Angelika Wir gehen ja immer noch fast jeden Tag spazieren. Mittlerweile gehören unsere Märsche durch die Stadt zur täglichen Routine. Da San Francisco ja bekanntlich recht hügelig ist, haben wir oft fantastische Ausblicke auf die Stadt. Seit Monaten fällt uns dabei auf, dass sich riesige, mit Containern vollbeladene Schiffe in der San Francisco-Oakland-Bucht vor dem Hafen von Oakland aufreihen und im Stau stehen. Dies ist nicht etwa erst der Fall, seitdem das Containerschiff im Suezkanal feststeckte. In San Francisco gibt es übrigens keinen Hafen mehr, der Containerschiffe abfertigen kann, aber in Oakland, was auf der anderen Seite der Bucht liegt, schon.
Der Hafen in Oakland gilt als einer der fünf wichtigsten Häfen in den USA. In Oakland wurden schon damals bei unserem Umzug in die USA unsere Sachen abgefertigt. Wie kommt es nun zu dem Gedränge vor dem Hafen? Auch dies sind die Auswirkungen der Pandemie und der komplexen Abhängigkeiten im Güterschiffsverkehr. Die Regale vieler Betriebe müssen nach Monaten der Schließungen wieder aufgestockt werden, und Zulieferer der Industrie brauchen ihrerseits neue Teile, die meist aus Asien kommen. Private Konsumenten haben in der Pandemie vom Sofa aus Rekordeinkäufe getätigt und Dinge bestellt, die häufig in China produziert und zusammengeschraubt werden, wie zum Beispiel Laufbänder für daheim. Der Container-Stau ist so schwerwiegend, dass selbst schon die New York Times darüber berichtet hat.
Und auch im Hafen gelten Coronaauflagen, sodass das Aus- und Beladen der Container mehr Zeit in Anspruch nimmt, weil das Personal nicht so dicht gedrängt stehen darf und der Krankenstand höher ist. Das Problem beschränkt sich nicht nur auf Oakland, denn auch in Long Beach bei Los Angeles warten die Schiffe im Ozean darauf, dass sie endlich die Erlaubnis zur Einfahrt in den Hafen erhalten.
Meist steuern die Schiffe aus Asien erst Südkalifornien an und fahren nach dem ersten Be- und Entladen weiter nach Oakland. Von Oakland aus geht es nach Seattle, und dann wieder zurück nach Asien. In Oakland kam zu allem Übel noch hinzu, dass drei neue riesige Kräne an einem Ankerplatz erneuert worden sind, was einige Wochen in Anspruch nahm. Lustigerweise warten wir schon seit Oktober letzten Jahres auf ein Weihnachtspaket aus Deutschland, das per Schiff unterwegs ist. Wir fragen uns beim Spazierengehen immer, ob es sich wohl auf einem dieser großen Containerschiffe befindet. Und auch der große Megamarkt Costco hat Schwierigkeiten, einige Produkte wie den leckeren importierten Käse aus Frankreich auf seine Regale zu bekommen, ausgelöst durch die Probleme im Schiffsverkehr. Hoffentlich nimmt das Schiff mit dem teuren Käse bald wieder fahrt auf, eine Käseunglück hätte uns gerade noch gefehlt!