Angelika/Mike Schilli |
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(Angelika) Einer der unschlagbaren Vorzüge von San Francisco ist seine Lage. Wo andere Leute Urlaub machen und sich dafür stundenlang ins Flugzeug setzen, brausen wir in ein paar Stündchen mit dem Auto hin. Kalifornien zeichnet sich bekanntlich durch seine Größe und Vielfalt aus und viele Touristen schaffen es zeitlich nicht, von den klassischen Routen abzuweichen. So fahren die meisten den als Traumstraße Amerikas bekannten "Highway 1" von San Francisco aus in Richtung Süden die Küste entlang, was natürlich nicht zu verachten ist, vernachlässigen aber sträflich die Nordküste. Das darf meinethalben auch ruhig so bleiben, schließlich wollen wir bei unseren Ausflügen nicht hinter Autokolonnen herschleichen. Der Streckenabschnitt zwischen San Francisco und Eureka lässt mein Herz auf jeden Fall höher schlagen. Es gibt nichts Schöneres, als an einem lauschigen Sonnentag die kurvenreiche Strecke zu fahren und die atemberaubenden Ausblicke auf den glitzernden Pazifik zu genießen. Der Norden ist rauer, vielleicht auch ein wenig verschlafener und man trifft verstärkt die Kategorie Menschen, die ich gerne als Seebären bezeichne. Da fühlt sich meine norddeutsche Seele wohl. Seufz!
Wenn ich mich nach Steilklippen sehne, nach einsamen Stränden, an denen der Wind pfeift und die Wellen sich mit tosender Gewalt am Strand brechen, Wanderwegen, die zum Weinen schöne Blicke aufs Meer freigeben, dann machen wir uns auf nach Point Reyes. Hinter "Point Reyes National Seashore" verbirgt sich ein landzungenartiges Naturschutzgebiet, das etwa 50 km nördlich von San Francisco liegt und über 20 km weit in den Ozean reicht. Wir haben Point Reyes schon im Rundbrief erwähnt, meist weil wir dort oft auf irgendein Getier wie Schlangen oder Wale treffen. Um auf die Landzunge zu gelangen, muss man den Highway 1 verlassen, deshalb brausen Touristen in der Regel an Point Reyes vorbei. Außerdem heißt es hier: Raus aus dem Auto und die Wanderschuhe anziehen. Dem ehemaligen Präsidenten John F. Kennedy verdanken wir es, dass dieser Küstenstreifen im Jahr 1962 geschützt wurde.
Die dramatische Landschaft ist, wie so häufig in Kalifornien, mit einer Erdbebenspalte eng verbunden. Das ist der San-Andreas-Graben, die gleiche Falte, die auch durch San Francisco läuft. Die Erde bewegt sich hier ständig: Die Landzunge schiebt sich jedes Jahr ca. 5 Zentimeter weiter in Richtung Norden, immer am San-Andreas-Graben entlang. Vor 7 Millionen Jahren befand sich Point Reyes deshalb auch noch ca. 120 km weiter südlich und -- unter Wasser. Und da die pazifische und die nordamerikanische Platte am San-Andreas-Graben aneinander reiben, rumpelt es auch in Point Reyes des Öfteren.
Gerade diese Woche wurden in San Francisco allerlei Feierlichkeiten begangen, um an das schwere Erdbeben vor 100 Jahren, nämlich am 18. April 1906, zu erinnern. Die Reibung am San-Andreas-Graben war damals für das Erdbeben verantwortlich und ebenso für das "Loma Prieta" genannte Beben von 1989. Ein kurzer, ganz witziger Rundweg ("Earthquake Trail") in der Nähe des Besucherzentrums in Point Reyes erklärt die Vorgänge an dieser Spalte mit dem zusätzlichen Nervenkitzel, dass sich der Spaziergänger praktisch auf dem San-Andreas-Graben entlang bewegt. Ein geteilter Zaun demonstriert, wie weit die Oberfläche durch das Beben 1906 auseinander gerissen wurde. Mehr als 5 Meter, wie Abbildung 3 zeigt!
Für eingefleischte Leuchtturmliebhaber empfiehlt es sich, ganz bis an die Spitze der Landzunge zu fahren. Der Leuchtturm sitzt auf dem letzten Felsen vor dem offenen Meer und ist über 300 abwärtsführende Stufen zu erreichen. In der Walsaison gilt die Umgebung um den Leuchtturm herum als bester Aussichtspunkt für die vorbeiziehenden kalifornischen Grauwale, die Mitte Januar von Alaska südwärts zur Baja California (Mexiko) schwimmen und Mitte März die umgekehrte Route nach Norden zurücklegen.
Wale zu beobachten ist in Point Reyes so beliebt, dass Besucher zwischen Ende Dezember und Mitte April an Wochenenden und Feiertagen einen Bus vom Parkplatz am "Drakes Beach" benutzen müssen, um zum Leuchtturm zu gelangen. An einem Wochenende im Januar konnten Michael und ich uns davon überzeugen, dass das System hervorragend funktioniert. Wale sahen wir zwar keine, obwohl an dem Tag angeblich eine Handvoll gesichtet wurden, dafür aber Seeelefanten mit ihren Jungen.
Und wer von der Natur genug hat oder hungrig ist, kann in den Ort "Point Reyes Station" ins "Station House Cafe" fahren. Das Restaurant verfügt über einen riesigen Garten zum Draußensitzen, der fast an einen Biergarten herankommt. Allerdings ist es bei schönem Wetter eine echte Herausforderung, draußen einen Platz zu ergattern. Und die Bedienungen in dem Laden sind die langsamsten von Nordamerika. Übrigens stößt man in der Umgebung um Point Reyes überall auf Austern auf der Speisekarte. Das liegt daran, dass es im Großraum Point Reyes vier Betriebe gibt, die Austern züchten. Frischer geht es nicht mehr!
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