Angelika/Mike Schilli |
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Angelika Wir leben in tumultartigen Zeiten. Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, fragen wir uns, was Trump jetzt schon wieder verzapft hat. Den Mann als sprunghaft und impulsiv zu beschreiben, ist glatt eine Untertreibung. Da eine Twitternachricht, hier eine Verordnung, die dann gleich wieder von einem Gericht eingestampft wird, Drohgebärden an die eigenen Republikaner und nach Nordkorea, Anschiebungen von illegalen Immigranten. Wir kommen kaum noch zur Ruhe. Gab es jemals unruhigere Zeiten? Und dann fallen mir Kalter Krieg, Pershings, Irakkriege, Tschernobyl, Afghanistan und noch alle möglichen anderen Krisen ein.
In San Francisco erinnert gerade das 50-jährige Jubiläum des "Summer of Love" an eine weitere Phase mit vielen Unruhen und Umbrüchen. Der Vietnamkrieg verstörte and ängstigte viele und brachte unter anderem eine Heerschar von jungen Leuten nach San Francisco im Sommer des Jahres 1967. An die 100.000 verbrachten ihren Sommer im nun deshalb historischen Haight-Ashbury-Viertel und in dem daran angrenzenden Golden Gate Park, um gegen das Etablishment und den Vietnamkrieg zu demonstrieren bzw. eine farbenfrohe, friedlichere Welt mit weniger Zwängen zu propagieren. Mehr Lebensgefühl als politische Einstellung. Musik, Kunst, bunte, verückte Kleidung, Drogen (LSD) und freie Liebe; das alles gehörte zum "Sommer of Love". Jeder kennt das von Scott McKenzie gesungene Lied "If you're going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair", das wie kein anderes das Lebensgefühl dieses speziellen Sommers beschreibt.
Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums bringt San Francisco verschiedene Veranstaltungen, unter anderem auch eine Ausstellung im De Young Museum. Die schauten wir uns vorletztes Wochenende an. Das Museum liegt, wie San-Francisco-Kenner wissen, im Golden Gate Park, also dort, wo sich vor 50 Jahren der "Sommer of Love" zum großen Teil abspielte. Die Ausstellung ist sehr bunt und zeigt Hippie-Kleidung, Konzertposter, Batikkunst, Fotos, Protestansteckköpfe. Auch einen Lichtraum mit Hippiemusik und bunter Lichtshow kann der Museumsbesucher erleben. Mir gefielen besonders die Klamotten. Da würde ich heute auch gerne noch das eine oder andere Stück tragen. Lustig war auch, dass sich viele sogenannte Althippies in der Ausstellung befanden, die mit Batik-T-Shirt bekleidet in Erinnerungen schwelgten.
Auch heute noch zieht es jugendliche Ausreißer in das Haight-Ashbury-Viertel, aber die ziehen es vor, sich auf dem Gehsteig der Haight Street zu lümmeln. Dabei haben sie mindestens zwei Hunde dabei und die Kleidung erinnert eher an Punks ohne Wohnsitz. Von bunt und fröhlich keine Spur. Das Viertel kann aber immer noch mit einigen alteingesessenen interessanten Geschäften punkten: Amoeba ist ein riesiger unabhängiger Plattenladen, der neben CDs auch die guten alten Langspielplatten verkauft. Schlappe 2.200 Quadratmeter Ladenfläche warten auf den Musikliebhaber. Wer wie ich auf Hüte steht, sollte bei Goorin Bros auf der Haight Street vorbeischauen. Das ist eine uralte amerikanische Hutfirma, die 1895 das Hütemachen in Pittsburgh, Pennsylvania anfing. 1949 verlegte die Firma ihren Sitz nach San Francisco. Die Firma ist immer noch in Familienbesitz. Das erste eigene Hutgeschäft machte die Firma dann 2006 in North Beach in San Francisco auf, dann folgte das auf der Haight Street. Vorher verkaufte Goorin Bros seine Hüte nur über den Großhandel. Wer auf Vintage-Klamotten steht, kommt bei "Decades of Fashion" auf seine Kosten. Der Laden führt Kleidung aus allen möglichen Epochen.
Und dann gibt es noch "Mendel's", wo Michael seine verückten Stoffe kauft, um Staubschutzhauben für seine elektronischen Apparate zu zaubern und die Löcher in seinen Hosen zu flicken. Das Geschäft führt auch alle möglichen Schreibwaren und Bastelsachen. Unsere neu bezogenen Stühle (Abbildung 5) ziert zum Beispiel ein Sushi-Stoff von "Mendel's". Den Laden gibt es seit den 60igern, der hat also den "Summer of Love" tatsächlich miterlebt.
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