Angelika/Mike Schilli |
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Fahrradklau und Wiederkehr
Steigende Kleinkriminalität
Sintflutartige Regenfälle
Endlosbaustellen
Las Vegas, Baby!
Toppprodukt: Blu-Marble-Kette
Schnurrbartmonat November
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Michael Irgendwas stimmt auf amerikanischen Baustellen nicht. Egal, ob es ein Riesenprojekt wie die Bay Bridge ist oder die Renovierung einer Bruchbude um die Ecke: Alles zieht sich jahrelang hin. Anscheinend gibt es für den Bauherrn keine bezahlbare Möglichkeit, vertraglich abzusichern, dass ein Gebäude zu einem vorher gesetzten Termin beziehbar ist. Nach meinen Beobachtungen in der Nachbarschaft dauert eine einfache Hausrenovierung im Schnitt ein Jahr. Die Bay Bridge zu erneuern hat bekanntlich 30 Jahre gedauert.
Bei uns um die Ecke hat zum Beispiel ein reicher Volltrottel ein reparaturbedürftiges Haus für sage und schreibe 1.000.000 (eine Million Dollar) gekauft, hat die dort wohnende Familie auf die Straße gesetzt und lässt es jetzt von einer mexikanischen Baufirma instandsetzen. Ende 2013 fanden sich ein paar Bauarbeiter ein, um daran herumzuwerkeln, aber eher lustlos, fast hobbymäßig. Sie fingen morgens um halb acht wild zu hämmern und zu sägen an, um dann ab neun Uhr in eine stundenlange Lethargie zu verfallen, später hin und wieder unmotiviert herumzuklopfen, aber bis abends nichts mehr Produktives zu erledigen. Mittlerweile lärmt die Firma "Rodriguez Builders" schon fast ein ganzes Jahr im und am Haus herum, und wirft den ganzen Baumüll in den Vorgarten. Mal kommt nur ein Arbeiter, der ein bisserl herumklopft, mal kommen drei und sie machen am sonnigen Samstagnachmittag einen infernalen Krach mit der Kreissäge, die sie alle Stunde mal anstellen und Bretter einzeln sägen, statt den ganzen Stoß auf einmal zu erledigen und Ruhe zu geben.
Das wirft die Frage auf: Wie kann jemand, der eine Million in ein Holzhaus investiert, so blöd sein, die Baufirma nach Gutdünken schalten und walten zu lassen und den Fertigstellungstermin beliebig nach hinten zu verschieben? Man sollte doch meinen, dass der Hausherr daran interessiert sei, dass das Haus schnellstmöglichst bezugsfertig ist, um entweder selbst einzuziehen oder dafür fünftausend Dollar Miete im Monat einzufahren. Vielleicht ist dem neuen Eigentümer aber auch das Geld ausgegangen und er schuttelt bewusst so lange an dem nun unbewohnbaren Haus herum, damit er keine Grundsteuer zahlen muss (immerhin etwa 14.000 Dollar im Jahr), weil ihn das in den finanziellen Abgrund stürzen würde? Nix genaues weiß man nicht, aber wer eine Million für eine Bruchbude zahlt, ist wahrscheinlich von Natur aus nicht sehr helle, insofern kann es durchaus sein, dass er einfach blindlings ins Netz der Immobilienspinne gelaufen ist, die ihn nun genüsslich aussaugt. Geschieht dem Deppen recht.
Neulich kam in den Nachrichten, dass der Facebook-CEO Mark Zuckerberg ein Gebäude in unserem Viertel zu einem horrenden Preis gekauft hat, und sich die Nachbarn schon beschwert haben, weil die Baufirma bereits seit einem Jahr jeden Tag lautstark daran herumfuhrwerkt. Das "Fort Zuckerberg" hat übrigens 10 Millionen Dollar gekostet. Nachts sitzt auf der Baustelle ein Wächter, der Zuckerberti hat's ja.
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