Michael Nicht nur wir bestellen wie wild bei Amazon, auch die Nachbarn in unserem Mietshaus kaufen beim Online-Riesen, und so sammeln sich in der sogenannten "Lobby" beim Straßeneingang oft reihenweise zugestellte Päckchen an. Die Zusteller klingeln über die Sprechanlage beim Empfänger, und der drückt per Telefon auf den sogenannten "Buzzer", der die Eingangstür entriegelt. Der Zusteller geht kurz rein, legt das Päckchen ab und schießt ein Foto (Abbildung 2), das dann auf der Amazon-App des Bestellers erscheint. Ich hagle daraufhin sofort erfreut die Treppe hinunter und nehme meine Sendung in Empfang.
Am liebsten würden die Zusteller natürlich die Päckchen vor die Eingangstür werfen und gleich zum nächsten Haus weiterhasten, aber leider werden solche Sendungen von auf der Straße herumlungernden kriminellen Kreaturen geklaut und Amazon muss sie dann ersetzen. Deswegen zwingt Amazon die Zusteller dazu, zu klingeln und das Paket reinzubringen. Das klappt fast immer, aber manchmal ist der Wurm drin. Ich habe schon Pakete gefunden, die die Zusteller unter Zeitdruck über das Gittertor in die Garage geworfen haben, manche habe ich später wie von wilden Tieren aufgerissen auf der Straße gefunden und manche waren gänzlich und spurlos verschwunden.
Folglich passe ich, wenn ich eine Sendung erwarte, auf wie ein Schießhund und nehme Pakete nicht nur sofort nach der Zustellung in Empfang sonder bringe auch die Pakete der Nachbarn auf unserem Stockwerk hoch, die nicht ganz so auf Zack sind. Neulich ist aber etwas Merkwürdiges passiert: Eine Sendung wurde angeblich zugestellt, war aber nirgendwo aufzufinden. Das Zustellfoto auf der Amazon-App zeigte nicht unsere Lobby mit den Briefkästen, sondern anscheinend ein Regal mit Lebensmitteln und Küchenutensilien (Abbildung 4). In dem ganzen Tohuwabohu lag auch ein gelber Umschlag, der ganz wie meine Bestellung aussah.
Ich überlegte scharf, und plötzlich fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Das Foto zeigte das Regal einer Restaurantküche! Und wie's der Teufel will, befindet sich im Haus nebenan tatsächlich ein Restaurant mit Bar, und das Foto könnte die Küche dort zeigen! Ich ging also runter, rein ins Restaurant, und erklärte der Bedienung mein Problem. Die holte den Manager und dem zeigte ich das Zustellfoto. Nachdem ich ihm versichert hatte, dass ich nicht irre sei, nahm er mein Handy, marschierte damit in die Küche und kam kurze Zeit später mit meinem Päckchen zurück. Was haben wir gelacht! Da muss der Amazon-Fritze also wohl, statt zu klingeln, aus Bequemlichkeit meine Bestellung einfach durch die offene Küchentür des Restaurants nebenan geworfen haben. Sachen gibt's, die gibt's gar nicht.