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  Rundbrief Nummer 43  
San Francisco, den 10.03.2003


Abbildung [1]: Ein depperter SUV-Fahrer

(Angelika) Endlich: Eine Anti-SUV-Kampagne zieht durchs Land. SUV steht für "Sports Utility Vehicle", eine Automischung aus aufgemotztem Jeep und Kleintransporter. Jeder Vierte fährt hier so ein Ungetüm und treibt damit Fahrer normal porportionerter Autos in den Wahnsinn.

Wir erwähnten es in unserer Weihnachtsliste: SUVs sind Benzinschleudern, versperren jedem die Sicht und beanspruchen zwei Parkplätze - unverzeihlich in einem Parkplatznotstandsgebiet wie San Francisco. Nun teilte sich das Land von jeher in drei Gruppen: SUV-Fahrer, Möchtegern-SUV-Besitzer und SUV-Gegner. Die letztgenannte Gruppe bestand bis vor kurzem aus ein paar extremen Ökos und Spezies wie wir, die täglich mit den Auswüchsen der SUV-Plage kämpfen.

Im Herbst letzten Jahres schrieb dann plötzlich die Kolumnistin Arianna Huffington einen Artikel, in dem sie provokativ einen Zusammenhang zwischen dem Fahren eines SUVs und der Finanzierung von Terrorismus herstellte. Ihr Gedankengang: SUV = Benzinschleuder = mehr Öl muss aus arabischen Ländern in die USA importiert werden = mehr Geld für die arabischen Staaten, die teilweise Terrorismus mit ihrem Geld sponsern.

Das erscheint euch jetzt vielleicht zu weit hergeholt. Aber man muss in diesem Zusammenhang wissen, dass die Bush-Regierung vor kurzem eine Werbekampagne gegen Drogen startete: Milchgesichtige amerikanische Teenager wurden gezeigt und ihre Gesichter mit folgendem Text unterlegt: "Where do terrorists get their money? If you buy drugs, some of it might come from you?" (Woher bekommen Terroristen ihr Geld? Wenn du Drogen kaufst, kann es sein, dass es teilweise von dir kommt.). Die gute Arianna regte das so auf, dass sie in ihrer Kolumne bissig den Spieß umdrehte und SUVs mit Terrorismus in Verbindung brachte, nicht wissend (oder vielleicht doch?), dass sie dadurch ein Medienspektakel lostrat.

Abbildung [2]: Am 12. September ist "Verkauf dein SUV"-Tag

Mittlerweile gründete sie mit anderen SUV-Genervten das so genannte Detroit Project und startete ihre eigene Werbekampagne. Zwei Fernsehspots wurden produziert. In einem sieht man einen Mann namens George, der gerade seinen SUV betankt: "This is George. This is the gas that George bought for his SUV. This is the oil company executive that sold the gas that George bought for his SUV. These are the countries where the executive bought the oil that made the gas that George bought for his SUV. And these are the terrorists who get money from those countries every time George fills up his SUV. Oil money supports some terrible things. What kind of mileage does your SUV get?" (Dies ist George. Dies ist das Benzin, das George für seinen SUV kaufte. Dies ist der Manager der Ölgesellschaft, der das Benzin verkaufte, das George für seinen SUV kaufte. Dies sind die Länder, in denen der Manager das Öl kaufte, aus dem das Benzin hergestellt wurde, das George für seinen SUV kaufte. Und dies sind die Terroristen, die Geld von jenen Ländern bekommen, jedes Mal wenn George seinen SUV auftankt. Das Ölgeld unterstützt einige schreckliche Dinge. Wieviel Benzin verbraucht dein SUV?).

Abbildung [3]: Teures Benzin

Einige Fernsehsender weigerten sich prompt, die Spots auszustrahlen, aber die Hersteller von SUVs gerieten doch in Panik, dass die Verkaufszahlen zurückgehen könnten, denn plötzlich stampften sie Werbespots aus dem Boden, die den geringeren Benzinverbrauch einiger SUV-Modelle anpriesen.

Und selbst Präsi Bush ist dafür, sich von den ölfördernden Staaten abzukoppeln: In der vor einem Monat ausgestrahlten und heftig diskutierten alljährlichen Regierungsansprache "State of the Union" kam er zwischen Kriegsdrohungen immer wieder mit dieser Idee des Wasserstoff-Autos daher, das kein Benzin mehr verbraucht und keine Abgase mehr produziert.

Wegen der Irakkrise dachten sich die Ölfirmen: Erhöhen wir mal die Benzinpreise. Und innerhalb der letzten Monate schnellten die Preise an den Zapfsäulen um sage und schreibe 30% nach oben. Während wir sonst $1.50 pro Gallone unverbleites Normalbenzin zahlten, kostet's mittlerweile selbst bei der Billigtankstelle "Rotten Robbie" in Mountain View $2.03!

Da in einer Gallone 3.785 Liter Platz finden und der Wechselkurs gerade bei 0.91 Euro pro Dollar steht, ergibt sich ein Euro-Preis von ... crunch, crunch ... 0.49 Cent pro Liter. Immer noch wesentlich billiger als in Deutschland! Und noch viel zu billig, als dass man damit die SUV-Blödel von der Straße verbannen könnte. Rauf mit dem Gallonenpreis auf 5 Dollar, sagen wir!

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Letzte Änderung: 21-Jan-2020