Einkaufen bei Fry's
(Michael) Eine Art Hassliebe verbindet mich mittlerweile mit dem Computersupermarkt "Fry's Electronics". Das ist eine Kette von Läden, die auf fußballfeldgroßen Verkaufsflächen Computersachen anbieten und im "San Jose Mercury", der Zeitung im Silicon-Valley regelmäßig sechsseitige farbige Anzeigen schalten. Auf der einen Seite sind sie ziemlich billig, auf der anderen weiß aber jeder, dass sie mit dubiosen Geschäftspraktiken arbeiten, und z.B. zurückgegebene Waren wieder in die Original-Plastikfolie einschweißen und als neu verkaufen, und dergleichen Scherze mehr. Die Preisgestaltung ist ebenfalls dubios, und so zeigen die Preisschilder an den Regalen öfter mal einen viel niedrigeren Preis an, als den, den dann der Kassierer von einem verlangt. So stand auch ich an der Kasse und sollte plötzlich 30 Dollar mehr für eine 200-Dollar-Festplatte zahlen. Ich führte mich natürlich auf wie Rotz und Feuer, das dürfte klar sein. Schließlich kam der Manager an und sagte, wenn ich darauf bestünde, würde mich ein Angestellter zum Regal begleiten, um mir das Preisschild dort zu zeigen -- und ich sagte, genau das wolle ich. Ein Fry's-Scherge begleitete mich dann durch den ganzen Laden zurück zum Regal, in dem ich die Festplatte gefunden hatte, zeigte mir das Preisschild, und, siehe da, da stand unter dem riesengroß geschriebenen billigeren Preis ein Haufen Kleingedrucktes. Nachdem ich bis auf 50cm an das Schild herangetreten war, konnte ich lesen, dass sich der günstigere Preis abzüglich eines Mail-In-Rabattes verstand, man musste also, wie in einem früheren Rundbrief schon mal erläutert, an der Kasse mehr zahlen, und anschließend bei der Firma einen Coupon einschicken, die einem dann einen Scheck über $30 per Post zuschickte. Das war mir natürlich richtig peinlich, also entschuldigte ich mich tausendfach, ging mit dem Kerl wieder zur Kasse zurück und kaufte das Teil zum höheren Preis. Damals hatten wir noch kein Auto, ich war mit dem Fahrrad und dem Zug nach der Arbeit zum Fry's nach Palo Alto gefahren. Heimgekommen, machte ich die Packung auf und musste mit Entsetzen feststellen, dass kein Coupon für den Mail-In-Rabatt beilag. Oh Jammer oh Not! Ich war daraufhin eine ganze Zeit lang nicht mehr bei Fry's, hatte diesen Vorfall schon vergessen, da ergab es sich, dass ich, als wir einmal bei unseren Freunden Syllus und Richard in Portland zu Besuch waren, bei einer Fry's-Filiale vorbeischaute. Ich sah dort, dass die Mail-In-Coupons von den Angestellten an Käufer ausgehändigt wurden. Ich wartete, bis ein Verkäufer seinen Stand verlassen hatte und schnappte mir einen Coupon. Leider waren seit meinem Kauf ein paar Monate vergangen und der neue Coupon war nur für Käufe im aktuellen Monat gültig. Mit dem Coupon musste man eine Kopie der Ladenrechnung einschicken, also machte ich eine betont schlechte Kopie, auf der man das Datum nicht gescheit erkennen konnte, schickte den Krempel ein -- und, siehe da: Nach sechs Wochen kam der Scheck. Mein Siegesgebrüll konnte man bis Palo Alto hören.