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  Rundbrief Nummer 139  
San Francisco, den 26.07.2021


Abbildung [1]: Von Hand gießen wir das heiße Wasser durch Omas Kaffeefilter

Michael Wegen Corona sind wir ja ein ganzes Jahr lang kein einziges Mal zum Essen in ein Restaurant ausgegangen, aber ein Luxus, den wir uns zuhause gegönnt haben, war guter Kaffee. Nach meinen Recherchen stehen in deutschen Haushalten ja seit mittlerweile mindestens 20 Jahren standardmäßig Kaffee-Vollautomaten für mindestens tausend Euro herum, wer keinen hat, ist dort als armer Wicht verschrien. Anders hier in Amerika: Der Trend geht zurück in die 60er-Jahre, und zu Omas Kaffeemühle und einem Filteraufsatz aus Porzellan, trendig "V60" genannt.

Abbildung [2]: Der Ferrari unter den Kaffeemühlen.

Zum Mahlen gerösteter ganzer Bohnen haben wir uns das Modell "Virtuoso+" der zwar italienisch klingenden aber dennoch in Amerika ansässigen Kaffeemühlenfirma "Baratza" gekauft, die den Kaffee einstellbar immer gleich fein mahlt, und nicht etwa umso feiner, je länger man auf den Knopf drückt, wie das bei Billigprodukten üblich ist. Zuverlässig reproduzierbar muss die Kaffeeproduktion sein, sonst gleicht sie einem Lotteriespiel! Aus der Firma wurde mir übrigens berichtet, dass ein Angestellter in der Kaffeeküche dabei beobachtet wurde, wie er 10 Minuten lang mit einer Handkaffeemühle wie aus dem Räuber Hotzenplotz seinen Pausenkaffee gemahlen hat. Bestimmt hat er danach ganz besonders elegante Software geschrieben.

Abbildung [3]: Ein Kaffee-Snob aus England erklärt, wie man Omas Filteraufsatz richtig benutzt.

Wie man nun das im Kessel auf dem Herd erhitzte Wasser in den Filter mit dem gemahlenen Kaffee gießt, ist keineswegs trivial. In einem Youtube-Video erklärt der britische Kaffeeexperte James Hoffmann, dass man für zwei Tassen zuerst 25g Pulver in den Filter macht, dann 100g Wasser aufgießt, dann unter stetigem Schwenken des Filteraufsatzes 20-40 Sekunden wartet, bis das Pulver aufschießt, und schließlich unter weiterem Schwenken die restlichen 350g Wasser draufplatscht. Ihr habt richtig gelesen, Kaffee-Snobs stellen die Kanne mit dem Filteraufsatz auf eine digitale Waage und messen so genau die Wassermenge ab.

Abbildung [4]: Kaffee-Bohnen, von denen 340g schlappe 16 Dollar kosten.

Zu den Bohnen: Jahrzehntelang haben wir importierten Dallmayr Prodomo getrunken, weil der schön sanft mit unserer beider Mägelchen umging und trotzdem gut schmeckte. Dunklere Röstungen, in Amerika unter der Bezeichnung "French Roast" vertrieben, vertragen wir schon lange nicht mehr, aber die sind in Amerika mittlerweile gar nicht mehr so in. Sie waren es wohl einige Zeit lang, kurz nachdem die Firma Starbucks in den 1990er-Jahren in einem erstaunlichen Siegeszug Amerika mit schmackhaftem Kaffee bekanntmachte. Er löste in einer sanften Revolution das bis dato übliche Spülwasser ab, das durch Brühen eines Teelöffels Pulver aus der "Folgers"-Dreikilodose pro Kanne entstand und durch mehrstündiges Verharren auf einer Wärmeplatte eine schön malzige Konsistenz annahm. Heute trinkt der Kaffee-Snob eher milde, nur ganz sanft geröstete Sorten, erkennbar an helleren Bohnen, die aber trotzdem alle Geschmacksnerven torpedieren.

Empfehlungen von Arbeitskollegen folgend, habe ich schon Kaffee online bei Edelröstern wie Little Owl Coffee aus Denver oder auch bei Verve Coffee bestellt, einer Hipsterfirma aus San Francisco. Das Dumme am Luxuskaffee ist nur, dass man sich (wie auch beim Wein übrigens) schnell an bessere Qualität gewöhnt und auf einmal schmeckt ganz passabler Kaffee wie die letzte Plörre an der Fernfahrertanke. Aber man gönnt sich ja sonst nichts.

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