Der rasende PERL MAN
(Michael) In der Woche um den amerikanischen Nationalfeiertag am 4. Juli hatten viele Firmen im Silicon Valley wegen der gerade vorherrschenden Wirtschaftskrise geschlossen und die Straßen waren ungewöhnlich leer, also fuhr ich morgens mal zügig mit dem Auto ins Büro, das 60km südlich von San Francisco in Mountain View liegt. Auf der Autobahn 101, wie immer in der linkesten von vier Spuren, kurz vor der Abfahrt Mountain View sah ich plötzlich im Rückspiegel einen Polizeiwagen auftauchen und bremste routinemäßig auf die vorgeschriebenen 65 Meilen pro Stunde (etwa 100 km/h) ab.
Nachdem er eine Weile hinter dem "PERL MAN" hinterhergefahren war, der sich aber nichts anmerken ließ und gemütlich seinen Kaffee aus der Commuter-Tasse trank, schaltete der Cop plötzlich seine Sirene an. Zunächst vermutete ich, er wollte nur vorbei und wechselte auf die nächstrechte Spur. Doch er folgte nach und das heißt in den USA: Rechts auf dem Seitenstreifen anhalten und sich kontrollieren lassen. Nachdem Routinekontrollen in den USA nicht erlaubt sind, heißt das im allgemeinen: Man hat etwas falsch gemacht und muss Strafe zahlen.
Also wechselte ich Spur um Spur nach links, verlangsamte und hielt schließlich auf dem ungeteerten Seitenstreifen des Highway 101 an. Als der Cop ausstieg und sich dem Wagen auf der Beifahrerseite näherte, kurbelte ich das Fenster herunter und holte schon mal Führerschein, Versicherungsbescheinigung und Fahrzeugregistrierung aus dem Geldbeutel. Der Cop beugte sich durchs Fenster herein und teilte mir mit, dass er mich angehalten hätte, weil jemand im Polizeirevier angerufen und sich über den "PERL MAN" wegen "reckless driving" ("rücksichtsloses, waghalsiges Fahren") beschwert hätte. Ich war mir keiner Schuld bewusst, beteuerte, dass ich so schnell wie üblich gefahren wäre und auf die Frage, ob ich in der Frühe Alkohol getrunken oder Drogen genommen hätte, antwortete ich wahrheitsgemäß mit "nein". Dann wünschte er mir noch "sichere Feiertage" und ich durfte weiterbrausen, was ich auch tat, dass es auf dem Seitenstreifen nur so staubte.
Ein Wahnsinn, das muss man sich mal vorstellen! Da ruft ein offensichtlich geistig Unterbelichteter bei der Polizei an, weil er sich das personalisierte Kennzeichen "PERL MAN" merken kann und die Polizei findet es auch noch unter zehntausenden von Autos auf einem der meistbefahrenen Highways der Welt heraus! Wenn das noch häufiger passiert, muss ich das Kennzeichen wieder zurückgeben und unter etwas wie "4-ZAP 437" im Tarnflug rasen.