Die Lewinsky-Affäre
(Michael) Wie ihr sicherlich alle mitgekriegt habt, geht's hier in Amerika zur Zeit dem Präsidenten Bill Clinton an den Kragen, der eine Affäre mit einer Praktikantin im weißen Haus hatte und dies in einer Aussage vor der sogenannten "Grand Jury" unter Eid bestritt. Jetzt hat aber die Praktikantin eine detaillierte Aussage gemacht und minutiös geschildert, was da im einzelnen für interessante Dinge abgelaufen sind. Das ganze Verfahren war geheim und ein gewisser Ken Starr hatte die Aufgabe, die Aussagen und Erkenntnisse in einem noch geheimeren Bericht aufzuschreiben. Der Kongress, also das Gremium, in dem die ganzen Abgeordneten sitzen, hat sich nun überraschend dafür ausgesprochen, diesen Bericht der Öffentlichkeit zugänglich zu machen -- nicht in einer Zeitung, sondern, weil man ja nicht auf dem Mond lebt: Auf dem Internet! Dass da bei AOL die Post abging, könnt ihr euch vorstellen. Am Tag vor der geplanten Veröffentlichung wurden Teams zusammengestellt, die, sobald der Bericht auftauchen würde, diesen abtippen, in ein geeignetes Format umsetzen und auf die AOL-Internet-Seite stellen würden. Die MyNews-Software (die euer lieber Erzähler mit entworfen und geschrieben hat), die die Nachrichten auf der AOL-Seite anzeigt, enthielt (zum Glück nicht in meinem Teil) noch einen Fehler, den die Jungs noch bis um vier in der Frühe suchten und schließlich beheben konnten. Am frühen Nachmittag überschlugen sich dann die Ereignisse: Die Medienvertreter, darunter auch einer von AOL, konnten die Regierung davon überzeugen, den Bericht gleich in elektronischem Format herauszugeben, plötzlich tauchte er auf und nur wenige Minuten später war er auf der Webseite zu finden. Sofort setzte der Ansturm auf unsere Server ein, Millionen lasen den Bericht, und konnten es kaum glauben: Da war wirklich bis ins letzte Detail geschildert, wie der Präsident und die Praktikantin sich vergnügten, den prüden Amerikanern fielen fast die Augen raus. Sogleich wurde eine Web-Seite ins Leben gerufen, die daruf hinwies, dass der Bericht für Kinder ungeeignet sei und die Ratschläge gab, wie man seinen Sprösslingen das denn am Schonensten beibringe. Am Wochenende habe ich dann die Daten ausgewertet und nachgezählt, wieviele Leute auf welche Seiten geklickt haben - der Wahnsinn!
So, genug für heute! Zum Schluss noch ein Foto eurer beiden Amerikaner auf Angel Island, der Insel in der San Francisco Bay, die wir an einem Sonntag mit dem Schiff besuchten. Der Nebel lag noch über der Bay, aber die Wolkenkratzer von San Francisco ragten schon raus.