24.03.2013   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 101  
San Francisco, den 24.03.2013


Abbildung [1]: Gun Buyback: Die Polizei kauft Waffen von reumütigen Waffenbesitzern zurück.

Angelika Nach dem Attentat auf die "Sandy Hook"-Grundschule in Connecticut im Dezember letzten Jahres, bei der ein Gewehrschütze 27 Menschen erschoss, berichtete die Presse, auch die deutsche, dass in den USA jetzt wie wild Waffen gekauft werden. Jeder befürchtet, dass Obama nun doch endlich eine Verschärfung der Waffengesetze auf den Weg bringt. Wenig berichtete die Presse, vor allen Dingen die internationale, von den sogenannten Waffenrückkaufveranstaltungen ("gun buyback programs"). Städte wie San Francisco und Oakland führen diese hin und wieder durch, und letzten Dezember aus besonderem Anlass einmal außer der Reihe.

Abbildung [2]: Für Pistolen und Flinten zahlt die Polizei 100 Dollar, für Sturmgewehre 200.

Es handelt sich dabei um die simple Idee, für Bürger einen Anreiz dafür zu schaffen, sich von ihren Waffen zu trennen und somit die Anzahl der Waffen, die im Umlauf sind, zu reduzieren. In San Francisco zahlte die Polizei bis zu 200 Dollar pro zurück gegebener Waffe, schnell verdientes Bargeld also. Maximal durften drei Waffen pro Person eingereicht werden, aber nur für in Kalifornien illegale automatische Sturmgewehre ("Assault Weapons") gab es 200 Dollar, für normale Pistolen und Gewehre nur 100 Dollar. Am Ende kamen in Oakland und San Francisco 600 Waffen zusammen.

Das Ganze läuft völlig unbürokratisch ab. Es werden keine Fragen gestellt, wie, wann und unter welchen Umständen die Waffe erworben wurde oder warum jemand sich in Besitz einer in Kalifornien illegalen Waffe befindet. Einzige Bedingung ist, dass die Waffe funktioniert, denn es hat wenig Sinn, eine Waffe aus dem Verkehr zu ziehen, mit der sowieso nicht mehr geschossen werden kann. Die Veranstaltungen organisiert und beaufsichtigt in der Regel die Polizei in Zusammenarbeit mit irgendwelchen Nachbarschaftsgruppen. Diesmal verlangten sie allerdings die Vorlage eines gültigen Führerscheins oder einer aktuellen Stromrechung, um sicher zu stellen, dass nur tatsächlich vor Ort wohnende Reumütige mit Omas Schießgewehr ankamen, und nicht Waffenhändler aus dem Umkreis, um Ladenhüter loszuwerden.

Abbildung [3]: Zum Vergleich: Eine neue 9mm Beretta-Pistole kostet im Sonderangebot 369 Dollar.

Zum Schluss ging der Polizei das Geld aus und sie musste Gutscheine ausstellen. Für die Veranstaltung im Dezember meldete sich ein privater Spender, der seinen Teil dazu tun wollte, um die Anzahl der Waffen in der Bay Area zu reduzieren. In Oakland stellte die Kirche St. Benedict ihr Gelände für die Veranstaltung zur Verfügung. Die Waffen vernichtet die Polizei dann übrigens fernsehwirksam mit Funken sprühenden Kreissägen. Experten streiten sich darum, ob die Programme wirklich dazu beitragen, Gewalt durch Waffen zu reduzieren oder ob es sich nicht doch mehr um einen symbolischen Akt handelt.

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Letzte Änderung: 17-Aug-2013