Angelika/Mike Schilli |
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Michael Wir wohnen ja nicht gerade auf großem Fuß in einer kleinen Stadtwohnung, müssen daher Platz sparen und stets darauf achten, dass alter Krempel, den wir nicht mehr nutzen, zügig verschwindet. So alle halbe Jahre gehen wir deshalb durch unseren Kleiderschrank und sortieren gnadenlos aus. Das alte T-Shirt, das im Stapel immer weiter nach unten rutscht und seit sechs Monaten nicht mehr getragen wurde? Weg damit. Die Hose zu eng? Und tschüß. Oder der alte Computermonitor, der zwar noch gut ist, aber halt durch neuere Technologie ersetzt wurde? Muss alles raus.
Doch wohin damit? Für Gebrauchtkleidung oder Haushaltsgegenstände gibt's keinen Markt auf Ebay und auch das Verscherbeln über lokale Internet-Foren wie Craigslist oder einem selbst organisierten "Garage-Sale" ist oft mehr Arbeit als geplant. So bietet es sich an, nicht mehr benötigte Dinge an einer der vielen Stellen für "Donations" abzugeben. Sogenannte Thrift-("Treibholz")-Stores nehmen die Sachen als Spenden an und verkaufen sie nachher gewinnbringend im Laden. Je nach Organisation gehen die Erlöse dann an einen guten Zweck.
Goodwill ist einer der professionellsten Thrift-Stores mit mehr als 3200 Zweigstellen weltweit. Mir gefällt besonders an dem Laden, dass er mit eiserner Hand geführt wird. Die Angestellten sind auf Zack. Kommt man mit Krempel an, spurtet gleich einer her, nimmt ihn entgegen und das Formular zum Absetzen auf der Steuererklärung liegt auch schon bereit. Man schreibt einfach rein, wieviel die einzelnen Teile noch wert sind und fertig ist der Lack. Ich habe noch nie länger als 5 Minuten an der Abgabe gestanden.
Außerdem achtet Goodwill extrem auf Sauberkeit, die Läden sind blitzeblank wie Boutiquen und es hängen auch keine Penner rum, die den Laden als ihr Wohnzimmer betrachten. Dass Goodwills Führungsriege wegen hoher Einkünfte laut Wikipedia Kritik erntet, finde ich lachhaft, gutes Führungspersonal kostet eben. Außerdem werfen sie die Erlöse nicht einfach irgendwelchen aggressiven Nichtsnutzen in den Rachen, die damit nur schnell zum nächsten Drogendealer rennen, sondern fördern Projekte, die sozial unglücklich Gestrandete wieder ins Berufsleben integrieren. Das ist in San Francisco nicht selbstverständlich, dort wird nach dem Motto "Viel Geld hilft viel" das Steuergeld mit der Gießkanne planlos auf die Obdachlosen ausgeschüttet, aber es geht seit Jahrzehnten immer weiter bergab.
Allerdings nimmt Goodwill bei weitem nicht alles an Spenden an. Alte Haushaltsgeräte wie Kühlschränke oder Trockner verstellen wohl die kostbare Verkaufsfläche und auch Matratzen und große Möbelstücke weisen sie zurück. Ich hatte sogar schon mal Probleme, ein paar noch gut aussehende Ikea-Regale loszuwerden, musste ein bisschen rumfahren, aber schließlich erbarmte sich ein Thrift-Store im Mission-Distrikt, sie mir zum Nulltarif abzunehmen.
Nun kostet Ladenfläche in San Francisco Unsummen von Geld, und das ist mit einem Trödelladen kaum wieder reinzuholen. Allerdings steht auch manches kommerzielle Gebäude vorübergehend leer, während sich die Eigentümer einen neuen Mieter suchen, und da springt Goodwill dann kurzfristig in die Bresche und richtet einen sogenannten Pop-Up ein, so eine Art wie aus einem Aufklappbuch hochschnellendes temporäres Verkaufsareal, mit einer Verkaufsfläche, die nur Vorhänge von baufälligen Gebäudeteilen trennen. Zum Beispiel ging in San Franciscos Viertel SoMa vor einem Jahr der Laden des Sportaustatters "Sports Authority" auf der Folsom-Street pleite. Er hatte ein riesiges Kaufhaus betrieben, und schwupps, kam ein Goodwill-Popup rein, der jetzt schon seit einem halben Jahr dort brummt. Wir haben dort schon zweimal Sachen abgegeben. Der Laden ist stets voll, die Sachen werden so schnell verkauft, wie sie ankommen, es ist eine reine Freude, dem Treiben zuzusehen. Wir haben sogar in der Abteilung mit kleinen Möbeln rumgeschnuppert, einige fast schon antik anmutende schöne Teile gesehen, aber leider, wie gesagt, ist kein Platz in unserem Zuhause, vielleicht in einem anderen Leben!
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