Nun muss man wissen, dass weder in Kalifornien noch in einem anderen amerikanischen Bundesstaat die gleichgeschlechtliche Ehe zur Zeit legalisiert ist, d.h. der Satz ist eigentlich überflüssig. Deshalb glauben Kritiker auch, dass hinter der Knight-Initiative zwei ganz andere Gedankengänge stehen. Einmal befürchtet man, dass andere Bundesstaaten eventuell in nächster Zeit die gleichgeschlechtliche Ehe legalisieren könnten (im Bundesstaat Vermont könnte dies durchaus geschehen) und dann wäre Kalifornien nach jetziger Rechtslage verpflichtet, die z.B. in Vermont geschlossene Ehe zwischen zwei Homosexuellen anzuerkennen. Deshalb die Idee der Knight-Initiative, noch einmal explizit aufzuführen, dass nur eine Ehe zwischen Frau und Mann in Kalifornien Gültigkeit hat. Zweitens befürchten viele, dass die Knight-Initiative sozusagen durch die Hintertür Errungenschaften bekämpfen will, die gleichgeschlechtliche Paare in den meisten Städten Kaliforniens auch ohne staatliche Eheschließung haben, z.B. die Möglichkeit der Adoption von Kindern, oder dass der gleichgeschlechtliche Partner bei der Krankenversicherung wie ein verheirateter Ehepartner gilt (gängige Praxis in allen Firmen des Silicon-Valleys und in San Francisco) sowie Besuchsrechte in Krankenhäusern, d.h. als Familienangehöriger betrachtet zu werden usw. Knight hat übrigens selber einen Sohn, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt, und öffentlich die Initiative seines Vaters bekämpft. Und da kommt dann schon der Verdacht auf, dass der Vater mit der Tatsache nicht umgehen kann, dass der eigene Sohn homosexuell ist. Sehr traurig, das Ganze. Die Knight-Initiative wird finanziell übrigens heftig unterstüzt von der mormonischen Kirche (neben anderen), die bekanntlich in den USA ja sehr wohlhabend ist. Geld spielt nämlich eine entscheidene Rolle, um Volksbegehren durchzubringen. Dieses finanzielle Einmischen kann übrigens durchaus Folgen haben, da die Kirchen weitesgehend der Steuerfreiheit unterliegen. Sie dürfen also nicht aktiv politische Initiativen mit ihren Kirchengeldern finanzieren. Aber das nur so am Rande. Man kann nur hoffen, dass die kalifornischen Wähler gegen die Knight-Initiative stimmen. Wir werden es euch, in unserem nächsten Rundbrief wissen lassen. (Anmerkung der Redaktion: Kurz vor der Drucklegung des Rundbriefes stimmten die Wähler mit 60% für und 40% gegen den Vorschlag. Der Satz wird also in den Gesetzestext aufgenommen.)