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Angelika/Mike Schilli |
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Im Abwassersystem von San Francisco
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Michael Was passiert, nachdem wir die Klospülung drücken? Um das herauszufinden, buchten wir Ende August eine Tour der "San Francisco Public Utilities Commission Wastewater Treatment Plant" im Stadtteil Bayview. Punkt 9:45 hatten wir uns an einem Samstagmorgen dort am Besuchereinlass mit langen Hosen und geschlossenen Schuhen (!) einzufinden und bekamen nach einer Theoriestunde gleich Helme und Latexhandschuhe übergestülpt.
San Francisco verfügt über ein sogenanntes "combined sewer system", leitet also Toilettenspülung und sonstiges Haushaltsabwasser zusammen mit dem in die Kanalisation laufenden Regenwasser in der gleichen Röhre zur einer von insgesamt drei Abwasseraufbereitungsanlagen der Stadt.
Dort filtern Maschinen zunächst nicht verrottende Teile aus dem Abwasser, und wir wurden darüber belehrt, dass sogenannte "flushable wipes", also feuchtes Klopapier, sich entgegen der Packungsangabe nicht im Abwasser zersetzt, sondern mit großen Rechen zusammen mit anderen Festteilen in der Kläranlage herausgefischt und in einer Mülldeponie gelagert wird.
Was übrig bleibt ist übel nach Exkrementen riechendes Brackwasser, dessen Klärschlammanteil sich langsam nach unten absetzt und dann dort entfernt und chemisch verdickt wird, bis er etwa die Konsistenz von heißem Asphalt hat. Er findet anschließend als Düngemittel auf Feldern Einsatz, auf denen keine Nahrung angebaut wird. Das Wasser wird dann von Mikroorganismen weiter gereinigt, mit Chlor desinfiziert und über eine Röhre, die etwa 50 Meter in die San Francisco Bay hineinragt, abgepumpt. Etwa 80% des Abwassers von San Francisco gelangen so zurück in den Kreislauf, die restlichen 20% gehen nach einem ähnlichen Verfahren (aber ohne Chlor) in den pazifischen Ozean.
Amerikaner nennen Exkremente übrigens gerne verniedlichend "Poop" oder auch "Number Two" oder "#2". Letzeres, damit kleine Kinder Pipi- ("Number One") von Kakamachen ("Number Two") unterscheiden können. Der Slogan der Kläranlage war äußert schmissig und verkündete, dass die braune Schlotze aus der Kanalisation die erste Priorität der Stadtkläranlage sei, als, na? Richtig: "Your #2 is my #1", was tatsächlich auch auf den Aufklebern prangte, die die Arbeiter stolz am Helm trugen.
Bei starkem Regen kann es besonders in den umliegenden Städten mit kleineren Anlagen wie in Pacifica passieren, dass die Kanalröhren und die zur Sicherheit zusätzlich eingebauten Auffangbehälter vollaufen, und dann ist keine Zeit mehr zum Reinigen der Schlotze, die geht dann ohne Umschweife direkt in den Pazifik. Das erklärt auch die Warnschilder, die immer nach starken Regenfällen am Strand auftauchen und das Schwimmen untersagen, ich habe mich schon gewundert, woher das kommt. Sagen lassen sich die Surfer dort natürlich nichts, Warnschild hin oder her, gehen sie ins Wasser, die Wellen surfen sich ja bekanntlich nicht von selbst.
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