(Angelika) Eine Besonderheit ganz anderer Art suchten wir neulich während einer unserer Wochendwanderungen im Mount-Tamalpais-Gebiet auf. Die Mount-Tamalpais-Region ist etwa 45 Autominuten nördlich von San Francisco und bietet tolle Wanderungen in hügeliger Landschaft mit schönen Ausblicken auf den Ozean. Schon länger wussten wir, dass sich dort im Wald eine Berghütte versteckt, auf deren Terrasse man picknicken und Bier trinken kann. Leider gelang es uns bis jetzt nicht, diese ausfindig zu machen. Doch da ich immer alle mögliche Reiseliteratur lese, fand ich in einem Wanderführer eine Beschreibung, wie man zur Hütte gelangt. Also machten wir uns eines Sonntags auf den Weg. Nun kommt euch das vielleicht als nichts Besonderes vor. Deshalb sei gesagt, dass sich das Konzept der Berghütten in Amerika noch nicht durchgesetzt hat. Kein Mensch kraxelt hier in den Bergen herum und erwartet am Ende des Weges eine Berghütte zu finden, um Hunger und Durst zu stillen.
Wie kommt nun aber eine Berghütte nach Kalifornien? Der "Touristen-Verein Die Naturfreunde" steckt dahinter. 1895 in Wien als Bewegung der österreichischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei gegründet, wollten die Naturfreunde Arbeitern und ihren Familien ermöglichen, ihre Freizeit in der Natur zu verbringen. Der Verein erfreute sich in Europa schnell größter Beliebtheit. 1914 öffnete bereits das erste Vereinshaus in Amerika seine Tore -- natürlich, ihr dachtet es euch schon, in der Nähe von San Francisco im Mount-Tamalpais-Gebiet. Heute verbirgt sich hinter dem "Touristen-Verein Die Naturfreunde" der Zusammenschluss von Wanderern und Bergsteigern. Es gibt ca. 1400 Vereinshäuser in 21 Ländern. So kamen wir also in den Genuss, frischgezapftes deutsches Bier in der Sonne zu trinken und dabei die Aussicht zu genießen. Zu essen gab es allerdings nur amerikanische Kartoffelchips u.ä. aus der Tüte, denn die Hütte ist eben kein professionell betriebenes Restaurant sondern wird von den Vereinsmitgliedern unterhalten. Nur die kalifornische Landschaft erinnerte uns daran, dass wir nicht irgendwo in Österreich oder Bayern saßen, denn das Haus der Naturfreunde könnte man ohne weiteres dorthin verpflanzen. In San Francisco und Umgebung gibt es doch nichts, was es nicht gibt.