Angelika/Mike Schilli |
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Michael Staatsbürger und Einwanderer identifizieren sich in den USA mittels einer neunstelligen Zahl im Format XXX-XX-XXXX, der sogenannten "Social Security Number" (SSN). In Deutschland bestimmt die "Sozialversicherungsnummer" einen Arbeitnehmer, der irgendwann mal eine Rente erhält. In den USA ist die SSN eine Art Identifikation für Staatsbürger und legale Einwanderer. Illegale Einwanderer kaufen sich gestohlene Nummern oder recyclen Nummern von Verstorbenen, denn ohne diese Nummer kriegt man kaum einen Fuß auf den Boden in diesem Land: Die Bank fragt danach, wenn man ein Konto eröffnen möchte, die Führerscheinstelle, wenn man eine Fahrerlaubnis für den jeweiligen Bundesstaat beantragt, und die Arztpraxis lässt neue Patienten ihre SSN in Formulare einfüllen. Ruft man in der Telefonzentrale beim Online-Banking an, identifiziert der freundliche Kundenberater den Anrufer oft über die letzen vier Ziffern der SSN. Als ich anno 1996 eingewandert bin, wollte sogar der Supermarkt Costco zur Ausstellung meines Mitgliedsausweises meine "Social" wissen und ich Depp habe sie damals nichtswissend rausgerückt.
Amerikaner erhalten ihre SSN bei der Geburt vom Staat, für frisch angereiste Einwanderer ist die Ausstellung einer SSN ein wichtiger erster Schritt, um in der neuen Welt Fuß zu fassen (Rundbrief 01/1997). Allerdings kommen diese Nummern auch öfters abhanden. Führt man seine SSN zum Beispiel im Geldbeutel mit sich und irgendein Taschendieb bemächtigt sich desselben, kann der Nichtsnutz die Nummer gewinnbringend im Untergrund an zwielichtige Gestalten verscherbeln und wildfremde Personen nehmen kurze Zeit später die Identität des unbescholtenen Geldbeutelbesitzers an. Sie nehmen Kredite auf, die sie dann nicht zurückzahlen und treiben allerhand Schabernack, die der rechtmäßige SSN-Besitzer dann in jahrelanger, mühevoller Kleinarbeit berichtigen muss, wenn ihm niemand mehr Geld leiht, weil sein Ruf ruiniert ist und seine Kredithistorie ("Credit Report", Rundbrief 05/2004) einen böse Beule abbekommen hat.
Im Krankenhaus oder beim Blutabnehmen im Labor identifizieren die Angestellten die Patienten mit Hilfe des Geburtsdatums. Die Schwester fragt: "What's your date of birth?" und vergleicht die Antwort mit dem Aufnahmezettel, auf dem das Geburtsdatum des Patienten steht. So ist es eher unwahrscheinlich, dass Frau Meier die Medizin von Herrn Müller eingepumpt kriegt. Ruft man bei einer Kreditkartenfirma an, und will seinen Kontostand wissen, fragt das automatische System auch manchmal nach dem Mädchennamen der Mutter, den man bei der Anmeldung ebenfalls hinterlassen hat. Wird es ganz kritisch, wie bei einer gestohlen gemeldeten Kreditkarte, identifizieren die Kartenfirmen den Kunden anhand mehrerer Teilinformationen aus dessen Kredithistorie. Was war zum Beispiel der Arbeitgeber, den der Kunde beim allerersten Kreditkartenantrag angegeben hatte? Wer über die Jahre oft die Stelle gewechselt hat, muss dann oft scharf nachdenken.
Aus Sicherheitsgründen geizen aufgeweckte Leute mittlerweile mit der Herausgabe der Social-Security-Nummer. Braucht der Supermarkt sie wirklich? Natürlich nicht. Und auf dem Anmeldeformular für die Arztpraxis lasse ich das Feld mittlerweile leer (Abbildung 2). Wieso sollte ich einer Sprechstundenhilfe und eventuell weiteren Angestellten in der Arztpraxis Informationen zugänglich machen, die diese leicht online verscherbeln und mir damit das Leben zur Hölle machen könnten? Die meisten Praxen akzeptieren das Weglassen der Nummer auf dem Formular mittlerweile klaglos, wenn man ihnen eine Krankenversicherungskarte reicht, auf der eine ID-Nummer aufgedruckt ist, die den versichterten Patienten identifiziert und nicht einen Einwohner der USA mit dem amerikanischen Äquivalent zum deutschen SCHUFA-Eintrag. Eine erfreuliche Entwicklung.
Online-Bankkonten oder auch allgemein Online-Accounts bei Yahoo oder Facebook sichert man Amerika mit einem Passwort, und für den Fall, dass man das vergessen hat, hinterlässt der neue Kunde bei der Anmeldung Antworten auf sogenannte "Security Questions", auf die nur er die Antwort weiß. Typische Fragen sind "Welchen Namen hatte ihr erstes Haustier?" oder "In welcher Straße wohnten Sie als Kind", aber nachdem auch Bösewichte Antworten auf diese Fragen bei offenherzigen Facebook-Nutzern oft leicht herausfinden können, sind diese Fragen meiner Meinung nach totaler Quatsch und gefährliches Sicherheitstheater.
In Abbildung 1 seht ihr einen Antrag für eine Kreditkarte, auf dem nicht nur nach dem Jahreseinkommen des Antragsstellers gefragt wird, sondern auch nach der SSN. Man stelle sich vor, dass die Kaufhauskette Macy's jedem Kunden an der Kasse einmalig 15% Rabatt auf seinen Einkauf gewährt, wenn er einen derartigen Antrag ausfüllt! Die Verkäufer fragen mich jedes Mal danach, ob ich nicht 15% sparen möchte, aber ich denke mir immer: Wie bekloppt müsste ich eigentlich sein, um meine SSN auf einem Zettel zu hinterlassen, der stundenlang an einer Registrierkasse rumliegt, den Dutzende von Leuten zu Gesicht bekommen und der eine Nummer enthält, die es Dieben einfach macht, meine Identität zu stehlen? Ich empfehle: Im Zweifelsfall immer geizen.
Grüße aus dem informationshungrigen Land:
Angelika & Michael
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