Angelika/Mike Schilli |
Auf dem Schießstand
Primaries - Wer wird der nächste Präsident?
Autokauf
San Francisco Ansichten: Hunters Point
Indianerstämme und ihre Casinos
Chicago
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Michael Als mich eines Tages ein Arbeitskollege fragte, ob ich Lust hätte, mit ihm am Wochenende zum Schießen zu gehen, sagte ich natürlich zu. In Rundbrief 01/2001 haben wir schon einmal darüber berichtet, dass es in Amerika ganz normal ist, dass Privatleute Waffen in ihrer Wohnung haben. Gelegenheit zum Üben bieten Schießstände, wie zum Beispiel "Jackson Arms" in South San Francisco, unweit des Supermarkts "Costco".
Der Kollege besitzt eine Pistole der Marke Springfield Amory XD-9 und wir luden sie vorschriftsmässig in einem mit einem Vorhängeschloss versehenen Kästchen in den Kofferraum unseres Autos und brausten damit 10 Minuten auf der Autobahn gen Süden. Eine Pistole muss in Kalifornien, wie schon einmal in Rundbrief 08/2003 besprochen, ungeladen, von der Munition getrennt und verschlossen transportiert werden. Sie darf nicht im Handschuhfach liegen, damit man nicht auf die Idee kommt, in Rage andere Verkehrsteilnehmer wegzupusten.
Auf dem Schießstand mussten wir unsere kalifornischen Führerscheine hinterlegen und durch Unterschrift die Regeln des Clubs akzeptieren. Mein Arbeitskollege war schon mal dagewesen und wurde deswegen als "Coach" (Trainer) klassifiziert. Der Einweiser führte uns mit der Pistole und einer Übungspatrone ans Ende des Ganges und wir gingen den Lade- und Entladevorgang durch. Ich war ja mal vor vielen, vielen Jahren mal als Wehrpflichtiger beim Bund, deswegen kannte ich das alles schon und es ging ruckzuck.
In zwei durch doppelte Türen vom Eingangsbereich abgetrennten Räumen befanden sich jeweils acht Schießscharten. Diese nach vorne und hinten offenen Bereiche waren etwa einen Quadratmeter groß und verfügten über ein kleines Tischchen, auf das man die Pistole legte und das Magazin mit Patronen füllte. Wir bekamen Zielscheiben mit, die entweder Ringe mit Zahlen zeigten oder menschliche Silhouetten. Diese befestigte man mit Klammern auf einem Wägelchen, das auf Drahtseilen lief und sich per Knopfdruck 10 - 30 Meter auf die Schießbahn fahren ließ.
Unser Einweiser erklärte, dass man vom Schießstand aus nicht mit der geladenen Pistole nach hinten fuchteln oder gar in den Kassenraum zurückgehen darf. Und auch wildes Rumballern auf die Seitenwände der Schießbahn wird mit einem "Strike" geahndet. Beim ersten "Strike" gibt's eine Verwarnung, beim zweiten muss man den Schießstand verlassen und darf erst am nächsten Tag zurückkehren.
Video: Video auf dem Schießstand |
Wir hatten einen Höllenspaß, feuerten jeder so um die 60 Schuss ab und stellten fest, dass es gar nicht so einfach ist, mit einer 9mm-Kanone eine Person auf 10m Entfernung zu treffen. Das Ding hat einen ziemlichen Rückschlag, und man muss schon sehr genau zielen und ruhig halten, damit man trifft. Sogar ein kleines Video hat mein Kollege mit Angelikas kleinem Fotoapparat gedreht, den ich mitgebracht hatte. Eine 9mm-Patrone kostet übrigens etwa 25 Cent, wenn man sie in großen Mengen im Großhandel kauft, und etwa das Doppelte falls man sie auf dem Schießstand erwirbt. Und eine Stunde auf der Bahn kostet $14 plus $7 für jeden weiteren Schützen, Ohrenschützer und Schutzbrillen gibt's für $1.50 -- also alles gar nicht teuer! Ab zwei Personen kann man sogar eine Pistole mieten, das kostet $12 - $20 pro Stunde. Und Montags ist dort "Ladies Night", halber Bahnpreis für die Damenwelt!
Angelika Amerikas Wahlkampfmaschine läuft auf Hochtouren und seit Monaten bombardieren uns die Medien mit Prognosen, Debatten und Werbespots der Kandidaten zum amerikanischen Präsidentschaftsamt. Am Ende der Vorwahlen kristallisieren sich zwei Kandidaten heraus, einer für die republikanische und einer für die demokratische Partei -- und einer davon wird dann bei den wirklichen Wahlen im November Präsident der USA. In der Regel ist das Interesse an diesen Vorwahlen relativ gering und die Wahlbeteiligung extrem niedrig, doch dieses Jahr sieht alles anders aus.
Das liegt zum einen daran, dass es bisher weder bei den Republikanern noch bei den Demokraten einen klaren Favoriten gibt. Bei den Demokarten liefern sich Hillary Clinton und Barack Obama ein spannendes Rennen. Obwohl sich die beiden in ihren politischen Konzepten gar nicht so sehr unterscheiden, fragen sich viele demokratische Wähler, wem sie ihre Stimme geben sollen. Dem jungen charismatischen Barack Obama, dem Senator aus dem Bundesstaat Illinois, der verspricht, das Land über alle politischen Gräben hinweg zu vereinen? Oder doch lieber Hillary Clinton, die immer wieder betont, das Weiße Haus und den Washington-Klüngel in- und auswendig zu kennen, die aber auch die Altlasten ihres Mannes Bill Clinton mit sich herumträgt?
Vielen Wählern graut es davor, die Bush-Dynastie gegen eine Clinton- Dynastie auszutauschen, zumal keiner so recht weiß, welche Fäden Bill Clinton im Hintergrund zieht. Auch die historische Dimension ist vielen Wählern wichtig: Zum ersten Mal hat in der Geschichte der USA entweder eine Frau oder ein Schwarzer eine Chance auf das höchste Amt im Land. Und viele sehen in Barack Obama bereits die Reinkarnation von John F. Kennedy, so begeistert er die Massen, unabhängig von Hautfarbe, Alters, und Einkommen, wie es zumindest in San Francisco scheint.
Bei den Republikanern liegen der ehemalige Vietnam-Veteran und langjährige Senator von Arizona, John McCain, und der millionenschwere Geschäftsmann und ehemalige Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, vorn. Wochenlang debatierte dabei das Land, ob der Mormone Romney wegen seiner Religionszugehörigkeit überhaupt wählbar ist. Besonders die religiöse Rechte, die hauptsächlich republikanisch wählt, stößt sich an Romneys Mormonenstatus. Auch der ehemalige Bapitistenpfarrer und frühere Gouverneuer von Arkansas, Mike Huckabee, schlägt sich noch tapfer, denn besonders die konservativ-religiöse Basis schätzt ihn. Bislang fanden Vorwahlen in 7 Bundesstaaten statt, aber alles wartet nun gespannt auf den 5. Februar, den sogenannten "Super Tuesday", an dem in 22 weiteren Bundesstaaten Vorwahlen stattfinden.
Das höllenkomplizierte System der Vorwahlen habe ich schon einmal kurz in Rundbrief 08/2004 beschrieben, aber heute versuche ich es nochmal genauer. Prinzipiell gibt der Bürger bei amerikanischen Vorwahlen nicht direkt seine Stimme an seinen favorisierten Kandidaten ab, sondern er wählt Delegierte, die auf den jeweiligen Parteitagen dann den Präsidentschaftskandidaten bestimmen.
Manche Wahlzettel führen deshalb auch gar nicht die Kandidaten auf, sondern nur die Delegierten. Wieviele Delegierte ein Bundesstaat zu den Parteitagen entsenden darf, richtet sich nach der Bevölkerungsdichte im jeweiligen Bundesstaat. Es gibt unterschiedliche Methoden, wie die Anzahl der abgegebenen Stimmen in Delegierte umgerechnet wird.
Die demokratische Partei geht strikt nach der proportionalen Methode vor, d.h. wenn die demokratische Partei aus Bundsstaat X z.B. 100 Delegierte auf den Parteitag schicken darf und Kandidat A ergattert 70 Prozent der Stimmen, entfallen auf Kandidat A 70 Delegierte. Die republikanische Partei überlässt es den einzelnen Bundesstaaten, ob nach der proportionalen Methode oder dem Motto "winner-takes-all" (der mit den meisten Stimmen erhält alle Delegierte) vorgegangen wird.
Bei diesen Vorwahlen kommen die Republikaner zum Schluss insgesamt auf 2380 Delegierte und die Demokraten auf 4049. Jedenfalls nach jetzigem Stand, da Floridas und Michigans Stimmen zur Zeit bei den Demokraten nicht mitzählen, denn die demokratische Partei entzog beiden Bundesstaaten für ihre unerlaubt vorgezogenen Wahlen die Delegierten. Hillary Clinton möchte die Strafaktion gerne rückgäng machen, denn sie gewann in Florida und Michigan. Um dann auf dem Parteitag nominiert zu werden, braucht der republikanische Kandidat die Stimmen von 1191 (von 2380) Delegierten, der demokratische 2025 (von 4049).
Interessant sind diejenigen Delegierten, die nicht an die Vorwahlergebnisse gebunden sind, sondern ihre Stimmen nach eigenem Gutdünken auf den jeweiligen Parteitagen abgeben. Meist handelt es sich dabei um Parteifunktionäre und Abgeordnete. Die Demokraten nennen diese Delegierten lustigerweise Superdelegierte ("super delegates") während die Republikaner schlicht von Delegierten, die zu nichts verpflichtet sind ("unpledged delegates"), sprechen. 796 dieser Superdelegierten schicken die Demokraten auf ihren Parteitag in Denver im August, bei den Republikanern sind es 463 auf dem Parteitag in Minneapolis/St. Paul. In der Regel richten die Superdelegierten aber nicht mehr viel aus, aber dieses Jahr könnten sie bei den Demokraten zum Zünglein an der Waage werden, wenn das Rennen zwischen Obama und Clinton weiterhin Kopf an Kopf bleibt.
Interessant ist auch ob die einzelnen Bundesstaaten "Primaries" oder "Caucuses" durchführen. Primaries müsst ihr euch wie ganz normale Wahlen vorstellen. Die Wähler gehen zu ihrem Wahllokal und geben an einem bestimmten Tag ihre Stimme ab. Dabei gibt es geschlossene ("closed") und offene ("open") "Primaries". Bei geschlossenen Primaries dürfen nur registrierte Parteimitglieder wählen. Die Registrierung geht allerdings oft recht unbürokratisch vor sich. Demokraten wählen für die demokratischen Kandidaten, Republikaner für die republikanischen. Bei offenen "Primaries" spielt hingegen die Parteizugehörigkeit keine Rolle.
Allerdings kennt das amerikanische System auch noch eine Mischform, nämlich teilweise offene Primaries, bei denen unabhängige Wähler unter Umständen mitwählen dürfen. In Kalifornien erlaubt dies zum Beispiel die demokratische Partei unabhängigen Wählern, während die republikanische Partei es verbietet. Das mag euch jetzt vielleicht wundern, aber die republikanische Partei fürchtet, dass dann der weniger konservative Kandidat ihrer Partei in Kalifornien das Rennen macht, denn Kalifornien hat einen hohen Anteil an unabhängigen Wählern, die eher als moderat gelten. Eine amerikanische Bekannte erzählte mir sogar, dass ihre eher demokratisch angehauchten Freunde sich als Republikaner in Kalifornien registrieren lassen, um die Wahl des republikanischen Kandidaten zu beeinflussen.
Unter "Caucus" stellt ihr euch hingegen am besten eine Parteiversammlung auf lokaler Ebene vor. Man trifft sich zum Beispiel in Schulen und debattiert, welcher Kandidat am besten geeignet ist, um später dann in meist öffentlicher Abstimmung den Favoriten zu bestimmen. Die entsprechenden Delegierten werden dann zu den übergeordneten Versammlungen auf Landkreis ("County")- und Bundesstaatenebene entsandt, um dann schließlich die Wahlmänner für den nationalen Parteitag zu bestimmen. Die Methode des "Caucus" gerät allerdings immer mehr ins Hintertreffen. Nur noch ungefähr ein Drittel der amerikanischen Bundesstaaten führen "Caucuses" durch.
Etwas merkwürdig an dem Vorwahlsystem ist, dass die Vorwahlen nicht alle am gleichen Tag stattfinden, sondern gestaffelt zwischen Januar und Juli. New Hampshire and Iowa wählen traditionell zuerst, denn New Hampshires Gesetze besagen, dass ihre Primary eine Woche vor jeder anderen Primary stattzufinden hat. Das führt dazu, dass kleinere Bundesstaaten mit relativ geringer und homogener (in Iowa zum Beispiel dominieren weiße Bauern die Demographie) Bevölkerung großen Einfluss auf die erste Vorauswahl der Präsidentschaftskandidaten haben. Das stinkt bevölkerungsreicheren Bundesstaaten wie Florida und Kalifornien, sodass mittlerweile der Trend zu immer früheren Vorwahlen geht.
Ihr erinnert euch vielleicht, dass zunächst 9 Demokraten und 11 Republikaner ins Rennen gingen. Mittlerweile stehen bei den Demokraten nur noch Hillary Clinton, Barack Obama und Mike Gravel, der allerdings nicht mehr in den Debatten oder in der Presse auftaucht, zur Auswahl. Bei den Republikanern sind John McCain, Mitt Romney, Mike Huckabee und Ron Paul noch dabei, und Kalifornien wählt wie gesagt erst am Dienstag. Das Feld der Kandidaten dünnt sich deshalb relativ schnell nach den ersten Vorwahlen aus, da der Wahlkampf in den USA extrem teuer ist und die Kandidaten, die kaum Stimmen bekommen, Schwierigkeiten haben, Spenden einzutreiben, um ihren Wahlkampf weiter zu finanzieren.
Niemand wirft sein Geld zum Fenster raus und unterstützt einen Kandidaten weiter, der keine realistische Chance mehr hat. Allerdings hätten Leute wie John Edwards (Demokrat) oder Dennis Kucinich (Demokrat) oder auch Rudy Giuliani (Republikaner) in Kalifornien durchaus Stimmen bekommen. Ich kenne viele, die am Dienstag für John Edwards oder auch Kucinich (der linkeste Kandidat) wählen wollten und dies jetzt nicht mehr können. Das geht sogar soweit, dass einige Kalifornier, die schon per Briefwahl gewählt haben und zum Beispiel Edwards ihre Stimme gaben, nun in die Röhre gucken, weil ihre Stimme nicht mehr zählt, da Edwards nicht mehr im Rennen ist.
Wer übrigens meint, dass mit Sicherheit ein Demokrat als Präsident(in) ins Weiße Haus einzieht, liegt falsch. Gerade wenn McCain die Nominierung bei den Republikanern schafft, dürfte der auch dann später die Wahl gewinnen. Denn John McCain verkörpert, was Amerikaner mögen, vor allen Dingen die in der Mitte des Landes. Er ist ein ehemaliger Vietnam-Veteran und überlebte Gefangenschaft und Folter in Vietnam und spricht sich auch deshalb vehement gegen Folter aus. Und obwohl er für den Irakkrieg stimmte und Bush diesbezüglich unterstützte, sehen viele seine Erfahrungen in Vietnam und seine lange militärische Laufbahn als Plus an, den Schlammasssel im Irak zu lösen.
Auch gilt er als pragmatisch, redet Klartext und ist dafür bekannt, überparteilich zu agieren, alles Eigenschaften, die gerade die Moderateren der konservativen sowie die unabhängigen Wähler schätzen. So setzt er sich für eine humane Lösung des Problems der illegalen Einwanderer im Land ein und versuchte mit dem Erzdemokraten Ted Kennedy, einen Gesetzesentwurf diesbezüglich durch den Kongress und Senat zu bringen, was allerdings scheiterte.
Auf der anderen Seite ist er schon erzkonservativ. Er ist gegen Abtreibung und will die Steuervergünstigen, die Bush ins Leben rief, permanent machen. Wer auf einen demokratischen Präsidenten hofft, sollte die Daumen drücken, dass Mitt Romney bei den Repubikanern die Nominierung gewinnt, denn Umfragen zufolge erhöhen sich die Chancen für den demokratischen Kandidaten, wenn der Gegenkandidat Romney und nicht McCain heißt. Nur schade, dass wir nicht mitwählen dürfen, denn meine Stimme hätte Obama.
Michael Wie kauft man in den USA einen Gebrauchtwagen von einer Privatperson? Wir haben vor einigen Monaten einen PERLMAN-Nachfolger gekauft und können euch heute von unseren Erfahrungen berichten.
Was für ein Auto soll es sein? Ich empfehle japanische Autos der Marken Honda und Toyota. In Amerika verkauft Honda die teureren Modelle übrigens unter dem Namen "Acura" und Toyota präsentiert sie als "Lexus". Beides sind hervorragende Marken, die ich euch wärmstens ans Herz lege, falls ihr langlebige, gut ausgestattete und absolut zuverlässige Luxuskarossen braucht.
Jawohl, ich bin ja kein Freund deutscher Autos. Die sind überteuert, werden vom "Consumer Reports" (der amerikanischen "Stiftung Warentest") als unzuverlässig eingestuft und weisen neuerdings schwerwiegende Fertigungsmängel auf. Einer meiner Arbeitskollegen hatte sich einen S-Klasse-Mercedes gekauft und nach einigen Jahren war der Kofferraum durchgerostet. In Kalifornien, ohne Schnee, das muss man sich mal vorstellen! Ein anderer Kollege musste einen neuen Porsche Boxster nach vier Wochen mit kaputtem Motor in die Werkstatt geben. Für derlei Schluderwerk habe ich kein Verständnis. Nachdem unser 91er Acura Integra in die Jahre gekommen war, haben wir uns deshalb vor kurzem einen 98er Acura Integra gekauft. Fast 10 Jahre alt, 100.000 Meilen auf dem Tacho, aber läuft wie die Hölle mit seinen 170 PS. Und den PERLMAN haben wir schließlich auch gekauft, als er 7 war und ihn 10 Jahre lang ohne nennenswerte Probleme gefahren!
Zunächst einmal muss man mit dem Verkäufer einen Preis aushandeln. Den gängigen Wert für einen Gebrauchtwagen listet das "Kelly Blue Book", das auf dem Web unter kbb.com kostenlos verfügbar ist. Man gibt dort die Marke, das Modell und den Jahrgang ein und fügt außerdem Extras wie Schiebedach oder Klimaanlage hinzu. In Amerika fährt man zu 90% Automatik, Gangschaltung ist weniger gefragt. Jeder der richtig Auto fahren kann, also nur etwa 10% der Amerikaner, fährt allerdings Autos mit Gangschaltung.
Der Zustand des Fahrzeugs ist entweder "Excellent", "Good", "Fair" oder "Poor", je nach dem, wie verbeult der Karren dasteht und welche Macken er hat. Man unterscheidet weiterhin zwischen "Trade-in Value" (was der Händler herausrückt, wenn man den alten Wagen in Zahlung gibt), dem "Private Party Value" (dem Preis, den man als Privatmann verlangen kann) und dem "Suggested Retail Value" (den Preis, den Gebrauchtwagenhändler verlangen).
Um herauszufinden, ob das Auto in Unfälle verwickelt war, Abgasuntersuchungen nicht bestanden hat, irgendwann gestohlen wurde, häufig gekauft/verkauft wurde, oder sonstige Irrwege beschritten hat, bietet die Firma "Carfax" einen Auskunftsdienst auf dem Internet an. Man bezahlt $29.95 und kann dann einen Monat lang beliebig viele Kraftfahrzeuge anhand ihrer VIN ("Vehicle Identification Number", Kraftfahrzeugnummer) untersuchen. Nicht schlecht, aber auch nicht fehlerfrei, denn Carfax wusste zum Beispiel nicht, dass unser PERLMAN schon einmal einen Unfall hatte (Rundbrief 09/2001).
Nach Abschluss der Preisverhandlungen füllt man eine "Bill of Sale" aus, ein Formular, das man als PDF von der kalifornischen Kraftfahrzeugbehörde DMV herunterladen kann. Es ist nur eine halbe Seite lang und man trägt nur die Namen und Adressen von Verkäufer und Käufer ein, den Kaufpreis und die VIN. Der Verkäufer unterschreibt. Um Haftung auszuschließen, sollte man ein Dokument aufsetzen, das den Satz "Sold 'As-Is' without Warranty" ("Verkauft wie besichtigt, ohne Gewährleistung") enthält.
Der Käufer bezahlt dann. Aber wie? Ein paar tausend Dollar trägt man nicht einfach so in der Tasche rum, außerdem hat jeder Angst vor Falschgeld, weil Dollarscheine nur wenig Sicherheitsmerkmale führen. Außerdem hinterlässt Bargeld keine nachweisbaren Spuren im Bankgewerbe und der Nachweis, wieviel Geld tatsächlich den Besitzer gewechselt hat, ist hinterher fast unmöglich, sollte es zu Streitereien kommen.
Amerikanische Schecks über größere Beträge nimmt niemand an, der einigermaßen bei Verstand ist. Sie sind oft nicht gedeckt und "bouncen" (platzen), was heißt, dass der Empfänger einfach das Geld nicht ausgezahlt bekommt. Selbst wenn alles gut geht, dauert es oft bis zu einer Woche, bis ein Scheck "cleared" also das Geld aus der Transaktion auf dem Empfängerkonto eintrudelt. Meist kommt das Geld schon früher an, aber man darf es nicht abheben, weil die Transaktion noch nicht bestätigt ist. Haarsträubend.
Für Autokäufe nutzt man deswegen sogenannte "Cashier's Checks" (Kassierer-Schecks). Der Käufer geht zur Bank (die hier in den USA auch am Samstag auf hat), verlangt vom Kassierer einen Cashier's Check über den ausgehandelten Autopreis und lässt ihn auf den Namen des Empfängers (!) ausstellen. Der auf dem Scheck stehende Betrag geht dann sofort vom Konto des Käufers ab. So ist sichergestellt, dass der Scheck nicht platzt. Der Scheck wird übrigens nicht vom Käufer, sondern vom Kassierer unterzeichnet. Beim Kauf händigt der Käufer dem Verkäufer den Cashier's Check aus, worauf der Verkäufer ihn bei seiner Bank einzahlt. Verlieren sollte man den Scheck nicht, er lässt sich nicht so einfach sperren. Es gab auch schon Betrugsfälle mit gefälschten Cashier's Checks, sodass der Verkäufer den Käufer manchmal bittet, mit ihm zur Bank zu gehen um den Scheck einzuzahlen. So flöge ein etwaiger Schmuh gleich auf.
Damit ein Auto rechtlich den Besitzer wechselt, muss der Verkäufer auf dem "Certificate of Title" genannten Kraftfahrzeugschein (Abbildung 12) zweimal unterschreiben. Einmal zur Freigabe des Autos ("the signature below releases interest in the vehicle") und einmal zur Bestätigung des angegebenen Kilometerstands. Daneben unterschreibt auch der Käufer, damit bewiesen ist, dass beide wissen, wie weit die Mühle schon gelaufen ist. Der "Certificate of Title" war früher rosa und wurde "Pink Slip" genannt. Nicht zu verwechseln übrigens mit der ebenfalls "Pink Slip" genannten Entlassungsnotiz für Arbeiter, die ebenfalls auf rosa Papier gedruckt wurde. "To get the pink slip" bedeutet in Amerika "entlassen werden". Aber ich schweife ab.
Später war auf dem KFZ-Schein eine zeitlang ein buntes Farbengemisch zu sehen und man nannte ihn "Rainbow Title". Heutzutage ist er wieder rosa mit blauem Rand, meist sagt man nur "Title" dazu. Ganz unten ist nochmal ein Unterschriftsfeld für einen "Lienholder", aber das ist nur relevant, falls das Auto gar nicht dem Verkäufer gehört, sondern der Bank, z.B. weil es finanziert wurde. Sonst bleibt dieses Feld einfach leer.
Der "Title" geht dann in den Besitz des Käufers über, nachdem der Verkäufer den oberen Teil mit den roten Kästchen abgetrennt hat. Dieses Formular füllt der Verkäufer aus und schickt es per Post an die Kraftfahrzeugbehörde DMV, damit diese von der Transaktion erfährt. Das ist wichtig, denn die Verantwortung für das Fahrzeug (Unfälle, Strafzettel) geht damit vom Verkäufer auf den Käufer über.
Verkauft eine Privatperson ein Auto, muss sie übrigens sicherstellen, dass ein Zertifikat über eine nicht länger als drei Monate zurückliegende bestandene Abgasuntersuchung ("Smog Test") vorliegt. Dem DMV liegen diese Daten elektronisch vor, schummeln ist unmöglich. Der Käufer hat ein Recht auf das entsprechende Zertifikat, muss dieses aber vom Verkäufer explizit verlangen.
Auf der Rückseite des KFZ-Scheins 14 trägt der Käufer seine Daten ein und geht damit zur DMV-Behörde. Dort zahlt er eine Ummeldegebühr (etwa $30) und eine "Use Tax" (Verbrauchssteuer) auf den Kaufpreis. Diese Steuer ist genauso hoch wie die Verkaufssteuer in Kalifornien (in San Francisco 8.5%). Kauft man ein Auto beim Händler, schlägt dieser ja bekanntlich die Verkaufssteuer drauf, aber nachdem der unersättliche Staat Kalifornien auch beim privaten Verkauf von Kraftfahrzeugen Zaster sehen will, treibt der DMV diesen ein. Das läppert sich: Bei einem Verkaufspreis von $5.000 zahlt man so $425 an die KFZ-Behörde, das schmerzt im Geldbeutel! Die Höhe des Verkaufspreises erfragen die DMV-Angestellten übrigens vom Käufer, schwindelt dieser und der Preis ist ganz und gar unangemessen, wird der im "Kellys's Blue Book" festgesetzte Wert des Autos herangezogen.
Der Verkäufer sollte übrigens darauf bestehen, dass der Käufer das Auto baldmöglichst anmeldet. Strafzettel gehen solange nämlich immer noch zum Verkäufer. Dieser haftet zwar nicht, muss aber dem DMV jedesmal umständlich erklären, dass der Wagen schon verkauft wurde und das oben erwähnte vom Verkäufer eingeschickte Formular ist ein wasserdichter Beweis. Der Käufer ist verpflichtet, das Auto innerhalb von 10 Tagen anzumelden, sonst hagelt's Strafen. Auch hier kommt es vor, dass der Verkäufer den Käufer bittet, mit ihm zum DMV zu gehen, damit der Verkäufer mit eigenen Augen sieht, dass sein Auto umgemeldet wird und die Transaktion damit abgeschlossen ist.
Der DMV behält den Title dann übrigens ein und schickt dem neuen Besitzer binnen zwei Wochen einen neuen zu. Auf diesem sind die Unterschriftenfelder dann wieder leer und der neue Besitzer kann das Auto später wieder nach dem gleichen Verfahren weiterverscherbeln.
Auch ist es üblich, das Auto von einer Autowerkstatt zum Preis von etwa $50 untersuchen zu lassen. Die Kosten trägt der potentielle Käufer. Ganz sicher kann man natürlich nie sein, dass man nicht über'n Tisch gezogen wird, deswegen empfehle ich, Geschäfte dieser Art am besten mit Arbeitskollegen abzuwickeln.
So ist die Hemmschwelle für Betrug relativ hoch, schließlich weiß jeder wo der andere arbeitet und kann gehörig Stunk machen, falls sich wider Erwarten Probleme einstellen. Ich habe das Auto einer Kollegin bei Yahoo abgekauft und alles lief wie am Schnürchen. Es war das Lieblingsauto ihres Mannes, aber nachdem sie kein Auto mit Gangschaltung fahren konnte, musste er es verkaufen!
Michael In unserer Reihe "San Francisco Ansichten" besuchen wir heute das gefürchtete Doppelviertel "Bayview"/"Hunters Point". Es liegt so weit im Süden, dass sich dort nie ein Tourist hin verirrt, und das ist auch gut so. Alteingesessene Einwohner von San Francisco zucken zusammen, wenn sie nur den Namen des Viertels hören, würden dort unter keinen Umständen hineinfahren und raten jedem Neuankömmling dringend davon ab, sich der Gegend auch nur zu nähern.
Das Buch zu Bayview/Hunters Point (Abbildung 17) aus der bekannten Stadtteil-Reihe, die jedem Viertel San Franciscos einen eigenen Band widmet, zeigt allerdings nur olle Schwarzweiß-Fotos und schwelgt in vergangenen Zeiten, als Hunters Point noch eine relativ normale Arbeitergegend mit einer Schiffswerft war.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Werft allerdings sofort dichtgemacht. Die größtenteils schwarzen Werftangestellten entließ man und brachte sie im Viertel in kasernenähnlichen Gebäuden des sozialen Wohnungsbaus unter. Über die Jahre verschlimmerten sich die Zustände dramatisch, und in den siebziger Jahren hatte sich ein regelrechtes Slum entwickelt, in dem rivalisierende Straßengangs ihr Unwesen trieben.
Die Dokumentation Straight out of Hunters Point gibt einen recht guten Einblick in die katastrophalen Verhältnisse dort. Es gibt zwar eine Handvoll engagierter Leute, die versuchen, das Viertel herumzureißen, aber es ist für die Bewohner nicht so leicht, dem Strudel aus Gewalt und Drogen zu entrinnen. Und nachdem in Amerika die Schulen eines Viertels hauptsächlich von den Anwohnern über Grundsteuern finanziert werden, sieht's in den Schulen von Hunters Point aus wie bei Hempels unterm Sofa. Die Kinder lernen nichts und die Eltern kümmern sich nicht drum -- die nächste Gangstergeneration ist vorprogrammiert. Im Musik-Video "Straight out of Hunters Point brüsten sich einige Gangsta-Rapper aus dem verlotterten Viertel mit ihren Schandtaten.
Obwohl heutzutage nicht mehr täglich Meldungen über Schießereien in Hunters Point in die Nachrichten kommen, kann man dort als Normalbürger praktisch nicht herumfahren. Der als Gefahrensucher bekannte Rundbriefreporter wagte sich natürlich dennoch mit Auto, Kamera und GPS hinein -- an einem Sonntagmorgen, an dem die schlimmsten Gauner ja bekanntlich noch schlafen. Einige waren dennoch da und schauten etwas verduzt. Ein Auto mit zwei finster dreinschauenden Gestalten drehte sogar um und folgte dem Reporterwagen, der aber seine Fotos schon gemacht hatte und mit Vollgas davonbrauste.
Das Phänomen total heruntergekommener Viertel hängt in den USA meist mit den sogenannten "Projects" zusammen. Bei diesem sozialen Wohnungsbau wurden früher einfach barackenartige Gebäude in solide Wohngegenden gestellt und mit sozialen Randgruppen bevölkert. Sehr zum Verdruss der ansässigen Bevölkerung, versteht sich, die den Wert ihrer Häuser in schwindelerregende Tiefen plumpsen sah. Die Stadtplaner hofften, dass sich die Neuankömmlinge integrieren würden, stellten aber fest, dass die Häuser nach einigen Jahren total verkamen und die Kriminalitätsrate im Viertel steil nach oben ging.
Auch im Viertel "Portrero Hill" in San Francisco gibt es ein solches "Project", auch dort geht es noch heute ziemlich ab. Wer mit dem 48er Bus, dem von mir so getauften "Erlebnisbus" von der Caltrain-Station an der 22. Straße nach Noe Valley fährt, erlebt besonders abends das ein oder andere Abenteuer.
Heutzutage sind "Projects" meist kleinere Häuser, die architektonisch anspruchsvoller gebaut sind. An der Cesar-Chavez-Straße bei uns um die Ecke ist so eines, das einigermaßen okay zu laufen scheint -- wenigstens besser als vor zehn Jahren, als wir nach San Francisco zogen und man die Gegend dort "Todeszone" nannte. Die kleinere Bauform hat auch den Vorteil, dass sich die Bewohner etwas mehr mit ihren Häusern identifizieren und nicht alles nach dem Motto "eh scheißegal" verlottern lassen.
Und Hunters Point hat sogar einige schöne Ecken, in denen Anwohner sich engagieren und Zeichen gegen den tristen Project-Alltag setzen. Das Video "Hunters Point Heroes" stellt Leute vor, die kleine Projekte durchziehen (z.B. einen Schrebergarten anlegen), damit kleine Verbesserungen erzielen und gleich als Held des Alltags gefeiert werden. Amerika und sein Optimismus!
Video: Arnie wirbt dafür, mit 'yes' zu wählen. |
Michael Zur Zeit geistern Werbespots durchs Fernsehen, in denen sogar unser über alles geliebter Gouvernator Arnie Schwarzenegger dazu auffordert, bei der kommenden Volksabstimmung zum sogenannten "Indian Gaming" mit "Yes" zu wählen. Das Prinzip dieser sogenannten Propositions haben wir schon mal in Rundbrief 08/2004 durchgenommen, das sind öffentliche Abstimmungen zu allerlei kommunalpolitischem Firlefanz. Es gibt sie allerdings auch auf Bundesstaatsebene, und die aktuellen Propositions 94, 95, 96 und 97, von denen Arnie in seinem original steirischen Akzent redet, drehen sich darum, dass der Staat Kalifornien mit den Indianern ausgekartelt hat, dass diese mit ihren gut laufenden Spielcasinos mehr Abgaben als bisher zahlen.
"Indianer? Casinos? Was?", werdet ihr jetzt fragen, und ich denke, da muss ich etwas weiter ausholen. Vor gar nicht so langer Zeit lebten ja auf dem amerikanische Kontinent die Ureinwohner, die Indianer. Dann kamen erst die Spanier (Rundbrief 05/2000) und später allerlei anderes Volk und ließ sich einfach auf dem Land der Indianer nieder. Diese wehrten sich teilweise vehement, aber unterlagen letztendlich den Europäern, die die Indianer mit Feuerwasser vollpumpten und ihnen ihr Land auf nicht immer feine Art abluchsten.
Heutzutage leben Indianer entweder in die Gesellschaft eingegliedert oder isoliert in sogenannten Reservaten (Rundbrief 10/2006). Das läuft so-la-la, ihre Hütten sind recht ärmlich, die Leute hängen auf der Straße rum, so eine 'Kein Bock/No Future'-Gesellschaft halt. Weil sie von den paar Perlenkettchen und Strohbottichen, die sie produzieren, auch nicht den großen Reibach machen, fehlt ihnen das Geld, um Schulen zu bauen und ihren Kinder eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
So dachte sich der amerikanische Kongress im Jahre 1988 ein Verfahren aus, um diesen Stämmen zu schnelleren Geldeinnahmen zu verhelfen: Sie erlaubten ihnen im "Indian Gaming Regulatory Act" (IGRA), im Reservat unabhängige Spielkasinos zu betreiben. Die Gewinne mussten sie nicht versteuern, sondern durften sie in den Ausbau der Reservate stecken. Nun ist ein Spielkasino praktisch eine Lizenz zum Gelddrucken, der Zaster floss in Strömen, denn die Amerikaner daddeln wie die Spielratzen.
Das rief allerdings andere Interessengruppen auf den Plan, die nicht einsahen, dass normale Leute einen Haufen Steuern zahlen und die Indianer das Geld schaufelweise steuerfrei einfuhren. Heutzutage gibt's über ganz Amerika verstreut 400 Indianer-Casinos, die zusammen 18 Milliarden Dollar jährlich erwirtschaften!
Es entstand ein jahrelanges Heckmeck, mit dem Ergebnis, dass die Steuerschraube für die Indianer stufenweise angezogen wurde. Kalifornien hat vor kurzem sogar einen Deal ausgekartelt, nach dem die Indianer künftig dreimal soviel Steuern zahlen wie bisher.
Video: Werbespots zu den Propositions 94, 95, 96 und 97 zur besten Fernsehzeit |
Aber das ist manchen auch noch nicht genug, und deswegen machen vor allem normale Spielkasinos und Lehrerverbände (die von mehr Geld in der Staatskasse profitieren) gegen den ausgekartelten Vertrag mobil. Beide Gruppen verfügen anscheinend über tonnenweise Zaster, denn sie strahlen laufend Werbespots zur besten Fernsehzeit aus. Auch die Abendnachrichten haben den Fall schon aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.
Wie immer gibt es zwei Seiten der Geschichte des Indian Gaming, was mich an dem ganzen Hin und Her allerdings amüsiert sind die total durchsichtig manipulativen Werbespots, die zwar technisch anspruchsvoll gedreht und geschnitten wurden, aber am Inhalt zeigt sich, dass hier Amateur-Demagogen am Werk waren. Wir dürfen eh nicht wählen, aber die Spots sehen wir uns trotzdem interessiert an.
Angelika Es gibt ja nicht viele amerikanische Städte, die einen so richtig vom Hocker hauen, denn viele verlieren sich im Vorort- und Hochhauseinerlei (San Francisco und New York sind hier natürlich nicht gemeint). Da uns viele immer wieder von Chicago begeistert berichtet haben und ich noch nie meinen Fuß in diese Stadt gesetzt hatte, dachten wir uns, fliegen wir doch einfach mal über Silvester hin.
Michael war übrigens vor 20 Jahren schon einmal dort gewesen, konnte sich aber nur noch nebulös daran erinnern, dass er damals mit seinem Kumpel Christian den Zoo in Chicago besuchen wollte, beim Ausstieg aus der U-Bahn in die falsche Richtung gelaufen war und in einem wüsten Viertel endete, das beide so schockte, dass sie nie im Zoo landeten.
Nun müsst ihr wissen, dass Chicago im Volksmund auch die windige Stadt ("windy city") genannt wird, was mich als waschechte Norddeutsche zunächst wenig beeindruckte, aber im Winter herrschen dort Temperaturen wie in Deutschland und Schnee gibt es auch, also besannen wir uns und deckten uns mit Winterjacken und -schuhen ein. Eine weise Entscheidung, denn an Silvester schneite es prompt und kalt war es auch in Chicago.
Trotzdem gefiel uns die Stadt sehr. Nicht nur, dass es ein super U-Bahn-System gibt (keine Selbstverständlichkeit in Amerika), nein, sogar noch mit der romantischen Variante, dass die Züge teilweise als Hochbahn durch die Innenstadt und andere Stadtteile rattern. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn das System ist streckenweise schon recht alt. Auch die Mischung aus modernster Architektur neben alten noch verzierten Wolkenkratzern und unter Denkmalschutz stehenden Steinhäusern ("Brownstones" genannt) geben der Stadt eine besondere Note. Auch nette kleine Viertel wie in San Francisco ohne Ladenketten sondern mit interessanten, eigenständigen Geschäften und guten Restaurants findet man in Chicago. Das Wicker-Park-Viertel erinnerte uns zum Beispiel an die Valencia Street in San Francisco (Rundbrief 08/2007). Chicago hat übrigens einen See ("Lake Michigan") mitten in der Stadt (deshalb auch der Wind), der im Sommer sicher traumhaft ist, aber im Winter nichts für zarte kalifornische Pflänzlein. Wir hielten uns dafür stundenlang im geheizten "Art Institute" auf, ein beeindruckendes, riesiges Museum, das von europäischer und amerikanischer Malerei, über Fotografie, über zeitgemäße modernste Kunst alles zu bieten hat, was das Herz des Kunstfreundes erfreut. Falls ihr also schon eure nächste Amerikareise plant, scheut euch nicht, Chicago auf eure Liste zu setzen.
Guten Abend allerseits!
Angelika & Michael
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