Angelika/Mike Schilli |
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Angelika Im November hat San Francisco einen neuen traurigen Rekord aufgestellt. Wir hatten offiziell die schlechteste Luft der Welt, schlechter noch als Peking. Die Ursache war ein Waldbrand im Norden, in dem kleinen Städtchen Paradise. Der Ort liegt zwar satte 3 Autostunden nördlich von San Francisco, im Landkreis Butte County, aber Wind und Wetter brachten uns die schlechte Luft, die mit Rußpartikeln angefüllt war. Wir lebten mehr als eine Woche lang wie unter einer Dunstglocke. Die Sonne war eigentlich nie so richtig zu sehen, sondern verbarg sich hinter einem grauen Schleier. Es roch wie angebrannt und alle Fenster ließen wir eine Woche lang fest verriegelt. Lüften und Rausgehen war absolut tabu oder wir taten es nur, wenn es absolut notwendig war. Ich habe mich noch nie so sehr nach frischer Luft gesehnt wie in diesen Wochen.
Feuer hat es in Kalifornien schon immer gegeben, aber noch nie kamen sie so gehäuft vor oder zerstörten so viel Landschaft und Siedlungen. Ursachen gibt es dafür viele, wie zum Beispiel trockenere Winter mit nur wenig Regen durch das sich verändernde Klima. Ich erinnere mich noch gut daran, als wir Ende 1996 nach San Francisco zogen. Es schüttete wie aus Eimern und ich fühlte mich gleich heimisch, weil es wie in Norddeutschland regnete und regnete und regnete. Mitllerweile regnet es ab und zu im Winter, aber eben nicht genug, um die Vegetation genug zu durchfeuchten und die grauen Hügel in grüne Oasen zu verwandeln. Und ein Bundesstaat, in dem es in den übrigen Monaten des Jahres nicht regnet, braucht viel Winterregen und in den höheren Lagen Schnee.
Des Weiteren ist Kalifornien für amerikanische Verhältnisse sehr dicht besiedelt und menschliche Behausungen befinden sich viel zu dicht an oder in Waldgebieten. Der Ort Paradise war praktisch in den Wald hinein gebaut. Ein Funke reichte, um das Inferno zu starten. Man weiß noch nicht mit absoluter Sicherheit, was die Ursache für das Feuer in Paradise war, vermutet aber, dass sich eine Stromleitung durch den Wind löste und anfing, Funken zu sprühen.
Stromleitungen laufen hier in Kalifornien in der Regel immer noch überirdisch. Dann braucht nur ein starker Wind zu kommen und das Drama ist vorprogrammiert. Denn oft hängen die Stromleitungen dicht an Bäumen und Zweigen. Unser Stromversorger PG&E (Pacific Gas & Electric) ist mittlerweile so in der Bedrouille, dass viele munkeln, dass die Firma pleite gehen wird durch die eingereichten Klagen und die Entschädigungszahlungen, die unter Umständen auf die Firma zukommen. Das letzte Feuer in Napa Valley vor ein paar Jahren geht schon auf das Konto von PG&E und die entsprechende Klagewelle beschäftigt die Gerichte.
Auch in Paradise haben sich schon einige Betroffene Rechtsanwälte gesucht, obwohl noch nicht klar ist, was die Ursache für das Feuer war. PG&E geht mittlerweile dazu über, vorbeugend den Strom abzuschalten, wenn die Feuergefahr zu groß ist. Das Weingebiet Napa traf diese vorbeugende Maßnahme im Oktober, und kleine Geschäfte mussten sich mit den Verlusten ihrer Tageseinnhamen abfinden. In Calistoga, ein Ort den wir regelmäßig besuchen (Rundbrief 04/2006), verlor ein kleines CafĂ©, die Calistoga Roastery, die wir auch immer frequentieren, wenn wir dort sind, 3000 Dollar durch den stromlosen Tag. Aber nicht immer sind die Stromleitungen Schuld. Ein weiteres Feuer in Kalifornien entstand, weil ein Mann einen metallischen Zaunpfosten inmitten übertrockener Vegetation mit einem Hammer bearbeitete und dadurch Funken sprühten.
Erstaunlicherweise verschlimmern sich die Feuer auch dadurch, dass sie besser und schneller gelöscht werden. Auch das liegt wieder am Menschen, denn wenn Häuser immer mehr an die Natur angrenzen, versuchen Feuerwehrleute, die Häuser zu retten und lassen das Feuer nicht einfach brennen. Kleinere Feuer sind aber wichtig für die Flurbereiningung und verbrennen Gebüsch und Gräser, die sonst größere Feuer anheizen. Auch in Kalifornien kommt immer mehr das Thema der kontrollierten Feuer auf, die größere verhindern helfen. Leider werden wir wohl noch so manches Mal schlechte Luft durch Feuer in San Francisco erleben, denn jahrzehntelang wurde das Problem einfach verdrängt und es jetzt zu lösen kostet viel Geld und Zeit.
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