unpatriotisch wäre, kam ich mit meinen Analysen aber nicht recht weiter. Schwer nachzuvollziehen ist das Ganze für mich deshalb, weil es sich bei der amerikanischen Armee ja um eine Berufsarmee handelt und jeder weiß, dass sich die amerikanischen Soldaten immer wieder an vorderster Front befinden. Wer freiwillig dem amerikanischen Militär beitritt, weiß, dass er über kurz oder lang zum aktiven Einsatz kommt.
Aber das Problem ist komplexer, denn die US Army setzt sich hauptsächlich aus Randgruppen zusammen, nämlich Amerikas Minderheiten und Armen. Viele dienen im amerikanischen Militär, weil sie keine andere Perspektive haben. Hier erhalten sie sowohl eine finanzielle Absicherung als auch die Möglichkeit eine Ausbildung zu absolvieren. Den Krieg, den Politiker auf höchster Ebene erklären, fechten letztendlich anderer Leute Kinder aus. Die Altherrenriege, bestehend aus Bush, Rumsfeld und Ashcroft kennt Krieg z.B. nur aus dem bequemen Fernsehsessel heraus (der Außenminister Colin Powell bildet da eine Ausnahme).
Schon wurden Stimmen laut, doch wieder die allgemeine Wehrpflicht in Amerika einzuführen, um die Last gerechter zu verteilen und nicht auf dem Rücken von Minderheiten auszutragen. Ich denke, dass Amerika allgemein mit Kriegseinsätzen nicht so vorpreschen könnte, gäbe es eine Wehrplicht für alle -- wie zum Beispiel während des Vietnamkriegs: Tausende zog es zu Demonstrationen auf die Straße gegen den Krieg, motiviert durch die Angst, selbst eingezogen zu werden und kämpfen zu müssen.