Michael Die Cowboy-Zeiten, in denen ein harter Bursche in staubiger Kleidung, Typ Clint Eastwood, einen Saloon betritt und nur leise "Whiskey!" sagt, worauf eine Flasche und ein Glas quer über den Tresen sausen, und der harte Bursche sich den Whiskey einschenkt, runterspült, und ob des rachenputzerischen Geschmacks das Gesicht verzieht, sind definitiv vorbei.
Cocktail-Enthusiasten bevorzugen heutzutage gaumenschmeichlerische Getränke, und damit auch preiswerte harte Getränke rund schmecken und nicht im Rachen kratzen, kommen zum Whiskey sogenannte "Bitters" hinzu wie zum Beispiel beim klassischen Old Fashioned. Der wird aus Rye-Whiskey, Zucker (!), Wasser und Bitters gemixt und mit einer Zitronenschale dekoriert serviert. Barbesucher tragen dazu am passensten einen Anzug aus der Mad-Men-Kollektion.
Bitters sind also Tinkturen mit allerlei exotischen, bitter-süßen Gewürznoten, aus Pflanzen, von denen kein Mensch je gehört hat, wie Kaskarilla (Karibik), Zimtkassie (südliches China) und Chinchona (Südamerika). Auch Enzian und Orangenschale spielen angeblich eine Rolle. Nun hatte ich schon mal einen Satz Bitters im Sonderangebot beim Billig-Supermarkt Grocery Outlet erstanden, aber nachdem die nach Arsch und Friedrich schmeckten, musste ich die Fläschchen herschenken. Die Bitters vom Trader Joes hingegen sind der Hammer. Etwa 10 Tröpfchen aus dem Fläschlein, ganz wie beim Abmessen homöopathischer Medizin, genügen, um auch einem wenig geschmacksintensiven Bourbon-Whiskey aus der Trinkhalle exotische Noten zu verleihen. Topp-Produkt! Das Ganze gilt natürlich nur, falls man nicht schon von Natur aus hochwertige Scotch-Whiskys aus dem schottischen Hochland einschenkt, da wären Bitters sicher fehl am Platze.