Angelika/Mike Schilli |
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Neue Bay Bridge: Endlich fertig
Briefwahl aus dem Ausland
Weirdstuff Wertstoffhof
People Behaving Badly
Venice Beach
Poke
Toppprodukt: Das Jawbone Up-Band
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Michael Einwohner der Stadt San Francisco und der umliegenden "Bay Area" können Los Angeles ja auf den Tod nicht ausstehen, aber wir stehen bekanntlich über solchen Vorurteilen und fahren hin und wieder runter. Dazu muss man sagen, dass der Amerikaner, wenn er "Los Angeles" sagt gar nicht nur die Innenstadt selbst meint, sondern eine Ansammlung von ein paar Dutzend Vororten, die sich lose zu einer Metropole zusammenkoppeln, in der 20 Millionen Menschen leben. Jeder dieser Vororte ist komplett anders, und wer Los Angeles queerbeet pauschal beurteilt, hat schlichtweg keine Ahnung.
Wir fühlen uns zum Beispiel in "Venice" sehr wohl. Diese Gegend von L.A. kennt ihr vielleicht wegen dem "Muscle Beach", an dem bekanntlich schon Arnold Schwarzenegger in den Achziger-Jahren seine Muskeln in dem öffenlichen Freiluft-Fitnesscenter am Strand stärkte. Heutzutage stemmt dort kaum noch jemand Hanteln, aber wir haben uns Fahrräder gemietet und sind am breiten Sandstrand entlang fast bis hoch nach Malibu gefahren. In Abbildung 2 seht ihr Angelika mit einem sogenannten Cruiser-Fahrrad, einer Art Hollandfietze mit extra breitem Sattel und bequem montierten Lenker zum langsamen Entlangdüsen an der Strandpromenade. Hat schlappe $20 pro Tag und Fahrrad gekostet. Zum Vergleich: Mietautos in Los Angeles kriegt man ebenfalls oft schon für $20 am Tag! Im Korb von Angelikas Fahrrad in Abbildung 2 liegt übrigens, wenn ihr das Bild vergrößert und genau hinseht, ein Rucksack mit einem unauffälligen "Y!"-Logo. Das ist, sagt's nicht weiter, das geheime Erkennungszeichen eines Yahoo-Mitarbeiters. Neulich hat uns in Las Vegas jemand deswegen im Hotelaufzug angesprochen.
Die Strandpromenade ist heutzutage eine interessante Mischung aus Touristen, gestrandeten Existenzen, zwielichtigen Gestalten und Obdachlosen. Im Winter braucht ihr da nicht hinzufahren, aber im Sommer ist dort echt die Hölle los. Am Strand kann sich jeder, der eine Trommel besitzt, den Trommlern von Venice Beach anschließen und stundenlang heiße Rhythmen hämmern. Händler bieten allen möglichen Krimskrams vom Henna-Tattoo bis zu bemalten Totenköpfen feil, in den Läden an der Promenade steht ein breites Sortiment zum Verkauf, von Touri-Läden mit T-Shirts mit anzüglichen Aufdrucken, über Tätowier-Studios, oder Doktoren, die für $40 ein Rezept für medizinisches Marihuana ausstellen, bis zum Haschpfeiferlgeschäft ist da eigentlich alles dabei.
Das Ganze ist nicht immer ganz aufgeräumt, die nicht gerade für ihre Zimperlichkeit bekannte Bullerei von L.A. ist ständig präsent und schreitet hin und wieder ein wenn eine verkrachte Existenz durchdreht, aber alles läuft erstaunlich gewaltfrei ab. In den dunklen Gassen abseits der Promenade sollen angeblich öfter Leute ausgeraubt werden, allerdings sind wir noch nie auch nur in eine annähernd brenzlige Situation geraten. Gut, gut, hin und wieder muss man mal über einen verrückten Obdachlosen steigen, der sich quer auf den Gehweg hingelegt hat oder ein Irrer schreit irre rum, aber wir sind aus San Francisco ja einiges gewöhnt und machen uns da weiter keinen Kopf.
Dann ist da noch die Nobelecke von Venice, von der der Ort seinen Namen hat: Das Viertel mit den kleinen Venedig-gleichen Kanälen. Dort stehen hauptsächlich Ferienhäuser der Superbonzen, die allerdings die meiste Zeit leer stehen, sodass das Ganze einen etwas gespenstischen Eindruck macht, obwohl die Häuser wirklich geschmackvoll gebaut und eingerichtet sind.
Los Angeles zeichnet sich vor allem durch eine Vielzahl von absoluten Weltklasserestaurants aus. Auch wenn auf den Straßen nicht immer alles blitzblank gewienert ist, unterliegt auch jede noch so kleine Spelunke dem strengen Gesundheitsamt der Stadt, das in regelmäßigen Abständen durch strenge Kontrollen sicherstellt, dass nach strikten Hygienevorschriften gekocht und serviert wird. Jedes Etablissement muss die vom Gesundheitsamt vergebene Sauberkeitsnote (von A-C) groß und breit im Fenster aushängen (Rundbrief 03/2009). Ich habe dort noch nie etwas anderes als ein "A" gesehen, alles andere würden die verwöhnten Einwohner von Los Angeles vermutlich niemals betreten.
Und das Essen ist tatsächlich spektakulär. Besonders in der Kategorie "Sushi" müsst ihr euch das so vorstellen: Sushi-Restaurants in der Bay Area rund um San Francisco sind im Schnitt ungefähr zehmal besser als in Deutschland. Was in Deutschland an Sushi serviert wird, würde man in der Bay Area nicht mal einem Hund vorsetzen. Fährt man dann runter nach Los Angeles, ist das Sushi auf einmal nochmal zehnmal so gut, unvorbereitete deutsche Touristen würden einen bleibenden Sushischock erleiden! Und wer jetzt meint "mein Gott, der Alte ist ja völlig übergeschnappt, mein superteurer Edeljapaner in München produziert erstklassiges Sushi", der schaut sich am besten die Dokumentation "Jiro -- Dreams of Sushi" an und lernt, dass zu erstklassigem Sushi weit mehr gehört, als frischen Fisch (den es in München ja nicht mal eingeflogen gibt!) in Scheiben zu schneiden. Rundbriefleser wissen mehr.
In Los Angeles herrscht eine gnadenlose Konkurrenz zwischen den Restaurants, es gibt so viele gute, dass die Leute total verwöhnt sind und sofort herummäkeln, wenn irgend etwas nicht hundertprozentig schmeckt. Das spornt auch den Betreiber der kleinsten Spelunke an, denn falls das Essen nichts taugt, spricht sich das schnell auf Internetseiten wie Yelp herum, und er kann den Laden wegen gähnender Leere dichtmachen.
Und natürlich schmeckt in einem brodelnden Topf gemischter Nationen wie Los Angeles internationales Essen allgemein ganz hervorragend. Ob das nun Sandwiches vom Miniladen um die Ecke sind, der Spanier in der kleinen Gasse oder ein deutsch angehauchtes Wurstetablissement namens "Wurstküche", in dem der Barmann Kellerbier der Firma "Zwickl" aus Bayreuth ausschenkt: Immer ist irgendein besonderer Kick dabei, damit sich ein Laden aus der unüberschaubaren Masse abhebt.
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