Angelika Neulich wollte ich mit der J-Straßenbahn von der Powell Station in der Innenstadt nach Hause fahren und kramte im Untergrund gerade mein sämtliches Kleingeld zusammen, um es in den Schlitz der Schranke zu werfen, die Eingang zu den Gleisen gewährt. Eine freundliche Person machte mich allerdings darauf aufmerksam, dass die Schranken kein Kleingeld mehr annehmen. Ich guckte etwas dösig aus der Wäsche, denn seit Jahr und Tag war das unserer Trick, lästiges Kleingeld, einschließlich der 1-Cent-Stücke loszuwerden (Rundbrief 12/2005).
Die öffentlichen Verkehrssysteme in San Francisco haben nämlich auf ein elektronisches Zahlungssystem umgestellt, die sogenannte "Clipper Card". Auf die Plastikkarte kann man entweder Bargeld oder auch etwa eine Monatskarte laden. Wenn man dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, hält man die Karte einfach vor den Kartenleser und der entsprechende Fahrpreis wird von der Clipper Card abgebucht. Im Fall einer Monatskarte erkennt der Automat diese als gültig und öffnet die Schranke.
Das System soll sogar so schlau sein, dass es Preisnachlässe selbstständig berechnet oder etwa gar kein Geld abzieht, weil der Kunde nur innerhalb des erlaubten Zeitraums vom Bus auf die Straßenbahn umgestiegen ist. Die Clipper Card kann der Fahrgast entweder online oder an Automaten, z.B. im Untergrund aufladen. Auch Geschäfte wie die Drogeriemarktkette "Walgreens" bieten die Clipper Card zum Verkauf an.
Die Clipper Card soll das System vereinfachen, denn der Kunde kann die Karte in verschiedenen Transportsystemen als Zahlungsmittel benutzen. Und Zeit wird es, denn bisher brauchten wir unterschiedliche Fahrscheine, um die verschiedenenen Systeme zu benutzen: für die U-Bahn (BART), für die Busse und Straßenbahnen (Muni), für das Cable Car und für die Fähren auf der San Francisco Bay. Allerdings dauert es sicherlich noch einige Zeit, bis das ganze System umgestellt ist. Die Monatskarte für Erwachsene ist aber die erste, die seit November nur noch auf die Clipper Card geladen werden kann. Die anderen Monatskarten sollen Anfang des Jahres 2011 folgen.
Lustigerweise funktioniert das Ganze natürlich wie immer noch nicht hundertprozentig. Es kommt häufiger vor, dass der Kartenleser spinnt und dann nicht erkennt, dass der Fahrgast zum Beispiel eine Monatskarte besitzt. Ist der Busfahrer schlecht gelaunt, besteht er dann darauf, dass der Fahrgast die zwei Dollar für die Fahrt bezahlt oder aussteigt, was schon zu tumultartigen Szenen geführt haben soll.