Fitness-Studio
(Michael) Da ich auch nicht mehr der Jüngste bin und angeblich, wie mir Angelika immer wieder einzureden versucht, Fett ansetze, habe ich mich eines samstags ins Auto gesetzt und kurzerhand beim Fitness-Center angemeldet. 24-Hour-Fitness heißt der Laden, eine Kette, die in vielen Städten der USA vertreten ist und, wie der Name sagt, 24 Stunden am Tag geöffnet ist. Man könnte also auch nachts um Drei Gewichte heben, wenn man das wollte, das war mir wichtig, haha. Ich bin ja fitnessmäßig überhaupt nicht auf dem Laufenden und es ist ja wirklich erstaunlich, wie computerisiert die Gerätschaften heutzutage sind. Im Center stehen Hunderte von Geräten rum, es gibt die guten alten Gymnastikfahrräder auf denen man rumstrampelt, aber die sind natürlich heute alle computergesteuert. Wenn man sich auf ein Gerät draufsetzt, muss man zunächst sein Alter und die gewünschte Herzfrequenz eingeben, dann strampelt man los und der Computer macht das Fahrradfahren gerade so schwer, dass der Puls, der mit raffinierter Technik über die Hände, die Griffe umfassen, gemessen wird, nach einer Aufwärmphase langsam ansteigt, die eingestellte Höchstmarke erreicht und die eingestellte Zeitspanne hält und nicht überschreitet. Auf den Skalen rattern dann, während man strampelt, unzählige Messwerte vorbei: Wieviele Kalorien pro Stunde man jetzt genau verbrennt, wieviele Meilen man schon gefahren ist usw. Weiter gibt's die Stepmaster, wo einem eine Rolltreppe entgegenkommt und man hochlaufen muss, auch alles computergesteuert. Stepper, wo man auf zwei Pedalen steht, und auch wie auf einer Treppe hochläuft, da kann man dem Computer richtige Gebirgstrecken vorgeben, wo steile Passagen sich mit flacheren abwechseln.
In der Aufnahmegebühr waren zwei Stunden mit einem "Personal Trainer" enthalten, das ist der neueste Gag in Amerika. Man geht nicht einfach ins Fitnessstudio, sondern nimmt sich einen Trainer, der sich exklusiv nur um einen selbst kümmert, der ausrechnet, bis zu welcher Herzrate die Gymnastik gesund ist und nach den Wünschen ("Ich hätte gerne einen flacheren Bauch und aufgepumpte Oberarme wie Til Schweiger"), ein Programm zusammenstellt, einen auf Schritt und Tritt begleitet und laufend Tipps abgibt, wie man einen effektiveren "Workout" hinlegt. Wenn man nicht auf der Straße joggen will, kann man im Fitnesscenter in einer Tretmühle laufen, da läuft ein Fließband mit voreingestellter Geschwindigkeit und auch Berg- und Talstrecken lassen sich dort einstellen. Als ich das erste Mal auf dem Band stand, war es mir zunächst zu langsam und ich drückte wie wild auf den "Schneller"-Knopf, freilich nicht wissend, dass das Band nur sehr langsam beschleunigt aber die Tastendrücke speichert. So wurde das Band immer schneller, ich begann schneller und immer schneller zu laufen, bis ich schließlich wie wild auf die "Langsamer"-Taste hämmern musste, damit's mich nicht aus der Tretmühle katapultierte. Während man auf den Maschinen herumwerkelt, lesen übrigens viele Leute Bücher oder hören Walkman, und auch Fernseher stehen überall herum. Die Beleuchtung gewährt den Passanten, die draußen auf der Straße vorbeigehen, ein lustiges Bild, lauter Leute, die in Tretmühlen und ähnlichem Gerät strampeln. Mein persönlicher Trainer heißt übrigens "Juan Carlos", ganz wie der König von Spanien und ist Mexikaner, von oben bis unten tätowiert, fand ich bombenwitzig. Und als er mir in der Gewichtehalle die ganzen Gerätschaften zeigte, begrüßten ihn die ganzen Muskelmänner dort, allesamt finster dreinschauende Bösewichte, denen ich nicht im Dunkeln begegnen möchte. Aber der kleine Michael hatte ga-ha-r kei-ne Angst, denn er hatte ja seinen persönlichen Trainer dabei, lalala! Zurück ins Funkhaus, Angelika, übernehmen Sie!