03.09.2009   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 81  
San Francisco, den 03.09.2009


Abbildung [1]: Die Altstadt von Pittsburgh, Pennsylvania

Michael Neulich verschlug es mich dienstlich zur Perl-Konferenz nach Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania. Grummelnd setzte ich mich am sonntagmittag ins Flugzeug, das noch nicht mal ganz bis Pittsburgh, sondern nur ins 100km entfernte Cleveland im Bundesstaat Ohio flog, von wo mich eine Propeller(!)maschine dann nach Pittsburgh brachte. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?

Abbildung [2]: In der Innenstadt treibt sich abends allerhand Gesindel herum.

Egal, nachdem ich mir am Flughafen ein Mietauto genommen und damit zum Hotel gefahren war, stellte sich auf dem Zimmer heraus, dass die Flugsicherheitsbehörde TSA meinen Koffer zu Prüfungszwecken geöffnet, durchsucht, und anschließend mit einem Papperl versehen und mit einem Plastikclip verschlossen hatte. Zur Perlkonferenz hatte ich einen kleinen Spielzeugraketenwerfer eingepackt, dessen Software ich in einem Vortrag präsentierte, und dem Mann am Röntgengerät im Flughafen kam das wahrscheinlich etwas spanisch vor und er hat den Alarmknopf gedrückt. Oder vielleicht war es auch nur Zufall, aber jedenfalls stand ich im Hotelzimmer mit einem verschlossenen Koffer. Der Plastikclip der TSA war etwa so zäh wie der eines Lifttickets, also unmöglich von Hand abzukriegen. Taschenmesser hatte ich natürlich keines mit, das ist ja im Flugzeug verboten. Also ging ich hinunter zur Rezeption, wo man mir eine Schere reichte, mit der ich schließlich den Kofferverschluss aufschnitt. Uff. Nächstes Mal ein bisserl mitdenken, TSA, gell!

Abbildung [3]: Diese Spiegelklötze bilden die Skyline von Pittsburgh.

Pittsburgh ist eine ehemalige Metropole der Stahlindustrie, die natürlich mittlerweile so nicht mehr existiert. Laut einer Anzeigentafel am Flughafen ist Pittsburgh heute allerdings Sitz von vielen milliardenschweren Unternehmen, allerdings ist die Innenstadt ab 9 Uhr abends tot. Man sieht weiße Amerikaner schnell aus dem Auto in hermetisch verschlossene Restaurants huschen, und auf der Straße treiben sich nur schwarze Halbstarke herum, die angstfrei umherschreitende Leute wie euren werten Erzähler ungläubig beglotzten. Eine merkwürdige Szenerie. Dabei ist das Wetter im Sommer echt angenehm, nicht zu heiß, weil die Stadt direkt am Ohio-River liegt, und man könnte gut bis zwölf im Straßencafe sitzen.

Abbildung [4]: Blitzbesuch im Hofbräuhaus, Pittsburgh, Pennsylvania

Südlich des Ohio-Rivers gibt es sogar ein sogenanntes Hofbräuhaus, das der rasende Rundbriefreporter natürlich austesten musste. Das Bier brauen sie dort selbst, und das Weißbier, das ich verkostete, schmeckte sogar sehr gut. Das bestellte Jägerschnitzel stellte sich als paniertes (!) Schnitzel mit Pilzen heraus, das auf (!) Kartoffelsalat lag, den ich allerdings eher als Bratkartoffeln bezeichnet hätte. Aber geschmeckt hat es ausgezeichnet, das muss ich sagen.

Abbildung [5]: Ob's im echten Hofbräuhaus wohl auch Leberkleister aus dem Automaten gibt?

Zur musikalischen Untermalung war eine Einmannkapelle angestellt, ein älterer Herr in Lederhosen und mit Rauschebart, der bewährte Hits wie "Rosamunde", "Schützenliesel" auf seinem Yamaha-Keyboard und mit Gesang zum Besten gab. Ha!

Abbildung [6]: Der Herr in Lederhosen rollte das R in "Rosamunde" allerdings wie ein Amerikaner.

Am nächsten Tag wollte ich mir im Supermarkt ein Bier kaufen, um es aufs Hotelzimmer mitzunehmen, wurde aber darüber aufgeklärt, dass man im Bundesstaat Pennsylvania kein Bier im Supermarkt kaufen kann. Gut, gut, das kannte ich aus dem Mormonenstaat Utah oder auch Alaska, wo man alkohlhaltige Getränke in sogenannten Liquor-Stores kaufen muss. Als ich dann an einem kleinen Tante-Emma-Laden anhielt, der aussah wie ein Liquor-Store, und auch dort im Kühlregal kein Bier fand, wurde ich stutzig und fragte den Mann an der Kasse um Rat, einen Ausländer, der aussah als käme er aus der Jemen/Syrien-Gegend. Der lachte und sagte, so einfach ginge das hier nicht ("We are different here, haha!") und ich müsste in eine Bar hineingehen, und "Bier zum mitnehmen" ordern.

Abbildung [7]: Absurde Alkoholgesetze im Bundesstaat Pennsylvania zwangen den durstigen Rundbriefreporter, sein Bier im Dorfsaloon zum Mitnehmen zu ordern.

Freundlicherweise schilderte er mir auch gleich noch den Weg zur nächsten Bar. Dort spazierte ich hinein, fragte die Bedienung nach dem Bier und wurde auf einen neben der Bar platzierten gläsernen Kühlschrank verwiesen. Als ich dessen Tür öffnen wollte, um das gewünschte Bier herauszuholen, stellte sich heraus, dass er verschlossen war. Die Bardame instruierte aber gleich den Barmann, den Schlüssel zu holen, und mein Bier aus dem Kühlschrank zu entnehmen. Das Bier wurde in einen undurchsichtige Plastiktüte verpackt, ich zahlte und ging zum Auto und fuhr heim. Also manchmal fragt man sich ...

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