Das Boot ist voll
(Michael) Wenn ihr unsere Ausführungen zum Thema "Greencard" gelesen habt, dürfte euch die folgende Nachricht eigentlich nicht überraschen: Zur Zeit ist es fast unmöglich, ein Arbeitsvisum oder eine Greencard über den Arbeitgeber zu bekommen.
Warum? Wie in Rundbrief 09/2001 ausgeführt, ist einer der ersten dafür notwendigen Schritte die "Labor Certification" des "Department of Labor", die bescheinigt, dass der Arbeitgeber, der den Ausländer beschäftigen will, für die in Aussicht stehende Stelle keinen Amerikaner findet. Das lief üblicherweise so, dass der Arbeitgeber die Stelle für 6 Monate in der Zeitung ausschrieb und eventuell antwortende Bewerber prüfte. Fand sich nach Ablauf der Frist kein geeigneter Bewerber, bekam der Herr oder die Dame aus Übersee das Okay vom Arbeitsministerium, das "Arbeitszertifikat".
Nun hat's den Arbeitsmarkt in den letzten Jahren stark gebeutelt und viele Softwareentwickler stehen auf der Straße. Die Zeiten, in denen man monatelang Stellen ausschrieb, auf die sich niemand oder nur unqualifiziertes Personal meldete, sind lang vorbei. Außer in ganz haarigen Fällen, in denen weltweit einzigartige Spezialisten gesucht werden, kann momentan keine Softwarefirma mehr den für das "Labor Certificate" notwendigen Nachweis erbringen -- und deswegen kommt man kaum mehr an Arbeits-Greencards ran.
Und auch für die Leute, die während der letzten paar Jahre schon alle erforderlichen Stationen durchlaufen haben und nun nur noch auf das Ausstellen der eigentlichen Karte warten, tun sich unerwartete Hürden auf: Gerüchtehalber hat das INS Anfang des Jahres neue Computer aufgestellt und seit Dezember keine Greencards mehr rausgeschickt. Die Leute in den Startlöchern werden schon unruhig, denn schließlich zieht bald der März ins Land. Aber gut, das INS ist für sein Schneckentempo berüchtigt, geben wir ihnen mal sechs Monate, das ist gerade mal eine Woche auf der INS-Uhr.
Kleiner Nachtrag von Angelika: Die Verzögerungen kommen auch dadurch zustande, da das Immigration Office im Zuge der Schaffung des "Department of Homeland Security" diesem unterstellt und in zwei Behörden aufgeteilt wurde. Offiziell heißt es jetzt nicht mehr INS (Immigration and Naturalization Services), sondern Bureau of Citizenship and Immigration Services (BCIS), weiterhin zuständig für das Ausstellen von Greencards, Visas, das Beantragen der amerikanischen Staatsbürgerschaft. Der andere Zweig der Behörde "Borders and Transportation Security" sorgt nun dafür, die Grenzen abzusichern und Personen, die gegen Einwanderungsgesetze verstoßen, aufzuspüren. Momentan herrscht wohl völliges Chaos und keiner weiß mehr, wer für was zuständig ist.