Michael Die Bürger teilen sich in zwei Lager: Während die eine Seite die steigende Kriminalität nicht so schlimm findet, regt sich die andere auf, wenn Penner ihre auf dem Gehweg vor ihrem Haus eingetopften Pflanzen klauen und ans nächstgelegene Pflanzenparadies verhökern. Neulich wurde sogar einer auf frischer Tat von einer am Hauseingang angebrachten Spotcam gefilmt (Abbildung 1)! Auf Nextdoor entbrannte daraufhin die Diskussion zwischen Law-and-Order Schrebergärtnern und hoffnungslosen Althippiedeppen, die ihre Kinder auf Montessorischulen schicken und von denen es in San Francisco nur so wimmelt.
Oder die Paketdiebe: Da die Paketboten bei uns im Viertel ausgelieferte Pakete oft vor der Tür ablegen, wenn niemand zuhause ist, patroullieren heruntergekommene Gestalten die Straßen, um die Lieferungen von der Türschwelle weg zu stehlen. Da die reichen Schnösel heutzutage oftmals sogenannte Dropcams installiert haben, die auch technisch nicht so Begabte leicht handhaben können, landen diese Klauvideos oft auf Youtube, wie ein kürzlich erschienenes Video zweier Paketdiebe in Noe Valley. Eine chinesischen Dame in unserem Viertel wurde es zuviel, als wieder und wieder Pakete verschwanden, sie lauerte dem Dieb auf, jagte ihm mit einem gezücktem chinesischem Schwert (einem sogenannten "Bokken") hinterher und betäubte den Dieb mit im Outdoor-Laden gekauften Bärenspray. Allerdings ist Selbstjustiz auch in Amerika nicht erlaubt und der Anwalt des Paketdiebs strebt nun seinerseits gerichtliche Mittel an.
Aber es kommt noch schlimmer. Einige Bürger wurden letztens des nachts mit vorgehaltener Waffe von einigen anscheinend eigens aus anderen Stadtvierteln angereisten "Young African Americans" ausgeraubt. Da viele Techies auch nachts noch Rucksäcke mit Macbooks herumschleppen, die 1000 Dollar kosten und jeder ein 600 Dollar teures Smartphone in der Tasche hat, lohnen sich die Überfälle, zumal das Risiko, geschnappt zu werden, relativ gering ist, denn die Polizei zeigt wenig Präsenz in den reichen Vierteln San Franciscos. Vor kurzem wurde sogar ein Überfallopfer von den Nichtsnutzen erschossen! Mittlerweile überlegt es sich so mancher Partygänger dreimal, bevor er nachts noch fünf Straßenblocks durch unser an sich sicheres Viertel läuft. Auch der Hans Dampf der Stadtpolitik, Stadtrat Scott Wiener, ist anscheinend aufgewacht und plant nun, mehr Geld für Streifenpolizisten auszugeben, die Tag und Nacht durch die Bonzenviertel patroullieren. Wie immer in San Francisco müssen erst die Bürger dieses Vorhaben ratifizieren, in Bälde kommt der Vorschlag auf die "Ballot", also auf die Abstimmungsliste.