Angelika/Mike Schilli |
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Michael Wie schon häufiger hier ausgeführt taugt das in Deutschland gelehrte Schulenglisch höchstens zum Bilden der korrekten Vergangenheitsformen und anderem Firlefanz. Im amerikanischen Alltag muss der Auswanderer vor Ort fast wieder bei Null anfangen. Das liegt vor allem daran, dass wichtige Vokabeln fehlen. Besonders im Heimwerkerbereich tritt dies überdeutlich zutage, ich traue mich zu wetten, dass ein Abiturient aus Deutschland nicht mal die Hälfte der Dinge auf Englisch benennen könnte, die in einem Baumarkt verkauft werden.
Was heißt Zange? Bohrmaschine? Türklinke? Türangel? Schleifpapier? Kreuzschlitzschaubenzieher? Antworten folgen weiter unten, damit ihr nicht schummelt. Der in Abbildung 1 gezeigte Rollgabelschlüssel heißt auf Englisch übrigens "adjustable wrench". Für schwerere Arbeiten an Metallrohren dienen in Deutschland sogenannte "Franzosen" und "Engländer". Diese lassen sich ebenfalls verstellen, sehen aber eher aus wie ein Hammer, wobei der Engländer nur auf einer Seite offen ist aber der Franzose auf beiden. Diese Werkzeuge tragen im Amerikanischen den lustigen Namen "Monkey Wrench".
Das erinnert mich daran, dass mich einmal ein Röntgengerätbediener am Flughafen von San Francisco fragte, ob ich eine "Ranch" hätte. Den Zusammenhang zwischen meinem Rucksack und Ackerbau und Viehzucht konnte ich nicht herstellen und blickte ihn fragend an. Es stellte sich heraus, dass der Handgepäckkontrolleur auf dem Scanner einen Gabelschlüssel für Fahrradreparaturen in meinem Rucksack gesehen hatte, und das Mitführen von Werkzeug war diese Woche nach den völlig absurden Sicherheitsvorkehrungen seiner Behörde gerade nicht erlaubt. Der offensichtlich südamerikanische TSA-Angestellte hatte "Wrench" gesagt, was habe ich gelacht!
Und es gibt sogar mechanische Bauteile, deren Namen selbst ich mit 16 Jahren USA auf dem Buckel noch nie gehört habe. Neulich fragte ich einen Arbeitskollegen, ob es normal sei, dass die Räder meines Strandmobils (Rundbrief 08/2012) nur mit Metallsplinten an der Achse befestigt sind (Abbildung 2). Ob das nicht "Pfusch" wäre?
Gleich zu Anfang stellte sich heraus, dass es auf amerikanisch kein Wort für "Pfusch" gibt. Wenn etwas in Amerika halbwegs zusammenhält, ist es brauchbar und dann wird kein weiterer Gedanke daran verschwendet. Aber, wandte ich ein, ob es denn nicht sinnvoller wäre, statt der Metallsplinte eine Art Schnellverschluss anzubringen, was zwar teurer, aber doch stabiler und leichter zusammen und wieder auseinanderzunehmen wäre? Kopfschüttelnd erwiderte mein Kollege: Ein Wort für "Pfusch" gäbe es zwar nicht, aber eines für Design, das komplizierter als notwendig ist, nämlich: "Dumm". So ein Scherzbold.
Und dann musste ich doch tatsächlich fragen, wie dieser geschwungene Metallsplint eigentlich heißt: Cotter Pin. Ein "Cotter" ist nicht nur jemand, dem ein Gutsherr als Gegenleistung für Dienste freie Logis in einem Häuschen auf dem Grundstück ("Cottage") gewährt, sondern auch ein Keil oder Splint. Hatte ich wirklich noch nie im Leben gehört.
Und hier noch die Antworten auf die oben abgefragten Werkzeugvokabeln: Pliers (Zange), drill (Bohrmaschine), door handle (Türgriff), door hinge (Türangel), sandpaper (Schleifpapier), Phillips head (Kreuzschlitzschraubenzieher). "Phillips", das amerikanische Wort für Kreuzschlitzschraubenzieher schreibt man, anders als den holländischen Elektronikkonzern "Philips" übrigens mit zwei L, denn der Schraubenzieher ist nach dem amerikanischen Geschäftsmann Henry F. Phillips benannt. Hättet ihr's gewusst?
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