Angelika/Mike Schilli |
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Michael Wer es aus Deutschland gewöhnt ist, dass Benzin vielleicht direkt an der Autobahn 10 Cent mehr kostet als anderswo, fällt in Amerika aus allen Wolken, wenn eine Tankstelle 3.74 Dollar pro Gallone verlangt und die nächste einen Kilometer weiter nur 2.55 Dollar. Was, sagt ihr, das gibt's nicht? Doch, das gibt's, wie ihr aus Abbildung 2 mit der Benzinpreis-App "Gasbuddy" ersehen könnt. An der Ecke Valencia und 24th Street, direkt an der Grenze zu unserem Nobelviertel Noe Valley, kostet eine Gallone Normalbenzin 3.74 Dollar und einen Kilometer weiter, an der Ecke Castro und Market, nur 2.55 Dollar.
Haltet mich für einen Spießer oder einen (bayrischen) Schwaben, aber ich würde lieber 10 Kilometer mit dem Auto fahren als auch nur 10 Cent mehr für Benzin zu bezahlen. Angelika kann Horrorgeschichten davon erzählen, dass ich bei unserem letzten Deutschlandurlaub von der Autobahn abgefahren bin, um eine Bauerntankstelle anzufahren, die laut App billigen Treibstoff versprach, aber dann überraschenderweise am Sonntag geschlossen hatte und uns mitten im Ödland der norddeutschen Tiefebene beinahe das Benzin ausgegangen wäre!
Eine Gallone sind 3,785 Liter und der Euro steht momentan auf 1,07 Dollar, also bekommt ihr den Europreis pro Liter Benzin, wenn ihr den angezeigten amerikanischen Preis etwa durch 4 teilt. An der oben erwähnten teureren Tankstelle kostet der Liter Normalbenzin also 0,93 Euro während die billigere nur 0,64 Euro verlangt.
Allerdings gilt es zu beachten, dass bestimmte Tankstellenketten nur Bargeld nehmen und keine Kreditkarten, oder sie verlangen Kartenzahlern einen Aufpreis ab. Statt Bargeld kann man bei diesen Benzindiscountern auch mit Bankautomatenkarten und PIN zahlen, aber das mache ich aus Sicherheitsgründen nie. Wenn jemand die PIN skimmt und das Konto leerräumt, wälzt die Bank die Verantwortung auf den Kunden ab, während die Kreditkartenfirma die volle Haftung übernimmt. Außerdem bekommen Kunden mit gutem Credit-Score Kreditkarten, die Bargeld-Bakschisch abwerfen, wenn man damit zahlt. Ich rede hier nicht von irgendwelchen Bonusmeilen, mit denen irgendwelche Loser dann zeitaufwändig unmenschliche Flüge buchen, sondern von tatsächlichem sogenannten Cash-Back, mit dem die Kartenfirma dem Kunden sage und schreibe 4% vom Benzinpreis zurückerstattet, und zwar in bar, auch "Geld", "Mula", oder bayrisch "Diri-Dari" genannt.
Ketten wie "Arco" oder "Rotten Robbie" nehmen keine Kreditkarten, also muss der Pfennigfuchser abwägen: Böte die Tankstelle gegenüber Benzin mit Kartenzahlung für 2.66 Dollar an und die Bargeldtanke für 2.55, würde ich gegenüber tanken, denn ich bekäme die 4% Differenz von der Kartenfirma erstattet und müsste nicht umständlich ins Tankwarthäusl rein, um, wie in Amerika üblich, das Geld im voraus zu hinterlegen, und hinterher auch noch fürs Wechselgeld zurückzukehren. Oder schlängeln sich beim Megadiscounter Costco vor jeder der zehn Zapfsäulenpaare jeweils zehn Autos mit laufendem Motor, stelle ich mich nicht hinter dem letzten Valley-Lemming mit zuviel Freizeit an und warte 20 Minuten, sondern zahle woanders 10 Cent mehr, schließlich ist Zeit Geld.
Übrigens ist Diesel in Amerika durchwegs teurer als Normalbenzin. Oft steht es gar nicht auf der großen Preistafel verzeichnet, und manche Tankstellen an abgelegenen Orten führen es gar nicht. Ein weiterer Beweis, dass die Nachfrage den Preis regelt, und nicht etwa die Herstellungskosten. Auch bieten Tankstellen Benzin normalerweise in drei verschiedenen Oktanwerten an: Regular (87), Mid-Grade (89) und Premium (92-93). Unser kleiner aber gemeiner Honda Fit gibt sich mit "Regular" zufrieden, unser Acura "Rakete" Integra hingegen litert unbotmäßig viel "Premium"-Benzin in sich hinein. Mid-grade ist meist 10 Cents teurer als Regular, und Premium nochmal 10 Cents teurer als Mid-Grade. Allerdings variiert diese Staffelung ebenfalls, die Hipster-Tankstelle bei uns um die Ecke verlangt zum Beispiel 3.74, 3.88 und 3.97 für die unterschiedlichen Sorten, also 14 Cent mehr für "Mid-Grade", aber dann nur 9 Cent mehr für "Premium", wohl um die Überschreitung der 4-Dollar-Marke zu vermeiden, weil dann selbst dem dümmsten Hipster auffallen würde, dass er übers Ohr gehauen wird.
Grüße aus dem Zentrum des Kapitals:
Angelika und Michael
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