Angelika/Mike Schilli |
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Michael Ein durchschnittliches Einfamilienhaus in unserem Viertel kostet knapp zwei Millionen Dollar. Nun brennt hier im Zentrum der Tech-Industrie etlichen Leute im Tech-Sektor ihr Geld Löcher in die Hosentaschen, und der exorbitante Kaufpreis ist nicht so das Problem. Aber man muss bedenken, dass der Landkreis San Francisco pro Jahr 1.17% Grundsteuer (Property Tax) auf den Hauspreis erhebt. Das sind dann bei 2 Millionen nach Adam Riese 23.400 Dollar im Jahr, also fast $2.000 im Monat. Dafür könnte man fast eine Bruchbude mieten. Man könnte sogar sagen, dass Hausbesitzer ihr Haus, das sie von bereits versteuertem Einkommen gekauft haben, nur vom Landkreis mieten, zum Preis der jährlich fälligen Grundsteuer.
Diese nicht unerheblichen Property-Tax-Zahlungen sackt der Landkreis ein, und leitet damit relativ sinnvolle Dinge in die Wege, wie öffentliche Schulen vor Ort zu unterstützen. Reiche Vororte, die viel Grundsteuer einnehmen, haben so normalerweise die besten öffentlichen Schulen, ärmere Gegenden oft erbärmliche. Weil die meisten Eltern gute Schulen für ihre Kinder bevorzugen, treiben sie die Häuserpreise in teuren Gegenden mit guten Schulen immer weiter in die Höhe.
Nun war es bis 2017 so, dass Hausbesitzer ihre Grundsteuer (und auch Zinsen für Darlehen) voll von ihrer Einkommenssteuer ans Bundesfinanzamt (Federal Income Tax) absetzen konnten. Doch der damalige Präsident Trump boxte mit dem Kongress das SALT-Abkommen durch, das die maximal absetzbare Grundsteuer auf 10.000 Dollar begrenzte. Von der im Bundesstaat Kalifornien zusätzlich erhobenen State Tax auf Einkommen darf der Hausbesitzer die Grundsteuer immer noch voll absetzen, doch die State Tax beträgt bei einem typischen Jahresverdienst von 200.000 Dollar nur etwa 12.500 Dollar, während die Federal Income Tax sich auf 38.500 Dollar beläuft. Und, wohlgemerkt, "Absetzen" heißt ja nur, dass man auf den gezahlten Grundsteuerbetrag nicht auch noch Einkommenssteuer zahlen muss: so eine Art Trostpreis vom Finanzamt.
Das war nicht immer so extrem, denn vor 40 Jahren waren die Immobilienpreise noch auf etwa einem Zehntel des heutigen Niveaus. Da habt ihr richtig gehört, das Häuschen, das heute 2 Millionen kostet, gab's 1984 noch für 200.000 Dollar. Damit nun Oma Meume mit ihrem Hutzelhäuschen, das sie vor 40 Jahren zwar für 200.000 Dollar gekauft hat, das aber heute zwei Millionen wert ist, mit ihrer schmalen Rente nicht in Zahlungsschwierigkeiten kommt und wegziehen muss, wurde 1976 die sogenannte Prop 13 verabschiedet. Das Gesetz bestimmt, dass die Grundsteuer auf dem Niveau von 1976 bleibt, mit jährlichen Erhöhungen von etwa 2-3%.
Das führt zu extremer Ungleichbehandlung der Hausbesitzer bei der Grundsteuer. Vor einiger Zeit stand eine Luxusimmobilie in San Franciscos Nobelviertel Sea Cliff zum Verkauf, zu einem Preis von fast 10 Millionen Dollar. Die Grundsteuerrechnung des aktuellen Besitzers belief sich laut Immobilien-Listing lediglich auf 3.721 Dollar jährlich! Der Glückliche hatte das Haus wohl anno dunnemals zum Schleuderpreis gekauft. Da sich die Grundsteuer aber beim Verkauf einer Immobilie schlagartig an den Kaufpreis anpasst, müsste der neue Besitzer dann schlappe 117.000 Dollar pro Jahr hinlatzen, das sind fast 10.000 Dollar im Monat! So ein Schritt will gut überlegt sein.
Nun ist das Verfahren nicht unumstritten, denn Steuergerechtigkeit sieht anders aus, und schon als Arnie Schwarzenegger Gouverneur war, brachte er eine Reform ins Gespräch. Allerdings ließ er schnell wieder davon ab, als er den aufziehenden Gegenwind der Hausbesitzer spürte. Deswegen wird sich wohl an der Regelung so schnell nichts ändern, keiner will die klapprigen Hippies aus ihren millionenschweren Bruchbuden vertreiben. Ein aussichtsloses Unterfangen für jeden Politiker.
Neulich wurde übrigens bekannt, dass unser Gouverneur, Gavin Newsom, sich im Bonzen-County Marin (nördlich der Golden Gate Bridge) ein Luxusanwesen für schlappe neun Millionen Dollar zugelegt hat. Wie ein Gouverneur die dafür fällige Grundsteuer von etwa 110.000 Dollar pro Jahr stemmen kann, wo sein Jahresgehalt offiziell nur bei 250.000 Dollar brutto liegt, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.
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