Angelika/Mike Schilli |
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Michael Dass bei uns im Viertel katastrophale Parkverhältnisse herrschen, haben wir schon oft beschrieben, aber in letzter Zeit hat sich die Lage nochmals zugespitzt. Mittlerweile gibt es zu allem Überfluss auch noch die Anwohnerparkzone "Z", deren Umfang durch entsprechende Verkehrszeichen ausgewiesen ist und in deren Bannkreis man werktags von 8 bis 18 Uhr nur 2 Stunden parken darf, wenn man keine entsprechende Plakette am Auto hat.
Die Plakette bekommt nur, wer in der jeweiligen Straße wohnt. Nun ist unsere Bude auf der 24sten Straße, wo es keine Parkzone sondern nur Parkuhren gibt, also sind wir gearscht, kriegen keine Plakette und müssen in den wenigen verbliebenen parkzonenfreien Nebenstraßen suchen, bis wir schwarz werden! Erst hatten nur wenige Straßen die Regelung, aber immer mehr Anwohner konnten dann keinen Parkplatz mehr finden und reichten Bürgerbegehren ein, damit auch ihre Straße in den Unsinn einbezogen wurde.
Wir haben ja mittlerweile zwei Autos, den alten Perlman und die neue Rakete (Rundbrief 02/2008). Die Rakete steht in der Garage, der Perlman muss auf der Straße übernachten. Das heißt aber auch, dass wir wieder die guten alten Parkspiele (Rundbrief 07/2001) spielen müssen: Einmal in der Woche kommt das Kehrauto und dann muss der Perlman umgeparkt werden, sonst gibt's einen Strafzettel, der $40 kostet.
Allerdings gibt man ungern einen guten Parkplatz auf, und viele Leute fahren nur kurz weg, lassen das Kehrauto durchfahren und drängeln sich dann sofort wieder auf den alten Platz. Was Touristen nicht wissen, und Einheimische nur ungern preisgeben: Selbst wenn auf dem Verkehrschild (Abbildung 1) steht, dass das Kehrauto am dienstag zwischen 12 und 14 Uhr durchfährt, kann man während dieser Zeitspanne trotzdem dort parken, nachdem das Kehrauto durchgefahren ist.
Durch jahrelange zeitraubende Studien habe ich herausgefunden, dass das Kehrauto in der 23rd Street, wo die Straßenreinigung laut Verkehrsschild dienstags zwischen 12 und 14 Uhr stattfindet, fast auf die Minute genau um 12:25 durchfährt. Ich nehme an, dass der Kehrmeister nach einem festgesetzten Zeitplan vorgeht, der irgendwo im Geheimarchiv der Stadt San Francisco festgelegt ist, und den er lesen, sich einprägen und dann aufessen muss.
Video: Dokumentarvideo: Das Kehrauto kommt in unsere Gegend. |
Vor dem Kehrauto fahren die von mir sogenannten Wespen (Rundbrief 07/2001) her, die die Strafzettel verteilen. (Der offizielle Name dieser schnuckeligen Dreirädler, deren Fahrer Fahrradhelme tragen, ist übrigens "Interseptor".) Der Trick ist also, ein dort geparktes Auto etwa um 12:15 wegzufahren, in der Nähe zu lauern, und sobald das Kehrauto um 12:26 durch ist, wieder den alten Parkplatz zu beschlagnahmen.
Da ich dienstags immer von zuhause arbeite, gehe ich mittags schnell aus dem Haus, hole das Auto und parke es um. Neulich habe ich sogar ein Dokumentarvideo (siehe oben) gedreht und es auf Youtube hochgepumpt. Wenn ihr genau hinseht, fällt euch sicher auf, dass, noch während das Kehrauto durchfährt, schon die ersten Lauerer hinter dem Kehrauto einparken! Zum Totlachen!
Überreglementierungen dieser Art sprießen übrigens in San Francisco wie Pilze aus dem Boden. Aus der ehemaligen Revoluzzerstadt ist ein Heim für frühvergreiste Enddreißiger geworden, die nichts Besseres zu tun haben, als sich in ihre millionenschweren Häuser zu setzen, ihr Geld zu zählen und Stadtteilinitiativen zu starten, wenn's mal keine Parkplätze gibt. Neulich hatten wir den Perlman fast eine Woche lang auf der Jersey Street in unserem Viertel geparkt, und das darf man wegen einer relativ unbekannten und absurden Vorschrift eigentlich nicht: Die Höchstparkdauer ist 72 Stunden, dann muss man das Auto mindestens einen Straßenblock weit bewegen. Daran hält sich eigentlich niemand, doch prompt hängte uns so ein Sesselfurzer aus der Jersey Street einen Zettel ans Auto und beschuldigte uns mit wüsten Worten (Abbildung 2). Was für ein Idiot!
Und wenn die Firma Google ihre Angestellten mit dem Shuttle in San Francisco abholt und diese Busse durch die nachts ruhigen Gassen brummen, wird auch gleich Zeter und Mordio geschrieen. In Abbildung 3 seht ihr die entsprechende Meldung im Stadtteilblatt "Noe Valley Voice". (In der Überschrift steht übrigens das selten verwendete Verb "to rankle", schaut im Wörterbuch nach was es bedeutet.) Unter coolen Leuten gibt es deswegen wieder die Tendenz, ins südamerikanische Viertel Mission oder gar in ziemlich heruntergekommene Gegenden wie Hunters Point (Rundbrief 02/2008) zu ziehen, um den angepassten Möchtegern-Alternativen in unserem Viertel zu entfliehen.
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