Radarfallen
(Michael) Ich hatte schon geschrieben, dass auf der Autobahn meistens 65 Meilen pro Stunde (100 km/h) erlaubt sind. Wochentags hält sich aber außerhalb der Stauzeiten kaum jemand daran -- üblich sind vielmehr 85 mph (130 km/h). Das kann man auch gefahrlos tun, wenn man nicht gerade der einzige Raser auf weiter Flur ist, denn in Amerika gibt's keine Radarfallen mit Kamera. Vielmehr muss ein Polizist in einem ganz offiziell markierten Streifenwagen am Rand der Autobahn parken, mit einer Radarpistole die Geschwindigkeit eines Autos messen, dem Raser nachjagen, ihn einfangen, rechts ranfahren lassen und von Hand einen Strafzettel ausstellen. Das dauert gut und gerne 20 Minuten, sodass also, wenn zwischen San Jose und San Francisco vielleicht 5 Streifenwagen stehen, die Chance, erwischt zu werden, gleich Null ist. Meist sieht man den Polizeiwagen von weitem, dann bremst die ganze Kolonne beinahe magisch ab, um kurze Zeit später wieder auf 85 zu beschleunigen. Gefährlich ist's nur, schneller als alle anderen zu fahren oder dauernd die Spur zu wechseln. Das fällt auf, außerdem kann's auch mal sein, dass ein Polizeiwagen oder -motorrad schneller als alle anderen von hinten kommt. Da heißt es aufpassen und den Rückspiegel im Auge behalten. Passiert's doch einmal, dass ein Wagen der Marke "Ford" Modell "Crown Victoria" mit einer laufenden Lichtorgel hinter einem herfährt, heißt's, sofort rechts ranzufahren und -- auch auf dem Highway -- auf dem Seitenstreifen anzuhalten, wenn das gefahrlos geht. Es ist auch ganz wichtig, ganz ruhig sitzen zu bleiben und nicht etwa auszusteigen, denn Polizisten in Amerika sind allergisch gegen hektische Bewegungen aller Art. Steigt der "Officer" dann aus und nähert sich dem Auto (auf dem Highway übrigens auf der Beifahrerseite), kurbelt man das Fenster runter und falls er "Licence and registration please" sagt, gibt man ihm Führerschein und Kraftfahrtzeugschein. Falls sich letzterer im Handschuhfach befindet, empfiehlt es sich, dieses mit einer blitzartigen Handbewegung zu öffnen -- allerdings nur, falls man das Geräusch eines spannenden Abzugshahns hören und in die Mündung eines Revolvers kucken möchte. Geld kriegt der Polizist übrigens keines, das geht per Überweisung, jedes Fuchteln mit Geldscheinen wird als Bestechung ausgelegt, also Vorsicht. Wer ein "Ticket" wegen zu schnellem Fahren erhält, kriegt in Kalifornien Strafpunkte, die anschließend nicht nur in der Verkehrssünderkartei stehen, sondern auch mit 100%iger Sicherheit an die Autohaftpflichtversicherung gehen. Diese erhöht dann prompt die Prämie. Man kann die Punkte aber abarbeiten, indem man Verkehrsschulungen besucht. Meist sitzt man dazu an einem Samstag ein paar Stunden in einem Übungsraum und hört sich Unfallstatistiken und Fahrtipps an, aber seit neuestem kann man sich auch in einigen Counties (Landkreisen) durch einen Verkehrsregelnkatalog im Internet arbeiten, eine Prüfung in Form einer Webseite ablegen, und bei Bestehen die Punkte tilgen lassen. Das ist doch Fortschritt!