07.05.2017   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 120  
San Francisco, den 07.05.2017


Abbildung [1]: Teurer Spaß: 350 Dollar Schaden am Auto.

Michael Neulich funkte mich Angelika per SMS während der Arbeitszeit an und berichtete aufgeregt, dass unser (relativ) neues Auto, ein 2011er Honda Fit, genannt "Brummi", Zicken machte und das automatische Getriebe auf einmal die Gänge höchst ungraziös reinrammte. Auf meiner "Automatic"-App auf dem Handy konnte ich ablesen, dass das Automatik-Getriebe einen Fehler meldete und ich rief meinen Mechaniker an, um einen Termin in seiner Werkstatt auszumachen. Aber der winkte ab, meinte, vom Getriebe lasse er normalerweise die Finger, und verwies mich an einen Getriebespezialisten im Bezirk Outer Mission. Au weia, dachte ich, das wird teuer.

Abbildung [2]: In der Outer Mission ist die Welt noch wie vor 20 Jahren, bevor die ganzen Techie-Lemminge kamen.

Dort bekam ich gleich einen Termin und lieferte Brummi ab. Ein paar Stunden später rief mich der Getriebefritze zurück und erzählte gut gelaunt, er hätte gute und schlechte Nachrichten. Die gute wäre, dass das Getriebe in Ordnung sei. Die schlechte: Ein Nagetier, höchstwahrscheinlich eine Maus, hätte im Motorraum einige Kabel angenagt und einen Kurzschluss erzeugt, der einen Sensor zum Getriebe lahmgelegt hätte. Und letzeres ist darauf programmiert, bei jedwegen Fehlern in den sogenannten Fail-Safe-Modus zu schalten die Gänge fürderhin nur so reinrammen, damit der Fahrer in Panik verfällt und den Wagen gleich bei der nächsten Werkstatt abgibt.

Abbildung [3]: Das angeblich ratzensichere Honda-Klebeband.

Zum Takt von 350 Dollar für die elektrische Diagnose und den Austausch von ein paar Kabeln bekam ich Brummi zurück und dachte darüber nach, wie es dazu hatte kommen können. Gut, in unserer Tiefgarage steht Brummi genau neben der Kompostmülltonne, also feiern dort die Ratzen des Nachts ihre Feste, schon klar. Und im Januar war es einige Tage lang ungewöhnlich kalt (fast null Grad!), und da Angelika das Auto täglich bewegt, blieb es nach dem Abstellen jeweils eine Stunde mollig warm und zog wohl fröstelnde Nager an, die nebenbei auch noch einen kleinen Snack wollten.

Im Internet kursieren übrigens Gerüchte, nach denen Autohersteller die Ummantelung von Kabeln im Motorraum seit neuestem aus Umweltschutzgründen vermehrt aus nagerfreundlichem Material aus Soja fertigen. Die guten alten PVC-Mäntel aus den 90ern sollen eher abschreckend wirken, so das Internet. Und in der Tat hat unser 1991er Acura Integra, der legendäre Perly Perlman, bestimmt fünf Jahre auf dem gleichen Stellplatz geparkt, ohne dass irgend ein Kabelnager Schaden angerichtet hätte.

Honda scheint sich des Problems bewusst zu sein und bietet unter der Teilebezeichnung "4019-2317 Rodent Tape" ein spezielles Klebeband zum horrenden Preis von 30 Dollar pro 20-Meter-Rolle an. Angeblich sollen damit umwickelte Kabel Mäuse abschrecken. Ich habe mir eine Rolle gekauft und probiere mal, ob's was hilft.

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