Angelika Kalifornen ist nicht nur wirtschaftlich etwas ins Schleudern geraten, sondern erlitt Imageverlust als Vordenker-Bundesstaat, zumindest wenn es um gleichgeschlechtliche Ehen geht. Mittlerweile erlauben nämlich sechs amerikanische Bundesstaaten, Massachusetts, Connecticut, Vermont, New Hampshire, Maine und Iowa, gleichgeschlechtlichen Paaren zu heiraten, während die kalifornischen Richter des obersten Gerichtshofs in Kalifornien (California Supreme Court) am 26. Mai dieses Jahres entschieden, dass Proposition 8 rechtsgültig ist.
Ihr erinnert euch vielleicht: Alles begann mit unserem Bürgermeister Gavin Newsom, der zivilen Ungehorsam übte, indem er im Februar 2004 homosexuelle und lesbische Paare in San Francisco heiraten ließ. Was einen Monat später hochrichterlich gestoppt wurde, einschließlich der Annulierung der in San Francisco geschlossenen Ehen. Der Streit zwischen den Befürwortern und Gegnern der Homo-Ehe verlagerte sich dann für schlappe vier Jahre in die kalifornischen Gerichte, bis schließlich wiederum das oberste Gericht im Mai 2008 mit 4 zu 3 Stimmen die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern erlaubte, weil die knappe Mehrheit der Richter eine andere Praxis als Diskriminierung bewertete, die gegen die kalifornische Verfassung verstieß.
Zwischen dem 16. Juni und dem 4. November gaben sich daraufhin 18.000 gleichgeschlechtliche Paare das Ja-Wort in Kalifornien. Gegner der Homo-Ehe organisierten dann umgehend ein Volksbegehren, nämlich Proposition 8, das die Ehe in Kalifornien wieder ausschließlich als eine Einheit zwischen Mann und Frau definiert. Am 4. November stimmten 52% der kalifornischen Wähler für Proposition 8, also gegen die Homo-Ehe, woraufhin die Befürworter der gleichgeschlechtlichen Ehe wiederum versuchten, Proposition 8 an sich als rechtsungültig zu erklären (Rundbrief 11/2008). Das oberste Gericht befand dann aber im Mai diesen Jahres: Nein, das Volksbegehren, also Proposition 8, ist rechtsgültig, aber die bereits geschlossenen 18.000 Ehen bleiben bestehen. Nun werden schon wieder Unterschriften gesammelt, um vielleicht in naher Zukunft noch einmal über Proposition 8 abzustimmen, in der Hoffnung, sie dann per Wählerstimme und nicht per Gericht niederzuschlagen. Eine endlose Geschichte ...