Angelika/Mike Schilli |
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Michael Amerika macht immer größere Fortschritte beim Brotangebot. Bis in die 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts hinein konsumierten amerikanische Verbraucher hauptsächlich ein Wonder Bread genanntes Gummibrot. Auch heute noch findet der Verbraucher außerhalb der großen Metropolen nur äußerst weiches, geradezu elastisches, in Scheiben geschnittenes und celophanverpacktes Kunstbrot in den Supermarktregalen. Ungetoasted wäre es ungenießbar und würde einem geradezu im Hals stecken bleiben.
Knusprige Brotvarianten trifft man auch heute nur in hippen urbanen Zentren an, und einen Laib Brot zu erwerben, von dem man nach und nach mit einem Brotmesser Scheiben abschneidet, gilt auch heute noch als Unikum. Brotschneidemaschinen für Privathaushalte sind gänzlich unbekannt. Jedes Mal, wenn ich bei der dänischen Bäckerei "Andersen Bakery" ein Brot kaufe, muss ich die Verkäuferin erst durch deutliche Worte, dann durch Schreien und Armfuchteln davon abhalten, meinen neu erworbenen Laib Brot sofort durch die Schneidemaschine zu jagen. Fertig geschnittenes Brot ist in Amerika seit 1928 nicht mehr wegzudenken und nicht zuletzt sagt man in Amerika "the best thing since sliced bread" wenn man "das Beste seit der Erfindung des Rades" meint.
Neulich im Hippie-Supermarkt Rainbow stellte ich erstaunt fest, dass die Rot-Front-Kameraden dort meine bislang bevorzugte Brotmarke aus Berkeley nicht mehr führten, aber dafür ein beinahe schwarz gebackenes kastenförmiges Vollkornbrot der Marke "Josey Baker". Ich esse zwar normalerweise kein Vollkornbrot, aber es gab kein anderes und so erwarb ich den Laib zähneknirschend für schlappe $5.99. Daheim schnitt ich mit unserem WMF-Brotmesser eine dünne Scheibe des an der Oberfläche steinharten Brotes ab und war erstaunt, wie gut es schmeckte, so gut, dass ich es jetzt schon dreimal hintereinander gekauft habe!
Der flotte Jungunternehmer Josey Baker schmiss 2010 einen Job als "science curriculum designer" (was immer das sein soll) hin und widmete sich erst privat, dann mit einem kleinen Geschäft dem Bäckereiwesen. Mittlerweile bäckt er im Hipster-Kaffee "The Mill", und verkauft die Backwaren im anhängenden Gastraum zusammen mit der Hipstercafemarke "Four Barrel". Und er hat sogar ein auf Amazon mit nicht weniger als 5 Sternen bewertetes Buch übers Brotbacken verfasst. Letztes Jahr, im November, lud Josey Baker gar den deutschen Bäcker Josef Wagner aus der Gegend um den Starnberger See dazu ein, drei Wochen lang in seiner Bäckerei "The Mill" auf der Divisadero-Street zu arbeiten und Rezepte auszutauschen. Der Wagner-Josef hat ihm vielleicht ein altes Familienrezept zugesteckt und deswegen schmeckt das Brot so gut!
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