Angelika Es ist kein Geheimnis, dass wir in einem Erdbebengebiet leben. Kleine Beben sind an der Tagesordnung und viele spürt man gar nicht. Ab und zu rüttelt es dann mit der Stärke 5 auf der Richterskala, und je nach dem, an welcher Falte und wo es genau wackelt, schwankt dann unser Haus dementsprechend.
Am 24. August um 3:20 Uhr nachts wackelte es dann etwas mehr. Um diese Zeit befinden sich die meisten Leute meist schlafend im Bett, so auch wir, und Michael behauptet bis heute steif und fest, dass ich das Erdbeben verschlafen hätte, wenn er mich nicht unsaft geweckt hätte. Weit gefehlt. Ich bin sofort aufgewacht, aber Michael war im Vorteil, denn er war kurz zuvor durch unsere Wohnung getigert, weil er glaubte, dass jemand auf unserem Dach rumturnt, eine Tatsache, die ihn immer etwas ruhelos macht. Er befand sich also noch nicht wieder im Tiefschlaf. Auf jeden Fall lagen wir beide im Bett, als es losging und das Wackeln dauerte ungefähr 15-20 Sekunden. Das hört sich jetzt recht kurz an, fühlt sich aber an wie eine Ewigkeit. Und was einem in 15-20 Sekunden alles durch den Kopf gehen kann: Ist das das große Erdbeben? Wird es noch schlimmer? Wann ist es endlich vorbei? Warum haben wir die Schrankschiebetüren nicht richtig zu gemacht?
Gut, dass wir beim Costco gerade Wassernachschub geholt hatten! Faszinierend ist auch, dass sich Erdbeben tatsächlich unterschiedlich anfühlen. Bei manchen folgt ein großer Schlag am Ende. Das Beben neulich zeichnete sich eher durch eine rollende, gleichmäßige Bewegung aus. Als der ganze Spuk vorbei war, erfuhren wir, dass das Epizentrum sich in der Nähe des Ortes American Canyon im Napa Valley, dem berühmten kalifornischen Weingebiet, befand. Der Ort American Canyon liegt ungefähr 56km nordöstlich von San Francisco.
In San Francisco war soweit alles in Ordnung. Ein Buch war bei uns aus dem Ikea-Klappenschrank gefallen und die eine Tür von unserem Ikea-Badezimmerschrank aufgesprungen. Das lag aber eher am vollgepfropften Schrank. Im Ort Napa sah es schon anders aus. Es gab Verletzte, hauptsächlich mit Schnittwunden und Prellungen, und viele Gebäude sind unbewohnbar. Die Gebäude krachten zwar nicht richtig zusammen, aber fast 130 Gebäude wurden rot gekennzeichet, das heißt, dass man weder das Gebäude bewohnen noch betreten darf. 1000 Gebäude fallen in die gelbe Kategorie, was bedeutet, dass das Gebäude nur begrenzt genutzt werden kann, zum Beispiel nur ein bestimmter Bereich. Der ökonomische Schaden ist auf jeden Fall riesig. Man munkelt schon, dass der kalifornische Wein aus der Naparegion bald teurer wird, da viele Weingüter Schäden durch das Erdbeben zu verschmerzen haben.