Präsidentenwahlen
(Angelika) Dann habt ihr vielleicht in Deutschland auch mitbekommen, dass Bill Clinton seine letzte Rede zur Lage der Nation ("State of the Union") gehalten hat, da ja seine Amtsperiode schon bald zu Ende geht. In Amerika sind, wie oben schon erwähnt, Präsidentschaftswahlen. Dieser Bericht zur Lage der Nation findet alljährlich statt und, wie der Name schon sagt, geht es darum, wie es denn so steht um Amerika. Natürlich nutzt der Präsident die Rede auch, um vorzustellen, was er zukünftig zu tun gedenkt. Clinton muss bald abdanken, da ein Präsident in Amerika nur zweimal hintereinander gewählt werden darf und dann einen Neuen ranlassen muss. Er schmiss dennoch nur so mit den Reformideen um sich -- was absolut nichts heißt, da Clinton schon manches Mal seine Pläne nicht durchsetzen konnte, denn der amerikanische Kongress hat ja bekanntlich eine republikanische Mehrheit, die etwas andere Vorstellungen hat als der demokratische Präsident. Wie ihr vielleicht merkt, habe ich die Rede aufmerksam im Fernsehen verfolgt. Genauer gesagt habe ich gebannt auf den Bildschirm gestarrt und verfolgte fasziniert, wie anders eine derartige Rede im Vergleich zum deutschen Bundestag abläuft. Zunächst ist mir wieder einmal unangenehm aufgefallen, dass es in den USA völlig normal und sogar ein Muss ist, patriotisch zu sein. Frei nach dem Motto: Amerika, das gelobte Land, die Supernation, die alle bewundern. Natürlich hat Clinton allen Grund, ein wenig anzugeben, schließlich ist die Bilanz nicht schlecht: Der Staatshaushalt wirft Überschüsse ab, das Land befindet sich im längsten Wirtschaftsboom seiner Geschichte. Die Kriminalität ist zurückgegangen, die Arbeitslosenrate ist extrem niedrig, viel niedrigerer als in Deutschland. Millionen neuer Jobs wurden geschaffen. Nur hat das Ganze auch einen Preis und vieles liegt extrem im Argen. Unter anderem das Gesundheits- und Schulwesen (besonders beschämend, wenn man über Haushaltsüberschüsse verfügt). Und viele der neugeschaffenen Jobs bieten nur extrem schlechte Bezahlung und keine Sozialabsicherung. Interessant war auch, dass Clinton sich ganz emotional gab. So sah man des öfteren Tränen in seinen Augen, sowohl vor Rührung als auch vor Trauer. Natürlich dankte er auch seiner Frau Hillary für ihre unermüdliche Unterstützung, was dann doch etwas seltsam anmutete, denn schließlich ist seine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky noch nicht vergessen. Böse Stimmen vermuten ja auch, dass Hillary Clinton sich sofort scheiden lässt, sobald Clintons Amtszeit vorbei ist. Man darf gespannt sein.